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Nachrichten für den Bücher- und Graphikfreund

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Zum Tod des Kinderbuch-Forschers Theodor Brüggemann. Nur wenige Namen sind mit der Erforschung und Pflege des historischen Kinder- und Jugendbuches so eng verbunden wie der von Professor Theodor Brüggemann. In seiner Person verbanden sich auf eine besonders glückliche Weise der Wissenschaftler und akademische Lehrer mit dem Sammler und Liebhaber bibliophiler Kostbarkeiten. 1921 in Werne an der Lippe geboren, war Brüggemann nach seinem Studium für mehrere Jahre im Schuldienst tätig, bevor er in den Hochschuldienst wechselte. Von 1962 bis zu seiner Emeritierung war er als Hochschullehrer an der Pädagogische Hochschule Köln und an der Universität Köln tätig. Im Zentrum seines umfangreichen wissenschaftlichen Schaffens stand die Kinder- und Jugendliteratur in ihren unterschiedlichsten Facetten. Hier kam Brüggemann die Rolle des Pioniers zu. Eines der wichtigsten wissenschaftlichen Projekte der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteraturforschung ist auf das Engste mit seiner Person verknüpft: das Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur, dessen erste Bände von ihm herausgegeben und in großen Teilen verfaßt wurden. Neben den Wissenschaftler trat bald der Sammler Brüggemann, der seine Sammlung mit ebenso viel Kenntnisreichtum wie Begeisterung aufbaute und in einem dreibändigen Kompendium beispielhaft dokumentierte. Brüggemann wurde für seine Verdienste um die Kinder- und Jugendliteratur mehrfach ausgezeichnet. 1987 erhielt er den „Volkacher Taler“ der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendbuchforschung und 1997 den „International Brothers Grimm Award“ des International Institut for Children’s Literature in Osaka. Professor Theodor Brüggemann verstarb am 4. Dezember 2006 in Köln. Bernhard Schmitz, Museum Burg Wissem Zum Todes des Verlegers Horst Jähner. Am 30. Dezember starb 88jährig der langjährige Leiter des Verlages der Kunst in Dresden Horst Jähner. Er gehörte zu den markanten Verlegerpersönlichkeiten der DDR, die sich beharrlich für eine eigenständige, offene Kulturpolitik in ihrem Land einsetzten. Das Dresdener Haus, dem Jähner von 1963 bis 1987 vorstand, war der entscheidende Kunstverlag der DDR. Von den einflußreichen Fundus-Taschenbüchern über Ausstellungskataloge bis zu umfangreichen Monographien wurden hier alle Kunstbucharten publiziert. Welche Turbulenzen manchmal um nur ein Buch entstanden, hat sein engster Mitarbeiter, der Cheflektor Ehrhard Frommhold, in seinem Fritz-Löffler-Porträt in dieser Zeitschrift beschrieben (vgl. H. 155, 1999). Jähner war Kunsthistoriker, der erst mit 59 Jahren an der Martin-Luther-Universität Halle (Saale) über Expressionismus promovierte. Dieser Kunstrichtung hatte er sich lebenslang durch eigene Publikationen verpflichtet. Seine umfangreiche Monographie Künstlergruppe Brücke (1984) erschien in sechs Auflagen und wurde in elf Sprachen übersetzt. Nach dem Ende der DDR, das den Verkauf des Kunstverlages Dresden an die Gruppe Gordon and Breach Science Publishers New York-London-Montreux nach sich zog, ließ er sich noch einmal in die Pflicht nehmen. Bis 1996 führte er wieder die Geschäfte. Selbst danach war er noch bis 1999 beim Junius-Verlag Hamburg als Berater tätig. Neue Verlagsleitung bei Harrassowitz. Nach