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Nachrichten aus der Pirckheimer-Gesellschaft

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Wir gratulieren unseren Mitgliedern. Zum 60. Geburtstag: Karl-Heinz Kles (Hannover) am 5. 7., Angela Graf (Hamburg) am 11. 7., Wolfgang Neubert (Thalheim) am 13. 7., Ernst Joachim Bauer (Ulm) am 16. 8., Horst Hoffmann (Uelzen) am 26. 8., Eduard R. Fueter (Au/Schweiz) am 21. 9. Zum 65. Geburtstag: Hartmut Beßerdich (Berlin) am 2. 8., Rudolf F. Müller (Hannover) am 12. 8., Hans-Georg Sehrt (Halle/Saale) am 29. 8. 1942. Zum 70. Geburtstag: Klaus Garber (Osnabrück) am 3. 7., Manfred Lindenberg (Grünheide-Mark) am 30. 9. Zum 75. Geburtstag: Henning Wendland (Hamburg) am 24. 7., Siegrid Oppermann (Berlin) am 18. 9. Zum 80. Geburtstag: Ruth Steinbauer (Osterburken) am 21. 9., Reimar Walter Fuchs (Stuttgart) am 26. 8. Zum 83. Geburtstag: Otto Neidhard (Flieden) am 7. 7. Zum 84. Geburtstag: Gertraud Scobel (Dresden) am 2. 8. Zum 85. Geburtstag: Ursula Bleich (Berlin) am 26. 8. Zum 86. Geburtstag: Eberhard Wolf (Halle/Saale) am 26. 9. Neue Mitglieder: Jens Beck, Lehrer, Schweinfurt. Dr. J. K. Fan, Taipeh (Taiwan). Hans-Jörg Märtens, Lehrer, Halle/Saale. Martin Fritsch, Berlin. Dr. Norbert Weigert, Leiter Hoy-Reha, Görlitz. Wir gratulieren dem Pirckheimer-Freund Elmar Faber, der am 28. März für sein herausragendes verlegerisches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt wurde. Faber war Leiter der Verlage Edition Leipzig, Aufbau und Rütten & Loening Berlin. 1990 gründete er den Aufbau Taschenbuch Verlag und mit seinem Sohn Michael den Verlag Faber & Faber Leipzig. Mit dem eigenen Unternehmen knüpft er erfolgreich an die Traditionen Leipziger Buchkunst und Buchkultur an. Jahrestreffen 2007 in Augsburg. Der Vorstand lädt alle Mitglieder herzlich ein zu unserem diesjährigen Treffen vom 14. bis zum 16. September in die Fuggerstadt Augsburg, eine Stadt mit einer über 2000jährigen Geschichte. Die Schlacht auf dem Lechfeld, die Fuggerei und der Religionsfriede von 1555 verbinden sich mit dem Namen Augsburg. Prominente Söhne und Töchter der Stadt waren Jakob Fugger, Agnes Bernauer, Rudolf Diesel und Bert Brecht. Zum Programm des Treffens gehören Rundgänge durch die Stadt und Besuche im Textilmuseum und in den Augsburger Kunstsammlungen. Den Festvortrag wird Frau Prof. Beck – sie wird auch die Speisekarte gestalten –zum Thema Schriftgestaltung in Augsburg und an der Augsburger Fachhochschule halten. Der Beitrag für das Treffen beläuft sich auf 65 Euro pro Person. Anmeldungen sind bis spätestens 29. Juli 2007 an unsere E-Mail-Adresse goerdten@pirckheimer.org oder an unser Postfach 640 114, 10047 Berlin, zu richten. Die Anmeldung ist erst dann gültig, wenn der Beitrag auf unser Konto 649 814 106 bei der Postbank Berlin (BLZ 100 100 10) eingegangen ist. Leider gab es kein preiswertes Hotel, das genügend Platz für alle Teilnehmer bietet. Bei folgenden Firmen sind bis Anfang August Zimmer für die Pirckheimer-Gesellschaft reserviert (bitte bei der Reservierung angeben): Hotel Fischertor, Pfärrle 16, 86152 Augsburg. Tel.: 0821 / 34583-0, Fax : 0821 / 34583-95, E-Mail: info@hotel-fischertor.de, Internet: www.hotel-fischertor.de (DZ 63 Euro, EZ 45 Euro). Hotel Georgsrast, Georgenstraße 31, 86152 Augsburg. Tel.: 0821 / 50261-0, Fax: 0821 / 50261-27, E-Mail: hotel-georgsrast@t-online (DZ 54 Euro, EZ 35 Euro). Hotel Jakoberhof, Jakoberstraße 41, 86152 Augsburg. (DZ 64 Euro, EZ 26 Euro – Dusche/WC nur auf der Etage). Bestellung nur über unseren Organisator Matthias Haberzettl, Ramsbergstraße 12, 86156 Augsburg, Wir freuen uns auf schöne und erlebnisreiche Tage in Augsburg. Mitgliederversammlung 2007. Die diesjährige Mitgliederversammlung findet am 14. September 2007 um 18.00 Uhr im Kolpingsaal des Kolpinghauses Augsburg, Frauentorstraße 29, statt. Der Vorstand lädt dazu alle Mitglieder herzlich ein. Tagesordnung: 1. Bestätigung des kommissarischen Schatzmeisters. 2. Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden. 3. Kassenbericht des Schatzmeisters. 4. Bericht der Revisionskommission. 5. Entlastung des Vorstandes. 6. Verschiedenes. Die Tollen Hefte. Keineswegs nur die allertreuesten Berliner Pirckheimer hatten sich bei Sturm Kyrill und Regen am 18. Januar in der gastfreundlichen Galerie im Haus am Lützowplatz eingefunden, begrüßt von Bildern des Malers Albert Maria Pümpel. Armin Abmeier, aus München angereist, stellte seine Tollen Hefte vor, diese ambitionierte bibliophile Reihe, aufwendig gedruckt, fadengeheftet, erfrischend vielseitig, in bunter Folge von namhaften und noch wenig bekannten Künstlern und Illustratoren gern schrill und augenfällig, stets sorgsamst ausgestattet, immer wieder überraschend, begehrenswerte Sammelobjekte. Die lagen sämtlich auf einem Büchertisch zur Ansicht und zum Erwerb bereit, den die Büchergilde Buchhandlung der Pirckheimer-Freundin Johanna Binger ermöglicht hatte, auch Nummern darunter, die anderswo längst vergriffen sind. Armin Abmeier, ursprünglich Buchhändler und Verlagsvertreter, umriß mit spürbarem Vergnügen die Vorgeschichte der Tollen Hefte: seine in der Kindheit erwachte Liebe zu Comic-Heftchen, Wildwest-Schmökern und Zukunftsromanen, die frühe Sammellust, Spaß an Absurdem und irritierenden Bildern. Das alles führte zur Begeisterung für Dada und die Surrealisten, zur Entdeckung Walter Serners, Paul Scheerbarts und anderer in der Reihe Die tollen Bücher des Elena Gottschalk Verlages in Berlin, zur Begeisterung für die literarische Avantgarde und die Konkrete Poesie. 1990 dann der Entschluß, das erste eigene Tolle Heft zu drucken: Walter Serner, Wong Fun (1991). Ein Lebenstraum erfüllte sich, die „Heftchenliebe“ mit eigenen Heften krönen zu können. Unterhaltsam und kundig begleitet paradierten die Tollen durch Abmeiers Ausführungen, verlegt bis zum Jahr 2000 im Maro Verlag, seit 2001 (Heft 15) bei der Büchergilde Gutenberg / Edition Büchergilde beheimatet, mit zwei Heften im Jahr. Vorzugsausgaben liegt ein Original bei. Abmeier liebt das Exzentrische, Grenzüberschreitungen … Das zeigt sich in der Wahl der Autoren, den seltsamsten Texten und Titeln, in gewollt verblüffenden Einbandgestaltungen: „Ekstase auf wenig Raum“. (Denn Heftchen haben es schwer, sind leicht vergänglich, knittern schnell, sind im Regal verloren …) Unter den Autoren finden sich Walter Serner, Uli Becker, Oskar Pastior, Anselm Glück, Axel Scheffler, Gertrude Stein, A. L. Kennedy; unter den Zeichnern Rotraut Susanne Berner, Volker Pfüller, Yvonne Kuschel, Thomas M. Müller, Wolf Erlbruch, Klaus Ensikat, Henning Wagenbreth … Mal ist die Bildgestaltung beherrschend, mal dient sie dem Text, mal entsteht eine reine Bildgeschichte. Entscheidend ist immer das überzeugende Gesicht des Heftes. Vorbilder setzen Maßstäbe: Kurt Wolffs Der jüngste Tag, Paul Steegemanns Die Silbergäule, Klaus Wagenbachs Quarthefte, die Hefte der Friedenauer Presse … Dankbar verwies Armin Abmeier auf die hilfreiche Zusammenarbeit mit Volker Pfüller und auf das von Thomas M. Müller ausgestattete preisgekrönte Erfolgsheft 22: Lebensmittel. Was Kinder brauchen, das 2003 erschien und 2004 seine 2. Auflage erlebte. Das letzte Wort galt dem jüngsten Heft 27: Marco Denevi, Ein Hund. Auf Albrecht Dürers Stich „Ritter, Tod und Teufel“, illustriert von Max (das ist Francesco Capdevila, Mallorca). Noch lange hätte der Vortrag dauern können. Die Tollen Hefte aber hatten sich „toll“ präsentiert, aufregend, vergnüglich, anspruchsvoll und irgendwie ansteckend. Ursula Lang Umschläge und Einbände aus der Sammlung Holstein. Am 22. Februar fand sich eine große Anzahl Berlin-Brandenburger Pirckheimer in den Räumen der Historischen Sammlungen der Zentral- und Landesbibliothek ein, um einen persönlichen Eindruck von der durch das Haus erworbenen „Sammlung Jürgen Holstein“ mit Bucheinbänden und Schutzumschlägen Berliner Verlage aus den Jahren 1919 bis 1933 und von Georg Salter zu bekommen. Nachdem Dr. Annette Gerlach zunächst die Anwesenden begrüßt hatte, führte uns Jürgen Holstein kurzweilig anhand von etwa zwanzig Beispielen durch die rund 1000 Exemplare umfassende Sammlung und berichtete über seine Lieblinge und besondere Rarissima. Die Sammlung nahm einst ihren Anfang mit dem Erwerb von Döblins Berlin Alexanderplatz, der den wohl bekanntesten Buchumschlag Georg Salters trägt. Der dem Sammler wichtigste Einband ist eher unscheinbar, es ist die typographisch von Heartfield gestaltete Broschur zu Wittfogel, Die Wissenschaft der bürgerlichen Gesellschaft, Malik 1922, bei dem die Buchstaben aus Zeitungsausrissen montiert sind. Natürlich spielten die vielen Umschläge Heartfields für den Malik-Verlag eine wichtige Rolle. Interessant waren für die Zuhörer vor allem die vielfältigen Varianten, teils von Heartfield selbst initiiert, teils durch Gerichtsurteile bedingt. Aber auch andere Seltenheiten konnten betrachtet werden, darunter der Salter-Umschlag für Guèdy/Twersky, Israel in New York, Phönix-Verlag 1932, die beiden Umschlagvarianten von Salter zu Roths Radetzkymarsch in erster und zweiter Auflage oder ein Einband von Walter Müller-Worpswede zu Falladas Kleiner Mann – was nun? von 1935, der den Einband der ersten Auflage des inzwischen verfemten George Grosz ersetzen mußte. Im Nachgang gab es Gelegenheit, zum einen die Ausstellung Künstler gestalten Bucheinbände – Einblick in die Sammlung Jürgen Holstein zu besichtigen, zum anderen den im Magazin verwahrten Sammlungsbestand vor Ort in Augenschein zu nehmen. Die Pirckheimer dankten den Verantwortlichen der Bibliothek und natürlich Jürgen Holstein für diesen interessanten Abend. Hans-Udo Wittkowski Schönste Bücher 2006 in Berlin. Am 15. März fand im Kleinen Säulensaal der Berliner Zentral- und Landesbibliothek die alljährliche Vorstellung diesmal der „Schönsten deutschen Bücher 2006“ vor den zahlreich erschienenen Berlin-Brandenburger Pirckheimern und Gästen statt. Die Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst Frankfurt am Main, Uta Schneider, begab sich in ein Geviert von Tischen, auf denen die insgesamt 60 ausgezeichneten Bücher ausgelegt waren. Aus jeder der neun Buchgruppen ein bis zwei markante Beispiele herausgreifend und vorführend, stellte sie die Probleme dar, denen sich die Jurys stellen mußten. Mit 942 eingereichten Titeln aus 421 Verlagen konnte das Jahr 2006 einen Beteiligungsrekord verzeichnen, der schon die Vorjury bis an die Grenze der Aufnahmefähigkeit strapazierte. Etwa zwei Drittel waren zunächst auszujurieren, und aus den zuletzt verbleibenden etwa 100 Büchern der engeren Wahl hatte die achtköpfige Endjury mit dafür sechs nötigen Stimmen die „Schönsten“ auszuwählen. Das Endergebnis ergab 45 Prämiierungen und 12 Anerkennungen. Mit elf Titeln (darunter zwei Preisen der Stiftung Buchkunst) steht die Gruppe 5: Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge zahlenmäßig an der Spitze der Ausgezeichneten. Allein vier Kunstbücher entfallen davon auf den Hatje Cantz Verlag (Ostfildern), der damit der erfolgreichste Verlag des Jahrgangs ist. Ihm folgt der Steidl Verlag (Göttingen) mit drei Titeln ebenfalls aus der Gruppe 5. Am schwächsten ist die Gruppe 7 vertreten, es konnten nur ein Schulbuch und ein Lehrbuch ausgezeichnet werden. Zwei altbekannte Werke der Belletristik legte die Büchergilde Gutenberg in neuen Ausgaben vor: Irmgard Keuns Das kunstseidene Mädchen, mit Zeichnungen von Gerda Raidt, und Stanisław Lems Der Schnupfen, mit Schabzeichnungen von Mandy Schlundt. Die rundum gelungene und stimmige Gesamtgestaltung verhalf letzterem Titel zum 2. Preis der Stiftung Buchkunst. Die kleine Edition Wörtersee der Connewitzer Verlagsbuchhandlung (Leipzig) erfuhr eine Reihenprämiierung, während