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Nachrichten aus der Pirckheimer-Gesellschaft

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Mammen Wir gratulieren unseren Mitgliedern: Zum 40. Geburtstag: Matthias Aßhauer (Mannheim) am 3. 1. Zum 60. Geburtstag: Rüdiger Schütz (Berlin) am 8. 1., Michael Bühnemann (Berlin) am 20. 1., Jürgen Meyer Jurkowski (Hamburg) am 27. 1., Herbert A. Gornik (Berlin) am 29. 1., Joachim Pohl (Berlin) am 27. 2. Zum 65. Geburtstag: Gottfried Sauermann (Radebeul) am 13. 1., Joachim Puttkammer (Graal-Müritz) am 13. 1., Volker Sobottke (Berlin) am 4. 2., François Melis (Berlin) am 8. 2. Zum 70. Geburtstag: Dr. Manfred Zielinski (Berlin) am 12. 2., Helmut Reubelt (Dortmund) am 19. 3., Dr. Klaus Walther (Zwönitz) am 25. 3. Zum 80. Geburtstag: Dr. Wolfgang Claassen (Essen) am 13. 3. Zum 85. Geburtstag: Karl-Heinz Köhler (Bad Windsheim) am 4. 1. Zum 86. Geburtstag: Prof. Dr. Theodor Brüggemann (Köln) am 15. 3. Zum 87. Geburtstag: Dr. Rolf Jakob (Langenbogen) am 4. 3., Prof. Walter Schiller (Altenburg) am 18. 3. Zum 92. Geburtstag: Hildegard Glaß (Leipzig) am 24. 3. Zum 95. Geburtstag: Lotte Roth-Wölfle (München) am 18. 3. Zum 99. Geburtstag: Fritz Treu (Radebeul) am 20. 2. Neue Mitglieder: Ernst Joachim Bauer, Buchhändler und Antiquar, Ulm. Klaus Braden, Pfarrer, Königsbronn. Pavel Mestanek, Angestellter, München. Dr. Ingo F. Müller, Chemiker, Berlin. Jürgen Noffz, Antiquar, Oldenburg. Thomas Skowronska, Antiquar, Berlin. Neuer Auftritt der Pirckheimer-Gesellschaft im Internet. Mit der Etablierung des World Wide Web fand sich auch rasch ein Internetauftritt der Pirckheimer-Gesellschaft, gestaltet und langjährig betreut von unserem Magdeburger Mitglied Ralf Wege. In diesem Jahr hat der Berliner Pirckheimer Abel Doering die Modernisierung, den Ausbau und die Betreuung der Seite übernommen. Integriert wurde eine ausführliche Suchfunktion, die auch Mitglieder und Sammelgebiete umfaßt, sowie umfangreiche Darstellungen zu Jahresgaben und zu den Marginalien, einschließlich zu deren graphischen und typographischen Beilagen. Das soll im Laufe der Zeit ausgebaut werden. Im Mitgliederverzeichnis erhält jeder Pirckheimer die Möglichkeit einer Selbstdarstellung als Sammler. Alle daran interessierten Pirckheimer sind aufgerufen, die zur Veröffentlichung vorgesehenen Angaben zur eigenen Mitgliedschaft an den Webmaster zu geben, als Beispiel können die schon vorliegenden der Einträge dienen. Nicht unwichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis, daß die im Mitgliederverzeichnis angegebenen persönlichen Daten von „Webgrabbern“ nicht gefunden werden können, der Einzelne also zum Beispiel durch Angabe der E-Mail-Adresse keine zunehmende Spamflut zu befürchten hat. Weiterhin ist vorgesehen, verstärkt Mitteilungen, Termine, Berichte, Fotos und Publikationen zu veröffentlichen. Der Webmaster bittet deshalb, ihm alle für Pirckheimer und für Außenstehende relevanten Informationen zum Einstellen auf der Seite mitzuteilen. Verstorbene Mitglieder werden mit einem Eintrag geehrt, am besten durch Texte von ihnen nahestehenden Pirckheimern. Die Internetpräsenz der Pirckheimer-Gesellschaft soll jedoch nicht nur der Darstellung unserer Gesellschaft oder zum Auffinden von Terminen oder Mitgliedern mit gleicher bibliophiler Leidenschaft dienen, sondern ist als Arbeitsmittel für alle Freunde des Buches und der Graphik konzipiert. So