langjähriger erfolgreicher Tätigkeit ging der Leiter des Harrassowitz Verlages Michael Langfeld in den Ruhestand. Der studierte katholische Theologe und Judaist war Programmleiter bei Vieweg, ehe er 1991 zu Harrassowitz wechselte und hier 1992 die Leitung übernahm. Neue Verlagsleiterin wurde Dr. phil Barbara Krauß. Sie studierte in Mannheim, Reims und Mainz Germanistik und Romanistik mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft und promovierte 1991 über die Schriftstellerin Clara Viebig. Nach einem Verlagsvolontariat entschloß sie sich, dem Schuldienst adieu zu sagen. Nach dreijähriger Station beim Dr. Ludwig Reichert Verlag und freiberuflicher Tätigkeit ist sie seit 1992 beim Harrassowitz Verlag beschäftigt, zunächst als Lektorin und seit 2001 in der Funktion der stellvertretenden Verlagsleiterin. Wechsel in der Redaktion Aus dem Antiquariat. Mit dem Heft 6, 2006 verabschiedete die Zeitschrift Aus dem Antiquariat die langjährige Chefredakteurin Ilse Unruh, die in den Ruhestand trat. Seit 1970 beim Börsenverein tätig, wurde sie 1975 neben anderen Tätigkeiten Redakteurin der Börsenblatt-Beilage. 1997 übernahm sie die Leitung des Blattes, das sie bald durch eine ernste Krise steuern mußte. Nach Umstrukturierungen und Einsparungen beim Börsenverein wurde schließlich Aus dem Antiquariat ausgegliedert und zu einer eigenständigen Abonnement-Zeitschrift entwickelt. Die zahlreichen Stimmen von Autoren des Blattes, Antiquaren, Buchhistorikern und Verlegern, heben ihre Vorzüge und Leistungen hervor. Nachfolger wurde Dr. phil. Björn Biester, Jahrgang 1971. Er hat Evangelische Theologie und Rechtswissenschaft studiert und wurde mit einer geschichtswissenschaftlichen Arbeit über den Privatgelehrten Paul Ruben promoviert. Neuer Vorsitzender des Vereins der Freunde der Staatsbibliothek. Senator e. h. Prof. Dr. h.c. mult. Klaus Gerhard Saur, seit 2005 geschäftsführender Gesellschafter des Wissenschaftsverlages Walter de Gruyter in Berlin, hat im Oktober 2006 den Vorsitz des Vereins der Freunde der Staatsbibliothek e. V. übernommen. Dieser begeht im Frühjahr 2007 sein zehnjähriges Bestehen. 1941 in Pullach geboren, trat Klaus G. Saur 1963 in den väterlichen „Verlag Dokumentation“ ein und baute die spätere K. G. Saur KG zu einem der international renommiertesten Verlage im Bereich der Dokumentation und Information aus. Er verlegte unter anderem den Marburger Index, das Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums, das Deutsche Biographische Archiv, das World Biographical Archive und das Allgemeine Künstlerlexikon. Berliner Exlibris Treffen. Am 4. November 2006 fand, wieder im RUDI-Nachbarschafts­zentrum Friedrichshain-Kreuzberg, das nun schon 17. Berliner Exlibris Treffen statt. In bewährter Weise von Rainer Kabelitz organisiert, kamen etwa 30 Exlibrisfreunde zusammen, darunter diesmal auch wieder Klaus Rödel aus Dänemark. Neben den regen Tauschaktionen und vielen Gesprächen bei Kaffee, Wasser und Wein konnten gleich drei Ausstellungen besichtigt werden. Einmal, von Claus P. Mader und Wolfgang Fiedler vor allem aus ihren Sammlungen zusammengestellt: Buchherstellung und -vertrieb im Exlibris. Sie wurde für den erkrankten Claus Mader von Dr. Peter Labuhn eröffnet. Erstaunlich vielseitig taucht die Thematik im Exlibris auf. Das Plakat und das Faltblatt zur Ausstellung zeigen ein Exlibris für Carl G. F. Langenscheidt von 1897, auf dem, neben viel Ornamentik, Handwerker, Buchdrucker und ein Lesender dargestellt sind. Dann war ein Teil der Exlibris des nach langer Krankheit verstorbenen Berliner Künstlers Manfred Bofinger (1941-2006) zu sehen. Und schließlich in Nachbarschaft zum Exlibris: P. F. Um Glück zu wünschen. 