der Verlag Ulrich Keicher (Warmbronn) für einen Gedichtband von Wolfgang Heidenreich ausgezeichnet wurde. Bei Suhrkamp erregte ein ungewöhnliches Taschenbuch auch international Aufsehen. Joyces Ulysses lag mit seinen fast 1000 Seiten, einbändig in dicke Hartpappe mit Leinenrücken gebunden und rot leuchtendem Vollfarbschnitt versehen, ziegelsteinartig auf dem Tisch. Auch über manch anderes Buch konnte und sollte gestritten werden. So stand ein goldstrotzender großformatiger Prachtband zum 125jährigen Jubiläum der Berliner Philharmoniker (bei Axel Springer, Berlin) mit zwölf eingelegten CDs auf der Kippe, war schon ausjuriert und dann doch noch zu den „Schönsten“ erwählt worden. Der 1. Preis der Stiftung aber ging an ein „gestalterisch atemberaubend durchgearbeitetes“ Sachbuch der Edition Temmen (Bremen): Sexarbeit. Prostitution – Lebenswelten und Mythen. Gleich mehrere Titel widmeten sich dem Thema der Buchgestaltung selbst, so Karen Ghengs Anatomie der Buchstaben und U 1. Vom Schutzumschlag zum Marketinginstrument, beide aus dem Verlag Hermann Schmidt (Mainz). Mit dem sehr innovativ daherkommenden Werk Hier Vorne holte sich eine Gruppe der Hochschule für Gestaltung Offenbach einen der drei Förderpreise für junge Buchgestalter. Insgesamt dürfte dieser Jahrgang mit seiner bei aller Vielfalt doch durchgängigen Qualität zu den guten gerechnet werden können. Der zur Leipziger Messe erschienene Katalog ermöglicht einen genaueren Überblick. Konrad Hawlitzki Sammler zeigen ihre Schätze. Der diesjährige Sammlerabend der hallischen Pirckheimer am 30. Januar 2007 gestaltete sich nicht nur ungewöhnlich lang, er bot im Rahmen der hier gezeigten Neuerwerbungen des letzten Jahres auch viel Anregendes und einige Höhepunkte. Etwa fünfzehn Teilnehmer nahmen die Gelegenheit wahr, Neues und Wiederentdecktes graphischer, bibliophiler oder auch literarischer Prägung zu präsentieren und darüber zu sprechen, was ihnen diese Schätze so einmalig und wertvoll erscheinen läßt. Meist spielte der materielle Wert dabei eine untergeordnete Rolle. Das Spektrum des Gezeigten war sehr vielfältig. So waren einige Bücher, Kataloge und Graphiken vorrangig dem hallischen Kunstschaffen verbunden, darunter Kataloge aus der legendären Galerie Henning, Neujahrs- und andere Graphiken aus der Werner-Buchholz-Sammlung von Künstlerkollegen wie Kurt Marholz, Fritz Stein, Karl Müller, Hannes Wagner oder – aus jüngerer Zeit – Publikationen über die Burg-Künstler Ulrich Reimkasten, Ulrich Klieber, Anna Helm und andere. Weitere, dem Regional-Heimatlichen oder Reiseerlebnissen verbundene Buchausgaben mit wertvollen Bild- und Textbeiträgen erinnerten an die Landsberger Doppelkapelle, die Dresdener Frauenkirche oder an die Buchheim-Sammlung in Feldafing und machten Lust auf neue Reisen. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang drei Bände Weltentrunkene Geschichten von Saale und Unstrut (Halle2006), die der Verfasser, der weinkundige und buchkunstbesessene „Alt-Pirckheimer“ Prof. Dr. Hans-Dieter Gussek, selbst vorstellen konnte und die auch wegen ihrer reichen künstlerischen Ausstattung viel Bewunderung erfuhren. Sammlungshöhepunkte offenbarten sich in alten Drucken und Holzschnitten, so einem Dresdener „Leichbegängniß“ von 1687 oder auch dem Nachdruck von Bartholomäus Ghotan, Zwiegespräch zwischen Leben und Tod (Magdeburg um 1480), den der Magdeburger Verein der Bibliophilen und Graphikfreunde 2006 herausgegeben hatte und der hier von seinem fachkundigen Übersetzer Prof. Dr. Wolfgang Kirsch vorgestellt und erläutert wurde. Bibliophil besonders reizvoll zeigten sich die kunstvoll gestalteten Kiwi-Buchkassetten der Buchkünstlerin Sabine Kurz sowie – ebenfalls in einer Kassette zusammengefaßt – einige Bändchen der Miniaturbibliothek deutscher Klassiker von 1839. Neben buchkünstlerisch hochrangigen originalgraphischen Buchausgaben wie Meine jüdischen Augen mit