sind auf der Seite Links zu Galerien, Antiquariaten, Verlagen genauso integriert, wie zu virtuellem Handwerkszeug im Internet wie Bibliothekskatalogen und Buchportalen. Die Internetpräsenz wird attraktiv und wirklich lebendig nur bei aktiver Teilnahme möglichst vieler Pirckheimer. Darum ist jedes Mitglied angesprochen, im Sinne unserer Satzung, „das Sammeln von schönen und wertvollen Büchern, von Graphik und Exlibris“ auch dadurch zu fördern und zu unterstützen, daß es auch das neue Medium Internet nutzt. Die Plattform hierfür findet sich unter http://www.pirckheimer-gesellschaft.org, der Ansprechpartner steht unter pirckheimer@hinterhof-antiquariat.de zur Verfügung. Abel Doering Richard Pietraß las neue Gedichte. Die erste nachsommerliche Pirckheimer-Veranstaltung der Berlin-Brandenburger Regionalgruppe am 14. September 2006 hatte zahlreiche Lyrikfreunde in die Galerie der Berliner Graphikpresse gelockt. Pietraß, an diesem Abend wieder einmal brillanter Moderator seiner selbst, begann mit einem „Wellenritt“, wechselte in den „Wiegeschritt“ und endete mit einem „Luftsprung“. Gedichte vom Reisen, teils aus Lyrikbänden vergangener Jahre, vorwiegend aber aus neueren und neuesten Publikationen, reihten sich spannungsvoll aneinander. Begleitet und geleitet von humorvoll eingestreuten biographischen Anmerkungen und Anlässen ergab sich zugleich auch eine kurzweilige Zeitreise. Erlebnisse von einst, in Belgien, in Frankreich, in der Schweiz, nicht zuletzt auch in der DDR, blitzten auf: ein „selbstmörderischer“ Schwimmausflug um die Insel Ufenau oder die Bierproben im Berenbak, einer belgischen „Krawattenkneipe“, oder die wundersame Umkehr aller Großstadterfahrung an einem autofreien Sonntag in Antwerpen oder die entwaffnende Antwort eines DDR-Funktionärs: „Sie sind doch kein Pflegefall“, auf des Dichters Frage: „Darf meine Frau mitreisen?“ – Die neueren Publikationen lagen bereit: Die Aussicht auf das Wort (Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn), Wiegeschritt (Reihe Stichwort des Leipziger Bibliophilen-Abends), Freigang (Faber & Faber, Leipzig). Den einen oder anderen Zuhörer werden wie mich selbst weitere Gedichte von Richard Pietraß fortan begleiten: Brückenkopf, Die untere Oder, Ostersee, Antwerper Sonntag, Vom Mündel sowieso. In Erinnerung bleibt eine kleine Sternstunde. U. Lang Der hallische Verleger Carl August Schwetschke (1756-1839). Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher, Literaturwissenschaftler am Interdisziplinären Zentrum für Erforschung der europäischen Aufklärung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, hat den hallischen Pirckheimern schon mehrfach seine Forschungsergebnisse über die Geschichte des Buch- und Verlagswesens der Stadt Halle im 18. Jahrhundert vorgetragen. Er hat die Arbeit an diesem Thema fortgeführt und durch die Untersuchung der in der Marienbibliothek Halle lagernden Geschäftskorrespondenz neue Erkenntnisse über Leben und Wirken des hallischen Verlagsbuchhändlers Carl August Schwetschke gewonnen. Nach seinem Buch über den Verleger Johann Justinus Gebauer (Halle/Saale 1998) hat er nun eine Studie Die Verleger Carl Hermann Hemmerde und Carl August Schwetschke veröffentlicht, erschienen als Band 2 der Reihe Hallesche Verlagsanstalten der Aufklärungsepoche (Halle/Saale 2004). Auch hier finden sich im Anhang ungedruckte Briefe und Schriftstücke aus dem Geschäftsnachlaß der Verlage. - Am 26. September 2006, drei Tage vor dem 250. Geburtstag des Verlegers, trug H.