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Nachrichten aus der Pirckheimer-Gesellschaft

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Wir gratulieren unseren Mitgliedern. Zum 50.Geburtstag: Michael Haben (Berlin) am 18. 4. Zum 60. Geburtstag: Hans-Wilhelm Berenbruch (Ebersbach) am 6. 5., Manfred Artur Fellisch (Radebeul) am 24. 6. Zum 65. Geburtstag: Karl Fickert (Chemnitz) am 3. 6. Zum 70. Geburtstag: Günter Coufal (Esslingen) am 3. 4., Ulrich Dittmann (Seefeld-Oberalting) am 27. 4., Nikolaus Schratzenstaller (Landshut) am 21. 5., Manfred Neureiter (Konstanz) am 22. 5., Gisela Drafehn (Dresden) am 9. 6. Zum 75. Geburtstag: Albrecht von Bodecker (Berlin) am 27. 4. Zum 86. Geburtstag: Johannes Kopp (Halle/Saale) am 28. 6. Neue Mitglieder: Kantonsbibliothek Thurgau, Frauenfeld (Schweiz). Elisabeth Lehmann, Lehrerin, Dortmund. Museum Burg Wissem – Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf. Michael Nowakowski, Antiquar, Berlin. Wolfgang Störzel, Zerspanungsfacharbeiter, Berlin. Jahrestreffen 2007. Das Jahrestreffen 2007 wird vom 14. bis 16. September in Augsburg stattfinden. Einzelheiten zum Programm und zur Mitgliederversammlung werden Sie im nächsten Heft finden. Der Vorstand lädt jetzt schon herzlich dazu ein. Die geheime Leidenschaft des Büchersammelns – unter diesem Titel stellte Dr. Jutta Weber, Stellvertreterin des Direktors der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, den zahlreich erschienenen Berlin-Brandenburger Pirckheimer-Freunden und einer Anzahl von Gästen am 16. November 2006 den Nachlaß der Antiquare Martin und Bernd H. Breslauer vor, den die Bibliothek 1997 und 2004 als Geschenk erhielt. Daß dies geschehen konnte, ist angesichts des Lebensschicksals der deutsch-jüdischen Familie Breslauer durchaus ungewöhnlich. Martin Breslauer (1871-1940) erwarb sich durch seine Lehrzeit in bedeutenden Antiquariaten in Rom, Frankfurt am Main, Paris, London, Venedig und München sowie das Studium einiger Semester Germanistik und Geschichte die fundierte Basis für das eigene Antiquariat, das er 1904 in seiner Heimatstadt Berlin eröffnete und das bis 1936 bestand. Seine umfassenden Kenntnisse, unter anderem auch auf bibliographischem Gebiet, und seine stark ausgeprägten bibliophilen Neigungen führten dazu, daß sein Ruf über Berlin und Deutschland hinaus drang. Seine Kataloge waren mit wissenschaftlicher Akribie erarbeitet. Große Beachtung trugen ihm der Verkauf und die Versteigerungen berühmter Bibliotheken ein (Gotthilf Weisstein, Werner Wolffheim, Eduard Grisebach, Stolberg-Wernigerodische Bibliothek). Aufsehen erregte die Aufspürung und Versteigerung der Bibliothek von Marie Luise, zweiter Ehefrau von Napoleon, die neben dem inhaltlichen Gewicht außergewöhnlich prachtvoll ausgestattete Werke umfaßte. Es zeichnete Martin Breslauer aus, daß er über seine geschäftlichen Interessen hinaus die Belange großer wissenschaftlicher Bibliotheken, insbesondere der Königlichen / Preußischen Staatsbibliothek im Auge behielt und förderte, wofür eine Reihe von Beispielen überliefert sind. Die Kontakte mit namhaften Kunden und freundschaftliche Beziehungen zu bedeutenden Persönlichkeiten des Kulturlebens, zum Beispiel Stefan Zweig, Anton Kippenberg, Hans Fürstenberg, Fedor von Zobeltitz, Georg Witkowski, schlagen sich in diesem Nachlaß nieder. Die in den dreißiger Jahren zunehmenden Diskriminierungen jüdischer Bürger trafen trotz seiner Verdienste auch Martin Breslauer. Er entschloß sich deshalb zum