Punzenstichen von Hermann Naumann (Leipzig und Düsseldorf 1969) oder einer 1916 erschienenen Ausgabe zu Reineke Fuchs mit Holzschnitten von Walther Klemm konnten die Teilnehmer des Abend auch originale Kupferstiche von Egirius und Marcus Christoph Sadeler aus dem 17./18. Jahrhundert bestaunen. Letztere waren so anregend, daß hierfür spontan ein eigener Veranstaltungsabend ins Auge gefaßt wurde. Beschlossen wurde der Abend mit der Vorstellung zweier Nachlaß-Bände der im letzten Jahr verstorbenen Künstler Manfred Bofinger, Das Leben eben (Berlin 2006), und Robert Gernhardt, Später Spagat (Frankfurt/Main 2006), die gleichsam als ein Gedenken an diese unvergeßlichen zeichnenden und schreibenden Brüder im Geiste aufzufassen war. Ute Willer Bücher, Drucker, Bibliotheken in Mitteldeutschland lautet der Titel einer 2006 im Leipziger Universitätsverlag erschienenen Publikation, die die Vorträge der gleichnamigen Tagung zusammenfaßt, welche im Jahr 2003 in der Leipziger Bibliotheca Albertina stattfand. Es handelt sich dabei um neuere Forschungen zur Kommunikations- und Mediengeschichte um 1500 – ein Thema, das auch für den Bibliophilen von Interesse ist. Deshalb hatte der Leipziger Bibliophilen-Abend für den 9. Januar 2007 in die Deutsche Bücherei eingeladen und den Herausgeber des Bandes, Prof. Dr. Enno Bünz, für eine Vorstellung des Buches gewonnen. Bünz betonte, daß es angesichts der wachsenden Bedeutung der Druckkunst seit dem späten 15. Jahrhundert und des anhaltenden Interesses von Historikern an Themen der Kommunikations- und Mediengeschichte erforderlich ist, über den Stellenwert der Buch- und Bibliotheksgeschichte im Kanon der Historischen Hilfswissenschaften neu nachzudenken. Die Beiträge des Buches wenden sich nach einführenden Überblicksdarstellungen des Herausgebers und von Volker Honemann über Mitteldeutschland als »eine Bildungs-, Literatur- und Bibliothekslandschaft im späten Mittelalter« drei großen Themenkomplexen zu: Teil I, Bücher entstehen – Die neue Druckkunst, beschäftigt sich mit den Anfängen des Buchdruckes in Leipzig, Magdeburg und Wittenberg, Teil II, Bücher – Bibliotheken – Leser, widmet sich der Erforschung der Bestände einer Leipziger Klosterbibliothek, der Bibliothek einer Pfarrkirche zu Rudolstadt, der Anfänge der Leipziger Ratsbibliothek (also einer städtischen Einrichtung), und als Beispiel einer privaten Büchersammlung wird der Nachlaß des sächsischen Bibliophilen Nikolaus von Ebeleben betrachtet. Im dritten Teil mit dem Titel Wirkungen des neuen Mediums wird die Druckkunst im Dienste der Kulturpropaganda und der Auseinandersetzungen zwischen Reformation und Gegenreformation betrachtet.  Prof. Bünz gab kurze, aber inhaltsreiche Informationen zu den Autoren der einzelnen Beiträge und den von ihnen behandelten Gegenständen, und der Geschäftsführer des Universitätsverlages, Dr. Gerald Diesener, machte mit dem Profil des Verlages bekannt. Vor Beginn dieses, eigentlich des zweiten Teiles des bibliophilen Abends, hatten die Bücherfreunde noch an einem Gespräch mit Sabine Golde teilgenommen, die in der Ausstellung der »Schönsten deutschen Bücher 2005« über ihre Gestaltung des vom Leipziger Bibliophilen-Abend herausgegebenen und von der Stiftung Buchkunst prämierten »Leipziger Druckes« Heinrich von Kleist: Die Marquise von O… berichtete. Herbert Kästner Die drei Leben des Stefan Zweig hieß der Titel eines Vortrages, zu dem der Leipziger Bibliophilen-Abend für den 6. Februar 2007 ins Haus des Buches eingeladen hatte. Oliver Matuschek stellte seine im Vorjahr bei S. Fischer erschienene Biographie Zweigs vor, bei deren Erarbeitung er sich auf etliches bislang unbekanntes oder noch nicht zugängliches Material, auf Brieffunde, neue Forschungsergebnisse sowie Familiendokumente stützen konnte. »Meine drei Leben« war einer der Arbeitstitel, den Stefan Zweigs bekanntes Buch Die Welt von Gestern ursprünglich trug, und