-J. Kertscher seine Forschungsergebnisse den hallischen Pirckheimern vor. Die Geschichte des Verlages (Gebauer &) Schwetschke, der bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Halle existierte, beginnt mit der der Verlagsbuchhandlung von C. H. Hemmerde, in der unter anderem Klopstocks Messias erschien (1749 bis 1772), aber auch Wielands Von der Natur der Dinge sowie Bücher des hallischen Philosophen G. F. Meier und A. G. Baumgartens, des Begründers der modernen Ästhetik. Schwetschke, 1756 in der Nähe Magdeburgs geboren und während seiner Ausbildung zum Buchhändler in Deutschland und in der Schweiz weit herumgekommen, war 1781 als Faktor bei Hemmerde eingetreten und war nach dessen Tod 1782 vom Teilhaber zum Inhaber der Firma aufgestiegen. Er heiratete die Tochter seines hallischen Kollegen Gebauer, und so fiel ihm später auch dessen Firma zu. In seinen jungen Jahren brachte er jährlich 30 bis 40 Neuerscheinungen heraus, mehr als Hemmerde. Die napoleonische Zeit brachte seinem Unternehmen - wie für das Verlagswesen überhaupt - schwere Einbußen, doch konnte sich Schwetschke durch seine Sortimentsbuchhandlung über Wasser halten. In seinen späten Jahren verlegte er weiterhin wissenschaftliche Literatur, sicherte seinen Verlag jedoch vor allem durch die Publikation von Reiseliteratur und Lehrbüchern, Wörterbüchern und Lexika, übernahm aber auch den Verlag der berühmten Jenaer Allgemeine Literatur-Zeitung, nachdem deren Herausgeber Schütz eine Professur in Halle angenommen hatte. Stets blieb er dem Geist der Aufklärung verpflichtet. Er beteiligte sich aktiv am kirchlichen und kulturellen Leben Halles und wirkte mit anderen Verlegern an der gesetzlichen Sicherung des geistigen Eigentums, am Kampf gegen das Nachdruckerunwesen mit. - Einen besonderen Reiz gewann die Veranstaltung durch die unerwartete Anwesenheit von Frau Irene Staeves aus Gelnhausen, einer Nachfahrin Schwetschkes, die zu dem Vortrag angereist war und Kopien von Schwetschkes Testament und von Familienbildern sowie das Original eines Medaillons mit dem Bildnis und einer Haarlocke des Verlegers mitgebracht hatte. – Da die Moritzburg zur Zeit umgebaut, modernisiert, die Ausstellungsfläche erweitert wird, mußten die hallischen Pirckheimer sich eine neue Bleibe suchen. Sie haben sie im Händelhaus gefunden. Der Leitung herzlichen Dank dafür! Wolfgang Kirsch Noch einmal: Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv Zeitz. Dem vorangegangenen Bericht bleibt nachzutragen, daß die hallischen Pirckheimer dem Beispiel der Leipziger Freunde folgten und auf ihrem diesjährigen Sommerausflug am 17. Juni 2006 die bemerkenswerte wiedererstandene Stiftsbibliothek im Schloßturm zu Zeitz besucht haben. Die Erlebnisse und Eindrücke dort waren ebenso überraschend und bereichernd wie im Beitrag von Eberhard Patzig (Marginalien, H. 3, 2006, S. 98-99) dargelegt, so daß wir uns seinen Ausführungen an dieser Stelle voller Überzeugung anschließen und diese einmalige und wertvolle Sammlung nur weiter empfehlen können. Ute Willer Kolloquium zu Ehren Herbert Kästners. Der Leipziger Bibliophilen-Abend beging am 1. September 2006 den 70. Geburtstag seines Vorsitzenden, Herbert Kästner. Die festlich-fröhliche Veranstaltung im Leipziger Haus des Buches begann mit persönlichen Gratulationen. Leipzigs Kulturbürgermeister, Dr. Georg Girardet, überbrachte herzliche Grüße der Stadt Leipzig. Mit besonderer Freude begrüßte der Jubilar die mit dem LBA verbundenen Autoren und Künstler, unter ihnen auch die aus Berlin angereisten Volker Braun und Volker Pfüller. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand unter dem Motto Schaffende Bibliophilie ein Kolloquium zu Ehren Herbert Kästners. Begrüßungsworte sprachen Dr. Wolfgang Tittel vom Kuratorium Haus des Buches e.V. und Dr. Dieter Plötner aus den Reihen des LBA, der den Abend auch moderierte. Vom Lobpreis eines Bibliophilen sprach der Dichter Peter Gosse in sehr persönlichen, herzlichen und auch leidenschaftlich bewegten Worten, bittere Kritik an kulturbürokratischen Gegebenheiten einschließend. Prof. Gert Wunderlich, Nestor der Typographie und Buchkunst in Ostdeutschland und Gestalter zahlreicher Drucke des LBA, überreichte eine eigens für diesen Tag gefertigte Collage und erinnerte an von Herbert Kästner verantwortete Editionen des LBA, so mit Texten Bertolt Brechts. Der Kupferstecher und Illustrator Baldwin Zettl berichtete vom Suchen und Finden eines bestimmten Papiers für seine Drucke auf vertrackte, scheinbar umständliche Weise. Dem aufmerksamen Zuhörer aber entging nicht, daß sich hier die Mühsal des Umgangs mit dem Grabstichel in sprachlicher Form niederschlug. Mit Elmar Faber kam ein profilierter Kenner und Wahrer bibliophiler Traditionen zu Wort. Sein mit Marginalien zu H. K. überschriebener Beitrag entpuppte sich als heiter-ironische Miniaturkomödie, ein in zwei Zungen gesprochener fingierter Briefwechsel. Dr. WK, Vorsitzender der Pirckheimer-Gesellschaft e.V., überbrachte deren Grüße und fand ganz eigene Worte zum Phänomen der Bücherleidenschaft(en). Die Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, Birgit Schneider, sprach in erhellenden und warmen Worten über die seit eh und je engen Beziehungen der Deutschen Bücherei zum LBA. Danach überreichte der Vorstand Herbert Kästner einen farbigen Siebdruck des Leipziger Künstlers und Professors der Hochschule für Grafik und Buchkunst Thomas Matthäus Müller, welcher den Jubilar gleichsam »in Gutenbergs Garten« beim intensiven Gießen seiner Bücherpflanzen zeigt – als persönliche Gabe in einer unikat gefertigten, bedruckten Leinenmappe. Für die Mitglieder des LBA wurde diese Graphik als Gabe in einer bedruckten Kartonmappe ausgegeben. Der Vorsitzende dankte allen Beteiligten und lud zu einem Empfang in das Literatur-Café im Haus des Buches. Zusammen mit seinen Familienangehörigen erlebten die Gäste einen geselligen und anregenden Abend. Für dessen musikalische Ausgestaltung sorgte auf dem Akkordeon Jürgen Gottschalk aus Berlin, der zuvor schon die brüderlichen Grüße des Berliner Bibliophilen-Abend übermittelt hatte. Eberhard Patzig Unter dem Titel »Reflexionen« hat Jens Henkel in den Jahren von 1987 bis 1997 in zehn Bänden Selbstzeugnisse von Malern und Graphikern herausgegeben. Das Vorhaben, jährlich einen bildenden Künstler mit eigenen Texten und originalgraphischen Blättern vorzustellen, wurde zunächst mit dem Galeristen Gunar Barthel von der Karl-Marx-Städter Galerie oben und, nach dessen Weggang, mit Bernd Weise realisiert. Ab 1990, nach Gründung der burgart presse, hat Henkel die Reihe weitergeführt und entgegen allen Marktgesetzen und trotz rückläufiger Nachfrage 1997 mit einem der attraktivsten Bände von Carsten und Olaf Nicolai zu Ende gebracht. Die Reihe