Verkauf eines Teiles seiner Bibliothek, zur Auswanderung und zur Neugründung seines Antiquariates 1937 in London. Dort starb er 1940 nach einem deutschen Bombenangriff. Seine Witwe und sein Sohn Bernd H. Breslauer führten die Firma weiter und übersiedelten mit ihr 1976/77 nach New York. Jutta Weber belegte diese Stationen und Fakten mit sorgfältig ausgewählten Exponaten. Dazu gehörten neben Familienbriefen und Geschäftsbüchern auch Dokumente wie die Geburtsurkunde, ein Zeugnis seiner Lehrzeit und das Schreiben über den Ausschluß seiner Firma aus der Reichsschrifttumskammer von 1936. Sohn Bernd H. Breslauer erwarb sich bleibende Verdienste unter anderem durch zahlreiche Aufträge an international herausragende Einbandkünstler; eine Anzahl dieser Meisterwerke wurden vorgestellt. Vor seinem Tod im Jahre 2004 wurde Bernd H. Breslauer mit der Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin und mit der Ehrenmitgliedschaft im Verein der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin ausgezeichnet. Sein Vater war einst Gründungsmitglied des Vorgängervereins, dem er von 1914 bis 1933 aktiv verbunden war. Eine der Lebensleistungen beider Breslauers, die von ihnen aufgebaute „Bibliotheca Bibliographica Breslaueriana“, wurde 2005 in New York zugunsten einer Stiftung versteigert. Ein Katalog gewährt einen Überblick über diese Schätze. Daß der Nachlaß Breslauer seinen endgültigen Standort in Berlin gefunden hat, ist ein Glücksfall für die Wissenschaft und für die Staatsbibliothek und zugleich ein Zeugnis für die Achtung und das Vertrauen, das die deutsche Gesellschaft trotz der Vorgänge von 1933 bis 1945 in den letzten Jahrzehnten zurückgewinnen konnte. Renate Gollmitz Sammlerfreuden. Die letzte Veranstaltung der Berlin-Brandenburger Pirckheimer im Jahr 2006 war am 14. Dezember traditionellerweise den Neuerwerbungen des abgelaufenen Jahres gewidmet. Der eigentlich doch geräumige Verkaufs- und Ausstellungsraum des Büchergildentreffpunktes konnte die zahlreichen Besucher kaum fassen, die an diesem Abend das gerade gelieferte Heft 184 der Marginalien sowie das gedruckte Jahresprogramm für 2007 in Empfang nehmen konnten. Anwesend waren auch Grit Anton, die Schöpferin des dem Heft beiliegenden Holzschnittes, und Marc Berger, der Drucker des Blattes. Zu Beginn gab Ursula Lang einen kurzen Rückblick auf die Veranstaltungen des zu Ende gehenden Jahres und stellte einige der geplanten Abende im Jahr 2007 vor. Danach sprach WK ihr, Renate Gollmitz und Hans-Udo Wittkowski als den für die Berlin-Brandenburger Gruppe Verantwortlichen herzlichen Dank für die geleistete Arbeit aus. Grit Anton hatte zwei ihrer beeindruckenden Künstlerbücher mitgebracht, von denen frau grau zu Versen von Ror Wolf besonders gefiel. Marc Berger konnte seinen originalgraphischen Kalender zu Liebeslyrik vorstellen, der der erste einer geplanten Reihe werden soll. Bei der Vorstellung der „Sammlerfreuden“ entspann sich ein bunter Reigen alter und neuer Bücher, teils originalgraphisch oder mit Einzeichnungen geschmückt, zu denen Autographen, ein originalgraphisches Leporello, eine Reihe von Lesezeichen mit Porträts von Literaten sowie ein antisemitischer musikalischer Einblattdruck des Biedermeiers traten. Besonders beeindruckten, wie eigentlich immer, die Geschichten und Geschichtchen um Kauf oder Tausch, die sich mit den Büchern verbanden. Unser Ehrenvorsitzender Wolfram Körner konnte zwei alte Bücher desselben französischen Autors, die er im Abstand von 50 Jahren