gemeint waren die Jahre der Kindheit und Jugend, der Lehr- und Wanderjahre bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, sodann die glücklichen Jahre sorgloser Existenz eines erfolgreichen Schriftstellers bis Anfang der dreißiger Jahre, schließlich die bittere Zeit des Exils in Großbritannien, den USA und Brasilien, die Zweig in zunehmender Mutlosigkeit und Depression verbrachte, bis zum Suizid 1942. An Hand reichen Bildmaterials und überlegt ausgewählter Stellen seiner Zweig-Biographie zeichnete Oliver Matuschek das Bild des Schriftstellers in seiner ganzen Vielschichtigkeit und auch Widersprüchlichkeit. Wie auch in seinem Buch betonte er dabei mehr das Biographische, das soziale Gefüge in Familie und im Kollegenkreis, weniger das vielen der Hörer ohnehin wohlbekannte literarische Werk. – Der Vortrag begann mit kurzer Verspätung, denn wegen des großen Zuspruchs mußten die Interessenten erst in einen größeren Raum umziehen. Sie wurden nicht enttäuscht und dankten Oliver Matuschek mit herzlichem Beifall. Herbert Kästner Jüdische Volkskunst in Musik und Humor präsentierte der Berliner Historiker und Museologe Jürgen Gottschalk am 6. März 2007 vor den Leipziger Bibliophilen und einer ansehnlichen Zahl von interessierten Gästen. Die Notiz im Heft 180 der Marginalien über einen Berliner Pirckheimer-Abend ähnlicher Thematik hatte die Leipziger neugierig gemacht, etwas über diesen, für die meisten recht verschlossenen Gegenstand zu erfahren. Ihre Erwartung stieg, als sie der imposanten Bücherberge ansichtig wurden, die sich auf dem Tisch des Referenten türmten, und sie wurden aufs schönste belohnt, denn Jürgen Gottschalk tat das einzig Richtige, indem er sich auf einen kursorischen Einblick in das von ihm wissenschaftlich erforschte Thema beschränkte, ohne sich in für den Laien unergründliche Detailfragen zu verlieren. An Hand des reichen Beispielmaterials zum teil seltenster, auch in großen Bibliotheken kaum oder überhaupt nicht auffindbarer Judaica wurde deutlich, welcher Schatz kulturhistorisch und buchwissenschaftlich bedeutsamer Belege jüdischen Lebens hier zusammengetragen, bewahrt und erschlossen wurde. Die Schwierigkeiten für den Sammler liegen nicht allein darin, daß die gesuchten Objekte, ohnehin oft lediglich als ›Verbrauchsliteratur‹ hergestellt, im Zuge der Judenverfolgung vernichtet wurden oder verlorengingen, sondern auch darin, daß zuverlässige Bibliographien zu diesem als ›Randthema‹ mißverstandenen Bereich fehlen oder unvollständig und fehlerhaft sind. Das heißt, der Sammler weiß noch nicht einmal, was er eigentlich sucht oder suchen müßte! Immerhin konnte Gottschalk für den Bereich der volksliedhaften jüdischen Literatur wenigstens einige Titel vorweisen, mit denen eine bibliographische Erfassung begonnen wurde, für den Zweig der humoristischen Schriften hingegen kann der Interessent nur auf eine Titelliste aus dem Jahr 1938 (A. Droyanov) und ein Standardwerk zum altjüdischen Volkshumor von Heinrich Loewe (Berlin: Soncino-Gesellschaft, 1931) zurückgreifen. Deshalb ist es höchst verdienstvoll, daß sich Gottschalk mit Hingabe, Hartnäckigkeit und detektivischem Spürsinn diesem Gegenstand zugewandt hat und in den letzten zwanzig Jahren eine beeindruckende Kollektion zusammengetragen hat, die alle Facetten des Themas signifikant belegen kann. In seinem Vortrag beschränkte sich der Referent auf die volksliedhafte und Volkslied-Literatur (eingeschlossen das ›Neue jüdische Volkslied‹ aus Palästina), beginnend mit der ersten jüdischen Volksliedsammlung aus dem Jahr 1901 (Ginzburg/Marek) über die zu Volksliedern gewordenen Kompositionen von Eliakum Zunser und anderen bis zu Couplets, Songs, Theater- und Filmmusiken. Ausgespart blieben aus Zeitgründen das liturgische Liedgut und jenes der jüdischen Arbeiterbewegung, wie auch die sich Anfang des 20. Jahrhunderts verstärkt aus den Quellen des Volksliedgutes