40 Jahre Neujahrsgraphik von Stefan Holtz und Freunden. – Obwohl das Treffen in öffentliche Veranstaltungskalender aufgenommen worden war, sind dadurch, soweit ich feststellen konnte, leider keine neuen Exlibrisfreunde gewonnen worden. Wolfram Körner Der fast vergessene Homunkulus. Am 16. November 2006 fand sich der Berliner Bibliophilen Abend dank der Museumsleiterin Gabriele Jochens erstmals in den schönen Räumen des Heimatmuseums Berlin-Charlottenburg zusammen. Der Vortrag von Jürgen Gottschalk galt Robert Weil, dessen 125. Geburtstag Kabarettfreunde 2006 begingen. Dr. jur. Robert Weil (Pseudonyme: Homunkulus, Gustav Holm) wurde 1881 in Wien als Sohn des Hoflieferanten Morris Weil geboren. Im Heft September/Oktober 2006 der 1897 von Theodor Herzl begründeten, heute noch existierenden Zeitschrift Illustrierte Neue Welt wird er als „Säule des Kabaretts“ bezeichnet. Metzlers Kabarettlexikon und verschiedene andere Handbücher und Geschichten des Kabaretts kennen seinen Namen jedoch nicht. Einzig Dr. Hans Veigl, der mehrere Arbeiten zur Wiener Kabarettgeschichte veröffentlicht hat, würdigt Weil, der unter anderem mit Robert Stolz, Walter Slezak und Oskar Karlweis befreundet war. In Anzeigen des Löwit-Verlages steht der Name Homunkulus neben Kabarettgrößen wie Fritz Grünbaum und Fritz Löhner-Beda. Vor dem Ersten Weltkrieg war Weil Mitarbeiter der Wiener Satirezeitschrift Muskete, eines Pendants zum Münchner Simplicissimus. Der Durchbruch gelang ihm mit seinen köstlichen Sprachschlampereien Schulaufsätze des Poldi Huber, erstmals vorgetragen am 1. Oktober 1910 zur Eröffnung des Kabaretts „Der Himmel“. Die Hefte erreichten laut Prof. Dr. Dorrit Molony, Weils Tochter, eine Gesamtauflage von 7 Millionen Exemplaren. Einzig zwei Nachkriegsausgaben wurden in Österreich verlegt – Auswahlbände hauptsächlich aus Poldi Huber. 1938 rettete er sich und seine Familie, inzwischen mittellos geworden, am Tage seiner vorgesehenen Abschiebung aus dem Schweizer Exil nach Deutschland in die USA: Ein durch Upton Sinclair vermitteltes amerikanisches Affidavit traf in buchstäblich letzter Stunde ein. Er verstarb 1960 in New York. Der Sprache und Heimat beraubt, konnte er nicht mehr an seine vorherigen Erfolge anknüpfen. Jürgen Gottschalk trug Originaltexte von Homunkulus vor und präsentierte neben einer reichhaltigen Auswahl an Sekundärliteratur auch zahlreiche Originaldrucke. Es konnten Titel gezeigt werden, die in der von Dorrit Mollony 1989 zusammengestellten Auswahlbibliographie fehlen. Die größtenteils exzellent erhaltenen Publikationen sind von erstrangigen Künstlern der Muskete (zum Beispiel Kurt Libesny) farbig gestaltet worden. Die Umschlagkarikaturen zu dem jüdischen Autor in einem jüdischen Verlag könnten heute als antisemitisch empfunden werden – ein Phänomen, das in der Forschungsliteratur wohl noch nicht thematisiert worden ist. Weiterhin wurden Weils Verlage vorgestellt. Zum Teil war er mit den Verlegern befreundet, so mit Erwin Engel vom Nestroy-Verlag Wien, der mit ihm unter dem Pseudonym Tobias Ängstlich auch gemeinsam publizierte. J. Gottschalk