präsentiert unter anderen Wolfgang Henne, Horst Hussel, Alfred T. Mörstedt, Thomas Ranft, Steffen Volmer, Claus Weidensdorfer, also vorwiegend Künstler aus dem Umfeld der Galerie oben, zu der Henkel seit je enge Beziehungen pflegte. In den zum Teil autobiographischen Texten geben die Graphiker interessante Einblicke in ihr Selbstverständnis und ihre künstlerischen Absichten, und die originalgraphischen Beigaben verleihen den Editionen den Rang bibliophiler Drucke. Am 5. September 2006 berichtete Jens Henkel im Leipziger Haus der Buches über die Freuden und Mühen des Verlegers, der hier auch immer der Anreger war, über glückliche Momente wie die Begegnungen mit Horst Sagert und über die Enttäuschung, daß der Band mit Carlfriedrich Claus doch nicht zustande kam. Und präsent waren natürlich auch die Bücher selbst, etliche davon in für den Herausgeber getrüffelten Exemplaren. Heute werden die frühen Bände vorwiegend von westdeutschen Interessenten gesucht und auf Auktionen hoch beboten. Man will sich eben endlich informieren Herbert Kästner Das Schloß Kynžvart (Königswart) in der Nähe von Marienbad war eines der Ziele der Herbstexkursion des Leipziger Bibliophilen-Abends vom 8. bis zum 10. September 2006, einem traumhaft schönen Herbstwochenende. Das Schloß, zwischen 1681 und 1691 von Graf Philipp Emmerich Metternich als Barockschloß auf einem verkommenen Renaissancefort erbaut und zwischen 1820 und 1833 im Stil des Wiener Klassizismus durch Pietro Nobile umgebaut, birgt einzigartige Kunstsammlungen und historische Denkmäler, unter denen die Bibliotheken des Wiener Kanzlers Metternich (1773 – 1859) und die seines Sohnes, des Fürsten Richard Clemens (1828 – 1895),das besondere Interesse der Bibliophilen wecken. Die Kanzlerbibliothek gehört zu den bedeutendsten und besterhaltenen Adelsbibliotheken in Tschechien, sie umfaßt mehr als 12 000 Titel in 24 000 Bänden, darunter 160 Manuskripte und 230 Inkunabeln. Es handelt sich um eine enzyklopädische Bibliothek, in der religiöse Texte, schöngeistige Werke und nahezu alle wissenschaftlichen Disziplinen vertreten sind. Unter den Manuskripten befinden sich zwei eigenhändig von Bernard von Clairvaux geschriebene Blätter aus dem 12. Jahrhundert, ein prächtiges Psalmbuch aus dem 13. Jahrhundert, aus dem 14. Jahrhundert die reich illuminierte Histoire de France sowie Manuskripte des spanischen Autors Lope de Vega. Reich ist der Bestand an Erstdrucken, an Karten, Plänen und graphischen Blättern (zirka 8000). Leider wurden die meisten Altbestände im 19. Jahrhundert einheitlich gebunden, wie damals üblich, so daß nur noch wenige Codices im ursprünglichen Einband erhalten sind. Des weiteren enthält das wohlrestaurierte Schloß beachtliche Kunstsammlungen (Malerei, Plastik, Münzen, Porzellane) und ein Curiositäten-Cabinett. Neben Schloß Kynžvart gehörten zum Exkursionsprogramm die Besichtigung des Goethe-Museums in Marienbad sowie ein Besuch im Kloster Tepl, das ebenfalls über eine beachtliche Bibliothek verfügt, jedoch noch sanierungsbedürftig ist. Leider wurde uns auch hier wie schon in Kynžvart verwehrt, die Schätze der Bibliothek genauer in Augenschein zu nehmen. Dafür entschädigt wurden die über 60 Mitreisenden, als sich bei der Heimreise überraschend herausstellte, daß im Schloß Bečov der vor wenigen Jahren wiederaufgefundene und inzwischen sorgfältig restaurierte Maurus-Schrein, ein Meisterwerk des Kunsthandwerks, zu