erworben hatte, vorzeigen, die beide ausführlich jeweils über 100 Stellungen des Liebesspiels beschrieben. Besonders kurios: Der Mediziner Körner zählte natürlich die beschriebenen Positionen durch und mußte feststellen, daß in jedem Buch eine Stellung weniger enthalten war als auf dem Titelblatt angegeben. Ob dem Autor beide Male die Feder erlahmte – oder waren es die Glieder? Albrecht von Bodecker, bei dem die Pirckheimer im November zu Gast gewesen waren, zeigte eine wertvolle Erstausgabe von Kant Ueber die Buchmacherey aus dem Jahre 1798. Sehr sympathisch war sein Geständnis, daß er diesen Band eigentlich im November hätte zeigen wollen, daß er damals aber für den Pirckheimer-Besuch aufgeräumt und deshalb die Schrift nicht gefunden hätte. Der Felixmüller-Sammler Hans-Jürgen Wilke stellte zwei wichtige Neuzugänge vor: einen Brief Felixmüllers, in dem es um eine Veröffentlichung in den Marginalien ging, sowie einen Kunstband über Dürer, in den der jugendliche Felix Müller seinen Namen eingetragen hatte. Über 50 Jahre später hatte Felixmüller sein (von Wilke gedrucktes) Eigen-Exlibris neben den früheren Namenszug geklebt. Gefunden wurde dieses Buch beim Trödler! Unser Klopstock-Spezialist Fritz Jüttner hatte diesmal – anders als sonst – keine mit Klopstockiana gefüllten Taschen mitgebracht, er konnte aber trotzdem von vielen Neuerwerbungen unterschiedlichster Art berichten. Jüttner wurde nicht müde, bei zahlreichen dieser Funde auf die Tips, Hinweise und sogar Schenkungen hinzuweisen, die ihm dazu verholfen hatten. Dieses hohe Lied auf bibliophile Freundschaften war, auch wenn es nicht am Ende der Veranstaltung stand, doch ein würdiger Ausklang eines für viele Pirckheimer erfolgreichen Sammlerjahres. WK Pablo Picasso und die Frauen. Zu den bewährten Traditionen der hallischen Veranstaltungsabende gehört die Vorstellung publizierter oder in Arbeit befindlicher Schriften und Bücher der Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft. So las am 28. November 2006 Gertraude Clemenz-Kirsch aus ihrem Manuskript Die sieben Leben des Pablo Picasso das Kapitel vor, das sich mit der ersten langjährigen Lebensgefährtin Picassos, Fernande Olivier, befaßt. Picasso war 23 Jahre alt, als ihm die schöne Fernande, „La belle Fernande“, begegnete. Sie sollte die erste Frau in seinem Leben werden, die Freuden und Leiden, Entbehrungen und auch Erfolge mit ihm teilte. Einer unglücklichen Ehe entronnen, verdiente sich die attraktive und kunstinteressierte Fernande ihren Lebensunterhalt als Modell in der Künstlerszene am Pariser Montmartre. Auch Renoir und Degas stand sie Modell. Ihr Leben war unstet und turbulent wie das der Künstler, bevor sie nach mehreren Liebschaften in die Fänge Picassos geriet und zu ihm in das heute legendäre Atelierhaus Bateau Lavoir zog. Durch die Schilderungen in ihren beiden später herausgegebenen Erinnerungsbüchern Picasso et ses amis (1933) und Souvenirs intimes (1988) ist uns diese lebendige, aber auch entbehrungsreiche Zeit der Künstler am Montmartre zu Beginn des 20. Jahrhunderts anschaulich überliefert. Über Jahre verband beide eine leidenschaftliche Liebe, und Picasso überwachte eifersüchtig die Wege der Geliebten. Trotz aller Not der Anfangsjahre hielt Fernande zu ihm und dem Freundeskreis, zu dem auch Max Jacob und Guillaume Apollinaire gehörten. Erst durch die Bekanntschaft mit dem wohlhabenden deutsch-amerikanischen Geschwisterpaar Gertrude und Leo Stein und die verkaufsfördernden Aktivitäten des