entwickelnde jüdische Kunstmusik. – Beeindruckend auch der reiche Bestand an humoristischer Literatur, die der Referent je nach dem geographischen Entstehungsort klassifizierte. Unter der Vielzahl von Sammlungen jüdischer Witze ragten mehrere sehr seltene Exemplare hervor, aus denen einige Kostproben die Hörer erheiterten. Auf besondere Aufmerksamkeit stießen die offiziell einzige Zeitschrift für jüdische Witze, herausgegeben von Ture Wiener und bei Gottschalk in sonst unerreichter Vollständigkeit vorhanden, und die jüdischen Blätter für Humor und Kunst Schlemiel. Auch Kuriosa fehlten nicht, zum Beispiel eine Schiller-Travestie in jüdischer Mundart, ein Heftchen Jüdische Witze eines Autors H. Itler und die sogenannten Anti-Antisemitica. Die Rezension kann nicht schließen, ohne die Verve zu rühmen, mit der Jürgen Gottschalk seine Begeisterung für das Thema auf die Hörer übertrug, die ihm lebhaft Beifall zollten und im Anschluß noch Auskunft auf manche Frage einholten. Kurzum: Ein Abend gelebter Bibliophilie! Herbert Kästner Thema „Drucktechniken“ in der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar. Das Herbsttreffen der Pirckheimer-Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar am 26. Oktober stand in Fortsetzung des vorhergehenden Abends unter dem Thema „Techniken der Druckgraphik“. Karlheinz Schacherer, Schwetzingen, referierte über Tief- und Flachdruckverfahren. Über die „trockenen“ Verfahren des Mezzotinto, als Schabkunst auch heute von Illustratoren noch gern genutzt, und den Punzierstich gelangte Schacherer zu den häufiger angewandten „nassen“ Verfahren der Aquatinta, des Punktierstichs (Punktieren auf einem Ätzgrund), des Aussprengverfahrens, der Kreidetechnik und des Weichgrundverfahrens (Vernis mou).  Wegen seiner ungebrochenen Bedeutung mußte dem Flachdruck besondere Aufmerksamkeit zukommen, wobei natürlich die Lithographie in ihren Ausprägungen der Feder-, Pinsel- und Kreidetechnik im Vordergrund stand. Im Vordergrund steht allerdings heute als technisches Großverfahren der Offsetdruck mit seinen vielfältigen Möglichkeiten. Auch Chromolitho, Autotypie, Heliogravüre, Lichtdruck, Kupfertiefdruck und Cliché verre (Glasradierung) sind drucktechnische Verfahren, die gelegentlich heute noch angewandt werden.  Eine auch im industriellen Einsatz wichtige Technik ist der Siebdruck (Serigraphie), mit dem sich künstlerisch anspruchsvolle Drucke herstellen lassen. Inzwischen wird auch die Serigraphie als Originalgraphik von Sammlern geschätzt. Karlheinz Schacherer zeigte zu allen Verfahren entsprechende Beispiele aus eigener Sammlung sowie in Teamarbeit aus der von Henner W. Harling (Schriesheim). Ferdinand Puhe Die Insel-Bücherei – Varianten und Sonderausgaben. Beim Februartreffen der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar referierte Dr. Helmut Jenne über das spezielle Sammlergebiet der Varianten und Sonderausgaben der Insel-Bücherei. Den Hörern erschloß sich eine der bekanntesten Literaturreihen aus ganz neuer Sicht. Jenne berichtete anhand vieler mitgebrachter Beispiele aus seiner Sammlung über die Glanzlichter der Reihe, die sich besonders in den Bändchen zeigen, die außerhalb der Standardnummern aufgelegt wurden. Dabei wurde auch die wechselvolle Geschichte der IB deutlich, deren „Siegeszug“ im Jahre 1912 begann, als der Insel Verlag ihr Erscheinen im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels ankündigte. Die Anregung dazu kam von Stefan Zweig. Anton Kippenberg, der diese Idee mit Elan aufgriff, wollte mit Unterstützung von Alfred Walter Heymel und Rudolf Alexander Schröder die neue Reihe zu einem Spiegelbild der gesamten Verlagstätigkeit ausbauen. Inhalt, Typographie, Einband und Titelei sollten eine harmonische Einheit bilden, der Preis sollte günstig sein (Startpreis fünfzig Pfennig). Bereits im ersten Jahr erschienen 27 Bändchen. Das erste war Rainer Maria Rilkes Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke. Alle großen Namen der Literatur sind in der Insel-Bücherei vertreten, später auch die der Kunstgeschichte. Die Mindestauflage sollte 10 000 Exemplare betragen (in den zwanziger Jahren 5000 bis 6000). 