Collagen zu Fjodor Dostojewskis Novelle Die Sanfte, ein frühes Hauptwerk der Künstlerin aus dem Jahre 1953, waren das Thema des Freundeskreises Eva Johanna Rubin am 26. Oktober 2006 in der Staatsbibliothek Unter den Linden. Zur Einstimmung las Frau Dr. Krenzlin, Literaturwissenschaftlerin, ausgewählte Passagen aus der Novelle und vermittelte eindrucksvoll einen Überblick über das Geschehen. Mit dem vergleichenden Blick auf publizierte Illustrationen anderer Künstler zu dieser Novelle (Marta Worringer, Bruno Krauskopf, Boris Saborow) stand die besondere Leistung Eva Johanna Rubins allen Anwesenden überzeugend vor Augen. Ihre Collagen bevorzugen sanfte Töne und samtige Papiere, geben einfühlsam und differenziert bildhafte Einblicke in den ergreifenden Text, der, ein quälendes Selbstgespräch des Protagonisten angesichts des Freitodes der Gefährtin, eine aussichtslose, scheiternde Liebesbeziehung durchleuchtet. Die 15 Collagen, die zur Ansicht bereit lagen, sind keine Illustrationen, vielmehr psychologisch fein ausgelotete Eindrücke von Zuständen und Ereignissen im Leben des ungleichen Paares, fern jeder Schwarzweißzeichnung. Eva Johanna Rubin hatte in den frühen Jahren vergeblich versucht, ihre Collagen Verlagen anzubieten. Es blieb ihr Wunsch, sie eines Tages doch gedruckt zu sehen. Einhellige Zustimmung fand deshalb der Entschluß, diesen Wunsch postum zu erfüllen. Der Freundeskreis wird Die Sanfte mit den Rubinschen Collagen in begrenzter Auflage im Selbstverlag herausgeben. Die Kosten werden ausschließlich durch Spenden aufgebracht. Die Gestaltung des Bandes hat freundlicherweise Hans-Joachim Schauß übernommen. Einige wenige Exemplare werden über die Mitglieder des Freundeskreises hinaus gegen eine Spende zu erwerben sein. Ursula Lang Werner Klemke as Book Illustrator. Matthias Haberzettl, unser Pirckheimer-Freund, hat schon viele Entdeckungen und Ausgrabungen zu Werner Klemke gemacht (unter anderem im Heft 180 der Marginalien). Nun hat er zusammen mit Douglas Martin den Menschen Werner Klemke und sein Werk den englischsprachigen Bibliophilen und Sammlern in einer sicher wirksamen Form nahe gebracht Werner Klemke as Book Illustrator. Ein ganzes Heft The Private Library (Vol. 9: 2 - Summer 2006) ist Werner Klemke mit Text und Bild gewidmet. Im ersten Drittel bringt Haberzettl eine Einführung zu Leben und Werk Werner Klemkes, von Douglas Martin ins Englische übertragen. Martin gibt dann im Hauptteil sehr lebendig einen Überblick über Klemkes Buchillustrationen. Eingestreut sind zahlreiche, sehr bedacht ausgewählte, zum Teil farbige Abbildungen aus den vielen „schönsten Büchern“. So zeigt sich der Reichtum, der Humor, der Charme, die Reichhaltigkeit der Kunst Werner Klemkes. Am Schluß sind 34 Quellen angeführt, darunter die Marginalien, aber auch dem Klemke-Sammler bisher kaum bekannte. Der Text endet mit Horst Kunzes Erkenntnis: „Klemke´s work is like an ocean“. Während der Arbeit an diesen Zeilen bringt die Post schon wieder eine Überraschung von Matthias Haberzettl – ein Heftchen im Duodezformat, Augsburg Dezember 2006, in 50 Exemplare: Werner Klemke und das Illustrieren von Büchern. Texte von ihm und über ihn. 24 Seiten, jeweils eine Seite Klemkes Worte schwarz gedruckt, die andere Texte über ihn auf den Kopf gestellt und rot gedruckt. Man muß gespannt sein, was Matthias Haberzettl noch alles finden wird. Werner Klemke gehört zu den