jungen Kunsthändlers Henri Kahnweiler lockerte sich die angespannte Finanzlage Picassos, und bereits 1907 gehörte er zu den gefragtesten Malern im Kunsthandel. Die Liebe zu Fernande hielt acht Jahre. Nach anfänglichen Streitereien mehrten sich die Krisen in ihrer Beziehung, und die einst gepriesene Schönheit Fernandes hatte in seinen Bildern längst groben und zerklüfteten Darstellungen Platz gemacht. Schließlich leitete Fernande selbst das Ende ein, indem sie 1911 Picasso mit ihrer Freundin Eva Gouel bekannt machte, zu der er bald in neuer Liebe entflammte und die er bis zu ihrem frühen Tod im Dezember 1915 auch aufrichtig lieben sollte. – Fernande, die Gefährtin seiner künstlerischen Entwicklung von der „Blauen“ über die „Rosa Periode“ bis hin zum Kubismus, schlug sich nach der Trennung von Picasso so recht und schlecht durchs Leben und verstarb am 29. Januar 1966 in tiefer Armut. Sie wurde 85 Jahre alt. Ute Willer Mozarts Bibliothek. »allzeit ein buch« verhieß die Veranstaltung des Leipziger Bibliophilen-Abends am 10. Oktober 2006, in der Prof. Dr. Ulrich Konrad über die Bibliothek Wolfgang Amadeus Mozarts berichtete. Bereits 1991, zum 200. Todestag des Komponisten, richteten der Referent und Martin Staehelin in der Herzog August Bibliothek zu Wolfenbüttel eine Exposition zu diesem Thema aus, begleitet von einem vorzüglich gearbeiteten, instruktiven Katalog. Die im Vorfeld der (fiktiven) Rekonstruktion dieser Bibliothek notwendigen Recherchen erwiesen sich als außerordentlich aufwendig und schwierig, lag doch zunächst als einzige und in ihren bibliographischen Angaben flüchtige Quelle das Verzeichniß und Schätzung der Bücher des verstorbenen Tl. Herrn W. A. Mozart Kays:Kapellmeister von J. G. Binz vor. Überdies erwies sich jenes auch als recht lückenhaft, da offenbar dem Schätzer nicht der gesamte Bestand vorlag. Die Durchmusterung von Mozarts Briefwechsel gab weitere wichtige Hinweise, welche Bücher er besessen oder doch zumindest gelesen hat. Schließlich sichteten die Autoren das gesamte Liedgut des Komponisten und fahndeten nach zeitgenössischen Ausgaben jener Texte – von heute zumeist völlig unbekannten Autoren –, die von Mozart vertont wurden. In summa ergab sich ein Konvolut, das sicherlich keinesfalls die gesamte Bibliothek Mozarts, sondern nur einen, vielleicht sogar eher eingeschränkten Teil umfaßt. Selbst wenn die Bestände komplett bekannt wären, ist diese Bibliothek von ihrem mäßigen Umfang und ihrer Zusammensetzung her eine wohl recht zufällig und kaum planmäßig aufgebaute »An-Sammlung« von berufsbezogenen und berufsunabhängigen Schriften. Hervorstechend ist Mozarts Interesse für Literatur (Lyrik von Ewald Christian von Kleist, Uz, Weiße, Hölty, Wiener Lokaldichter; dramatische Werke von Shakespeare, Molière; Prosa von Wieland, Fénelon), von der er sich Anregungen für Lied- und Bühnentexte versprach. Daß Mozart als Freimaurer sich den Ideen der (Josephinischen) Aufklärung verbunden fühlte und auch okkulten Themen nicht völlig fern stand, läßt sich aus einigen der Titel entnehmen (J. Pezzl, Moses Mendelssohn). Relativ breit ist der Bestand an Literatur zur Unterweisung und Belehrung von Kindern (Algebra, Geographie, Geschichte, Metaphysik und Chemie, Götterlehre), erstaunlich gering und unausgeglichen hingegen der Bestand an musiktheoretischer Fachliteratur und an Musikalien. Ulrich Konrad ließ die soweit rekonstruierte Bibliothek Mozarts vor den zahlreich erschienenen Hörern erstehen, kenntnisreich kommentiert