Auszug aus:
Dr. Wolfgang Schiel: “Willibald Pirckheimer –
Humanist, Militärhistoriker und Memoirenautor”,
Militärverlag der DDR 1988 / Foto: A. Erdmann, 2006
Willibald Pirckheimer wurde
am 5. Dezember 1470 in Eichstätt geboren. Er war der
letzte männliche Vertreter einer Patrizierfamilie,
die seit fünf Generationen in Nürnberg zu Hause war.
Zu den Traditionen der Pirckheimers gehörten nicht
nur kaufmännische Erfolge, landesweites Ansehen als
Juristen und Diplomaten, frühhumanistisches
Bildungsstreben und bibliophile Leistungen. Für die Reichhaltigkeit und Kostbarkeit der
Pirckheimer-Bibliothek sprach die Bewunderung der
Zeitgenossen. Sie galt unter Kennern als eine Zierde
Deutschlands. Als 1484 die ersten 33 Bücher
humanistischen Inhalts in die Nürnberger
Stadtbibliothek gelangten, existierte bereits der
Grundstock der von Pirckheimers Familie geschaffenen
einmaligen Büchersammlung. Die europäische
Ausbreitung des Buchdrucks hat den Aufbau der
Pirckheimer-Bibliothek weiter beschleunigt.
Willibald Pirckheimer erwarb aus dem Nachlaß von Regiomontanus einen bedeutenden
naturwissenschaftlichen Beistand. Ferner nutzte er seine weitreichenden
Verbindungen, um sich von überallher, ohne Rücksicht
auf die Kosten, die neuesten Drucke zu beschaffen.
Wurden Ende des 15. Jahrhunderts für eine
Vergil-Handschrift etwa 100 Gulden bezahlt, so
wurden 25 Jahre später für den Druck noch 12 Gulden
verlangt. 1504 konnte sich Pirckheimer rühmen, alle
griechischen Werke zu besitzen, die in Italien
gedruckt worden waren. Seine Bibliothek stand allen offen,
während andere ihre erworbenen Handschriften
engstirnig verbargen, machte es ihm ein Vergnügen,
geeignete Herausgeber für seine Schriften zu
gewinnen. Ende des 15.Jahrhunderts gab es insgesamt
erst 600 deutschgedruckte Werke. Noch 1518 überwogen
die lateinsprachigen gegenüber den deutschen
Ausgaben um das Neunfache.