großen Buchillustratoren und Graphikern des 20. Jahrhunderts. Wir wünschen uns ergänzend zum Kunze einen Haberzettl: Das gesamte Werk von Werner Klemke. Wolfram Körner Neue Pressendrucke von Horst Hussel und Klaus Waschk. Am Ende des alten Jahres erschien ein wunderbarer Pressendruck vom Verlag „Serapion vom See“ (Berlin: Michael Duske): Ritter Gluck von E. T. A. Hoffmann mit acht signierten Radierungen von Horst Hussel, die von den unverstählten Platten durch Dieter Béla gedruckt wurden. Ein Buch, das auch durch die Einbandgestaltung von Hussel, den Bleisatz von Harald Weller und den schönen Einband von Michael Knop (alle Berlin) zu einer rundum gelungenen Edition gediehen ist. Durch die eine zauberhafte Leichtigkeit ausstrahlenden Radierungen wird doch enger Bezug zum Text geschaffen und unübersehbar auf Berlin als Ort des Geschehens verwiesen. Hier bleibt auch die sich zunächst aufdrängende Frage nach dem Sinn einer nochmaligen Ausgabe des Textes aus gutem Grund ungestellt. Die wohl bestehende Seelenverwandtschaft zwischen Autor und Illustrator bereitet Spaß und wird durch ein Husselsches geniales Gluck-Porträt zum Ende des Textes gekrönt. Der Wermutstropfen ist der Preis des Bandes: 470 Euro, der im Vergleich mit ähnlichen Hussel-Büchern am oberen Ende der Preisskala angesiedelt ist, aber immer noch günstiger kommt als ein Espresso-Automat und sicher auch länger Freude bereitet. Hier die Titeldaten: E. T. A. Hoffmann: Ritter Gluck. Mit acht sign. Radierungen von Horst Hussel. Ein Handpressendruck in Blei gesetzt in der 12 p Weiß Antiqua und auf 150 g Vélin gedruckt. 44 S., 26 x 18 cm. Handeinband mit Deckelprägung im Schuber. Auflage 80 num. Exemplar und 10 Künstlerexemplare. Berlin: Serapion vom See, 2006. 470 Euro. Pirckheimer erhalten bei Michael Duske (14195 Berlin, Flanaganstraße 4 a, Tel.: 030 / 814 1853) 10 Prozent Rabatt. Neues gibt es auch von der MEG-art Presse zu vermelden. Die auf den von Thomas Reschke aus dem Russischen übertragenen Heimlichen Märchen (Berlin: Volk und Welt, 1983) basierende Reihe Erotischen Märchen wird mit den Bänden V und VI fortgesetzt. Bereits erschienen ist Band V: Die kopflose Braut / Die erregte Edelfrau mit 4 signierten Radierungen von Klaus Waschk, der im übrigen auch Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft ist. Die Auflage beträgt 40 plus 10 Künstler- und Verlegerexemplare. Die Ausgabe B (Nr. 26-40) enthält eine Radierung, koloriert, für 125 Euro; die Ausgabe A (Nr. 11-25) alle vier Radierungen, koloriert, für 185 Euro. Die Vorzugsausgabe (Nr. 1-10) ist zusätzlich mit einer Handzeichnung und einer Extra-Suite der Radierungen in Schwarzweiß versehen und kostet 385 Euro. Für Ende des I. Quartals ist der Band VI angekündigt: Die furchtsame Braut / Der Soldat mit signierten Radierungen von Horst Hussel. Die Auflage beträgt 40 Exemplare. Die Ausgabe B (Nr. 31-40) enthält drei signierte Radierungen, davon zwei koloriert, für 125,- Euro; die Ausgabe A (Nr. 11-30) vier signierte Radierungen, davon 2 koloriert, für 185 Euro. Die Vorzugsausgabe (Nr. 1-10) ist zusätzlich mit einer Handzeichnung und einer Extra-Suite der Radierungen auf Japan versehen. Die Ausgaben sind von der Hand in Pappe (Ausgabe B) und in Halbleder gebunden. Von den vorherigen Bänden (siehe Marginalien, H. 181, 2006) sind noch wenige Exemplare vorhanden. Zu beziehen durch: MEG-art-Presse, Gudrun Holley, Zitzer-Straße 