und dort mit hilfreichen Anmerkungen versehen, wo dem heutigen Leser die Zusammenhänge nicht mehr geläufig sind, unterstützt von Lichtbildern und musikalisch aufgelockert durch einige unbekannte Lieder des Komponisten. Bibliophilie und Wissenschaft nannte sich das weite Thema, zu dem der Leipziger Bibliophilen-Abend am 7. November 2006 Prof. Dr. Elmar Mittler, den langjährigen Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und Professor für Buch- und Bibliothekswissenschaft an der dortigen Universität, eingeladen hatte. Zahlreich erschienen waren die an diesem Thema Interessierten, unter ihnen viele Berufskollegen des Referenten, und nahezu jeder von ihnen hatte eine andere Vorstellung von der Auslotung dieses Gegenstandes. Elmar Mittler jedoch verlor sich nicht in wissenschaftstheoretischen und buchkundlichen Ausführungen, sondern blieb, ganz konkret, bei den bibliophilen Schätzen, die ›seine‹ Bibliothek zu bieten hat. Im Durchlauf der Bilddateien zu dem von ihm herausgegebenen Band über die Kostbarkeiten der Göttinger Bibliothek plauderte er über die dort vorgestellten Zimelien, besonders über Erstdrucke bedeutender natur- und geisteswissenschaftlicher Schriften, die oft auch einem hohen bibliophilen Anspruch genügen. Schließlich stellte der Referent noch die digitalisierte Fassung der Göttinger Gutenberg-Bibel vor, realisiert in dem von ihm gegründeten Göttinger Digitalisierungszentrum. So reihte sich Buch an Buch, jedoch die Reichhaltigkeit des Hauptthemas gibt noch mannigfach Stoff für viele weitere bibliophile Abende. Eine Ausstellung der »Werkstatt Rixdorfer Drucke« zeigte der Leipziger Bibliophilen-Abend vom 1. bis 29. November 2006 im Leipziger »Haus des Buches«. Im Jahr 1963 gründeten Günter Bruno Fuchs und vier junge Künstler – Uwe Bremer, Albert Schindehütte, Johann Vennekamp und Arno Waldschmidt – diese Künstlergruppe, die sich seit über 40 Jahren regelmäßig zu gemeinsamen Arbeiten zusammenfindet. Charakteristisch für die Gruppe ist der aus der Symbiose von Holzschnitt und Typographik (unter Verwendung unterschiedlichster Blei- und Holzschriften) gewonnene Reiz sowie der enge Bezug zur Literatur und die zeitkritische Haltung. In Vorbereitung auf die Exposition haben die Künstler eine Woche im Leipziger Druckmuseum gearbeitet und einen Rixdorfer-Leipziger Bilderbogen geschaffen. Dem Bilderbogen liegen fünf eigens für diesen Zweck geschriebene Gedichte von Kerstin Hensel unter dem Titel Sachsen-Spiegelungen zugrunde; die Künstler haben diese Gedichte in Holzschnitt und Typographik auf fünf Leporelli in den Maßen 35 mal 100 Zentimeter umgesetzt. Die Kassette mit diesen fünf Leporelli (Auflage 100) wurde zur Ausstellung zu einem sehr günstigen Preis angeboten, wovon rege Gebrauch gemacht wurde. Zur Eröffnung sprach der Verleger Andreas J. Meyer (Merlin Verlag), der die Arbeiten der Künstler seit vielen Jahrzehnten verfolgt und in seinem Verlag mehrere Titel der Rixdorfer ediert hat; einige davon konnten auch noch erworben werden. Kerstin Hensel las die Sachsen-Gedichte und einen weiteren Prosatext. Im Mittelpunkt der Ausstellung stand das 2. Rixdorfer Gästebuch mit über 40 großformatigen originalgraphischen Blättern, aber auch die Zyklen zu Gutenberg (Texte von F.C. Delius), zu Deutschland (Texte von Reiner Lettau), zum Baseler Narrenschiff, zu Störtebecker (Texte von Peter Rühmkorf) und die satirischen Kalenderblätter zur Jahrtausendwende fanden viel Beachtung und Zustimmung. Besonders zu danken ist dem