1933 wurden die ersten Bildbände herausgegeben, so das Blumenbuch von Rudolf Koch, in Holz geschnitten von Fritz Kredel (IB 281). Die Geschichte der Sonderausgaben und Varianten, denen das besondere Interesse von Helmut Jenne gilt, begann ab 1913, als von bestimmten Titeln Bindequoten auch als Lederbändchen mit dem Inselsignet von Walter Tiemann auf dem Deckel in 100 bis 400 Exemplaren erschienen. Oft waren es Auftragsbindungen. Wenige Titel (Rilke und Hofmannsthal) kamen auch als Halbleder-Ausgaben auf den Buchmarkt. Selten geworden sind die in Karton gebundenen Kriegsausgaben aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die Feldpost-Ausgaben erschienen in einfachem Gewand mit leichtem, ungemusterten Kartonumschlag in Auflagen von 20 000 bis 50 000 Exemplaren. Daneben gab es die Frontbuchhandels-Ausgaben und die Truppenbetreuungs-Ausgaben. Große Schäden erlitt der Verlag durch Bombenabwurf am 3. und 4. Dezember 1943, dem auch Bestände an Insel-Bändchen zum Opfer fielen, darunter acht Erstausgaben. Nur jeweils wenige Exemplare konnten gerettet werden. Nach dem Krieg nahm der Verlag alsbald seine Arbeit wieder auf, allerdings nun neben Leipzig auch in Wiesbaden (ab 1961 in Frankfurt/Main). Es erschienen zunächst nur broschierte Ausgaben ohne Pappverstärkung, wie teilweise auch schon während des Krieges. Erst 1951/52 konnten wieder normale Einbände eingesetzt werden. Zuvor hatte man 1950 Experimente mit einem flexiblen Einband gemacht, die aber letztlich scheiterten. Nun wurden auch Bildbände mit illustrierten Umschlägen herausgegeben (1952). 1963 wurde als neuer Typ in der IB der Großband eingeführt. Ab 1969 konnten auch Textbände einen illustrierten Einband erhalten. In den siebziger Jahren wurden restliche Druckbogen verwertet von solchen Auflagen, die nicht mehr erscheinen sollten. Diese waren in einfachem Karton gebunden und wurden als sogenannte Kaufhaus-Ausgaben zu einer DM „entsorgt“. Jenne stützt sich bei seiner Sammlung auf die 1999 erschienene Bibliographie der Reihe von Herbert Kästner. Er sammelt aber auch konsequent alle bisher bekannt gewordenen Vorzugsausgaben, Sonderausgaben, Sonderauflagen, Halbleder- und Lederausgaben der Leipziger Reihe, die Lederausgaben der Frankfurter Reihe, die neue Reihe der Lederbände, Buchschleifen, Kriegsausgaben des Ersten Weltkrieges, Ausgaben für das Hamburger Rote Kreuz 1916, Zensurzeichen aus dem Ersten Weltkrieg, seltene Einbände, Marmorpapiereinbände, Feldpost- und weitere Sonderausgaben des Zweiten Weltkriegs, im Zweiten Weltkrieg zerstörte Auflagen, broschierte Restauflagen und ähnliche Besonderheiten. Ebenfalls erfaßt Jenne die Reihen Pandora und Österreichische Bibliothek sowie die englische Reihe der King-Penguin-Books, deren Vorbild ja die IB war. Dr. Helmut Jenne hat seine Sammlung in einem Katalog der Sammlung Jenne – Insel-Bücherei – Einbände und Varianten erfaßt, dessen erster umfangreicher Band (Geschichte, Einbände, Papiere, Normalausgaben) mit farblichen Abbildungen aller aufgelisteten Exemplare inzwischen erschienen ist. Die Zuhörer waren überrascht von der Fülle an Informationen über ein spannendes Sammelgebiet, zumal wohl jeder einige Insel-Bändchen in seinem Bücherschrank aufbewahrt. Vielleicht ist auch eine der seltenen Varianten darunter. Der von Dr. Jenne vorgelegte Band beeindruckt durch die sorgfältige Aufmachung und die exzellenten farbigen Abbildungen. Der zweite Band wird die Vorzugs- und Sonderausgaben, die Lederausgaben und weitere spezielle Ausgaben enthalten und wird noch in diesem Jahr herauskommen. Die Auslieferung erfolgt durch den Autor (69198 Schriesheim, Großer Mönch 6, Telefon 06203-61745).