26, 39307 Karow (Tel.: 039347-50374). Auch hier erhalten Pirckheimer einen zehnprozentigen Rabatt. Hans-Udo Wittkowski Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum. Eine bedeutende, auch für Bibliophile hochinteressante, zuvor bereits in Lübeck und München präsentierte Ausstellung vereinte die Mitglieder der Mann-Familie – zumindest visuell – diesmal in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Dort werden etwa 5000 Bücher der Manns aufbewahrt, um die es aber nicht ging. Die Kuratoren dieser Präsentation, Uwe Naumann, Programmleiter Sachbuch im Rowohlt Verlag, und die freie Lektorin Astrid Roffmann hatten aus den Sammlungsbeständen des Literaturarchivs Monacensia, des Thomas-Mann-Archivs der ETH Zürich, des Buddenbrookhauses Lübeck und vieler weiterer Institutionen einen beeindruckenden Überblick über das (Zusammen-)Leben, den Werdegang sowie das berufliche und literarische Wirken der Mitglieder der Mann-Familie zusammengestellt. Die Schau, die bis zum 26. Februar lief, bestach vor allem durch ihre originalen Fotos (ca. 300), Handschriften, Dokumente, Filmausschnitte und Alltagsgegenstände. Kaum ein Schriftstück wurde als Kopie gezeigt. So fehlte weder das Drogenbesteck von Klaus noch die Taufschale von Elisabeth. Hinzu kamen zahlreiche Erstausgaben und illustrierte Ausgaben der Bücher des „Zauberers“, seiner Kinder und Enkel. Auch Heinrich Mann fand seinen Platz. Der Bogen spannte sich durch das ganze 20. Jahrhundert, von der Geburt Erikas im Jahre 1905 bis zum Tod Elisabeths 2002 – einhundert Jahre Zeit- und Kulturgeschichte am Beispiel der Familie Mann, deren Zusammenleben durchaus dem einer großbürgerlichen deutschen Familie entsprach. Unübersehbar ist allerdings die starke Prägung einerseits durch die Literatur und andererseits durch die „beherrschende“ Stellung des Vaters, eines wahren Patriarchen. Dessen Dominanz war dann auch Quelle manchen Un- und Mißverständnisses, mancher Spannungen und Fluchten. So war die Mann-Familie eine durchaus heterogene Gruppe, in der die Zuwendung unterschiedlich verteilt und die Nähe unter den Geschwistern sehr differenziert war. Ein berühmter, erfolgreicher Vater vermag sowohl Ansporn als auch Hemmnis sein. Die Geschwister Erika und Klaus haben in ihren Sturm- und Drangjahren besonders gelitten oder sich diesem Druck eben durch Fluchten entzogen. Aber klar ist auch, daß alle Kinder – oft erst in späteren Lebensphasen – ihrem Vater nacheiferten. Davon zeugen literarische Beiträge eigenen Stils von bleibendem Wert. Alles das wurde in dieser Schau deutlich und eindringlich belegt. Unter den in Vitrinen präsentierten Büchern fielen besonders auf: Thomas Mann, Herr und Hund, 1919 bei S. Fischer, mit dem Umschlag von Emil Preetorius; Erika Mann, Stoffel fliegt übers Meer, 1932 bei Levy & Müller, illustriert von Ricki Hallgarten; Erika und Klaus Mann, Riviera – Was nicht im Baedeker steht, 1931 bei Piper, mit der Umschlagzeichnung von Walter Trier; Klaus Mann, Auf der Suche nach einem Weg, 1931 im Transmare Verlag, Umschlag von Emil Orlik; Thomas Mann, Doktor Faustus, 1947 im Bermann-Fischer Verlag (Stockholm); Heinrich Mann, Der Atem, 1949 bei Querido (Amsterdam); Monika Mann, Vergangenes und Gegenwärtiges. Erinnerungen, 1956 bei Kindler, Umschlag von Emil Preetorius (Preetorius hatte auch bereits Thomas Manns Gesang vom Kindchen und Herr und Hund gestaltet); Golo