Hamburger Sammler Dr. Otto Paulick, der in uneigennütziger Weise die Ausstellung durch Leihgaben aus seiner kompletten Rixdorfer-Sammlung ermöglichte. An Pirckheimers 536. Geburtstag, dem 5. Dezember 2006, versammelten sich die Mitglieder des Leipziger Bibliophilen-Abends im Literaturcafé im »Haus des Buches« zum alljährlichen und allseits beliebten Geselligen Abend, der wie in den Vorjahren erneut auch Freunde aus Berlin, Wittenberg und Jena anzog. Bevor jedoch das Büffet eröffnet wurde, war noch ein bibliophiles horsd’œuvre angerichtet: Der Vorstand berichtete über den Stand des Archivs des LBA. Im Jahr 1996, nach dem Einzug in das »Haus des Buches«, stimmte die Mitgliederversammlung dem Vorschlag zu, eine Stiftung »Archiv des LBA« zu begründen. Dieses Archiv sollte Drucke und Dokumente zu den bibliophilen Leipziger Vereinigungen, also zum »historischen« LBA (1904-1933), zur Ortsgruppe der Pirckheimer-Gesellschaft und zum 1991 wiedergegründeten LBA zusammentragen. Geld- und Sachspenden etlicher Mitglieder ermöglichten den Ankauf eines inhaltsreichen Konvolutes von Drucken des »historischen« LBA aus der Sammlung Lothar Sommer. Weiteres konnte im Laufe der Jahre ergänzt werden. Nun, nach zehn Jahren intensiver Sammeltätigkeit, wollte der Vorstand Rechenschaft ablegen, was mit den Mitteln der Mitglieder aufgebaut wurde. Inzwischen enthält das Archiv 173 der 183 von den bibliophilen Vorvätern ausgegebenen Drucke und Gaben; 21 davon allerdings nur in Kopie. Weiteres Archivgut wie Programme, Einladungen, Medaillen, Schriftgut ist uns von vielen Seiten, darunter auch den Nachkommen ehemaliger Mitglieder, zugewachsen. Der wichtigste Beleg zum Wirken des historischen LBA ist jedoch die in vielen Jahren aufopferungsvoller detektivischer Kleinarbeit von unserem Mitglied Peter Uhrbach erarbeitete Dokumentation mit Dossiers über die ehemaligen Mitglieder, zusammengetragen aus Archiven, kulturgeschichtlichen und biographischen Beiträgen, Zeitschriften, Tageszeitungen, Sterberegistern und entlegenen Quellen (insgesamt 25 Ordner und acht Resümee-Bände). – Aus der Pirckheimer-Zeit ist die Quellenlage leider, insbesondere für die Anfangsjahre, spärlich, da auf Bewahrung von Dokumenten wenig Wert gelegt wurde. Immerhin konnte in dem Band »35 Jahre Bibliophilie in Leipzig« (Leipzig 1991) ein gut Teil der Geschichte der lokalen Pirckheimer-Gruppe nachgezeichnet werden. In Bezug auf den wiedergegründeten LBA ist das Archiv lückenlos, es enthält nicht nur die Editionen, sondern auch das Schriftgut (Belege zur Vereinsverfassung, Mitgliederverzeichnisse, Programme, Protokolle der Vorstandssitzungen, Rundbriefe, Schriftverkehr, Unterlagen zu den Drucken und den Ausstellungen), des weiteren Bild- und Tondokumente, Urkunden und Auszeichnungen und weitere Archivalien. Nachschlagewerke, Periodika und Zeitschriften (zum Beispiel Zeitschrift für Bücherfreunde, Marginalien, jeweils komplett) ergänzen den Bestand. Erschlossen wird das Archivgut durch eine Kartei (für Bücher und Graphiken) und ein Findbuch (für in Faszikeln zusammengefaßte Bestände). – Der Bericht des Vorsitzenden, veranschaulicht an Hand ausgewählter Objekte, wurde mit großem Interesse und Beifall aufgenommen. Nach dieser Einstimmung erwartete die Bücherfreunde ein opulentes Büffet zur Stillung von Hunger und Durst, und sodann kam erneut die Bibliophilie zu Wort, als satirische und parodistische Fundstücke vorgetragen, Wiederentdeckungen und Neuerwerbungen präsentiert wurden. Herbert Kästner