besichtigen ist, eingebettet in eine sehenswerte Ausstellung über Reliquien und Reliquiare sowie über die Geschichte des Maurus-Schreines und das Criminal seiner Wiederentdeckung. Alles in allem drei erlebnisreiche und bildende Tage, an denen auch die gute böhmische Küche und die Geselligkeit nicht zu kurz kamen. Herbert Kästner Graphische Techniken. Vortrag bei der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar. Um Holzschnitt und Holzstich, Kupferstich und Radierung ging es beim Treffen der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar am 31. August in Hirschberg-Großsachsen. Henner W. Harling, Schriesheim, Sammler von Graphik des 18. und 19. Jahrhunderts, referierte über die Geschichte und die Techniken des Hoch- und Tiefdrucks. In Asien bereits um 3000 v. Chr. gebräuchliche Rollsiegel dürften wohl als erste Zeugnisse für einen Relief- oder Prägedruck betrachtet werden. Im Mittelalter wurden Holzmodel zur Herstellung von Drucken eingesetzt. Der Holzschnitt mit Text und Bild war lange Zeit das gebräuchliche Medium für den Hochdruck. Einblattdrucke sind uns als Schwarzweiß- oder auch kolorierte Exemplare überliefert. Unterschieden wird zwischen Schwarz- und Weißlinienschnitt. Nach der Gutenbergschen Erfindung des Drucks mit Einzellettern aus Metall wandelte sich der Holzschnitt, später gefolgt vom Holzstich, zum künstlerischen Medium. Kupferstiche sind seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar, zunächst hergestellt von Gold- und Silberschmieden. Bald aber nutzten Maler diese handwerkliche Technik für eigenständige Kunstwerke, so als einer der ersten Martin Schongauer. Daneben blieb der Kupferstich, gefolgt vom Stahlstich, für lange Zeit ein Mittel der sogenannten Reproduktionsgraphik. Kunstwerke jeder Art sowie auch Architektur wurden auf diese Weise in Büchern dargestellt. Eine verwandte Technik stellt die Kaltnadelradierung dar, die auch heute noch gern von Künstlern genutzt wird, ebenso wie die (Ätz-)Radierung. – Der Referent zeigte für alle genannten Techniken entsprechende beeindruckende Beispiele aus seiner umfangreichen Sammlung. F. P. Neubrandenburger Veranstaltungen mit Erhard Kunkel und zu Erasmus Alber. Im September fand im Neubrandenburger „Literaturcafé“ eine Lesung mit dem Theaterregisseur Erhard Kunkel statt. Jutta Kunkel las den Essay Kurz Begegnung mit Bertolt Brecht vor der interessierten Zuhörerschaft (vgl. den Text in diesem Heft). In der lebhaften Aussprache erzählte Erhard Kunkel weitere Erlebnisse aus seiner Praktikumszeit am „Berliner Ensemble“. Vom 16. bis 21. Oktober lief in Neubrandenburg die Jahres-Lesewoche NB liest im „Markplatz-Center“ als Gemeinschaftsveranstaltung der Pirckheimer-Gesellschaft der Regionalbibliothek und des Regionalmuseums. Gunther Ball stellte sein Forschungsmaterial zur Neubrandenburger Buchgeschichte zur Verfügung, das bereits in der Ausstellung 450 Jahre Buchdruck in Neubrandenburg gezeigt worden war. Im Mittelpunkt stand Erasmus Alber, Landessuperintendent des Landes Stargard und erster Buchautor der Neubrandenburger Buchwerkstatt Anton und Walter Brenner, 1556. Die Bibliothek stellte Originaldrucke aus ihrem Archivbestand zur Verfügung. Alber hinterließ ein umfangreiches Werk theologischer und weltlicher Schriften. Er war bedeutendster Fabeldichter des 16. Jahrhunderts und hatte mit seinen Werken Anteil an der Entwicklung der deutschen Schriftsprache. G. Ball