Mann, Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, 1958 in der Büchergilde Gutenberg. Zu sehen waren weitere Erstausgaben aus der Zeit des Exils, meist bei Querido in Amsterdam erschienen. Von bleibendem Wert ist auch das von Uwe Naumann und Astrid Roffmann im Rowohlt Verlag herausgegebene gleichnamige, großformatige, gut gestaltete Katalogbuch mit Abbildungen aller Exponate und erläuternden Texten – gebunden und broschiert im Angebot. Das einfühlsame und zugleich kompetente Geleitwort schrieb Friedo Mann, der Lieblingsenkel des Zauberers. Ferdinand Puhe Die Sammlung Leuchte in der Universitätsbibliothek Freiburg. Die Sammlung Leuchte, die als die umfangreichste Sammlung deutschsprachiger Handschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit gilt, ging 2006 in den Besitz der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg über. Sie konnte dank des Entgegenkommens des Berliner Sammlers Dr. Hans-Jürg Leuchte aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg für die Freiburger Universität erworben werden. Seither steht sie der Forschung in der Universitätsbibliothek zur Verfügung. Der Begriff Handschrift ist weit gefaßt und umschließt auch Handgeschriebenes in Briefform und rechtsgeschichtliche Quellen. Zu den bemerkenswertesten Stücken zählen ein „Processionale“ aus dem Straßburger Reuerinnenkloster nach 1489 und ein Gesangbuch aus dem Dominikanerinnenkloster Engelthal um 1504. Eine vorläufige Kurzübersicht zu den Beständen der Sammlung kann über den Online-Katalog Freiburg abgerufen werden, eine Digitalisierung der gesamten Sammlung wird erfolgen. Eine Ausstellung zum Thema und eine Ringvorlesung „Freiburger Bücher(-Geschichten)“ wird das Mittelalterzentrum anläßlich des 550jährigen Bestehens der Universität veranstalten. Dieter Schmidmaier Archiv des Aufbau-Verlags digital. Das historisch und wissenschaftlich bedeutende Archiv des Aufbau-Verlags kann im Lesesaal der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz, die das Archiv als Depositum aufbewahrt, in Kürze umfassend genutzt werden. Das Archiv gehört zu jenen Dokumenten, die für das historische Erbe Deutschlands besonders bedeutsam sind und deshalb vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kopiert und im Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, einem Stollen im Schwarzwald, aufbewahrt wird. Das Aufbau-Archiv ist das erste Verlags-Archiv, dem diese Ehre widerfährt. Rund 1,2 Millionen Blätter aus den Jahren 1945 bis 1990 sind in den letzten Jahren komplett verfilmt und digitalisiert worden. Damit wird ein Archiv mit einzigartigen Schriftstücken zur Erforschung der Literaturgeschichte der DDR umfangreich zugänglich gemacht, zugleich werden die fragilen Originale geschützt. Ergebnisse, Erfahrungen und Perspektiven wurden am 28. November 2006 in einer Pressekonferenz und einem anschließenden Kolloquium Aufbau Digital: Digitalisierung und Verfilmung des Archivs des Aufbau-Verlags vorgestellt. Das Archiv war 1985 von Elmar Faber begründet und in den folgenden Jahren von Carsten Wurm eingerichtet und erschlossen worden. Zum 50jährigen Verlagsjubiläum 1995 erfolgte die feierliche Übergabe an die Staatsbibliothek durch den Verlagseigner Bernd F. Lunkewitz. Dieter Schmidmaier Eine Feininger-Ausstellung in Chemnitz. Vom 12. Dezember 2006 bis 18. Februar 2007 zeigten die Kunstsammlungen Chemnitz eine bedeutsame Feininger-Ausstellung. Anlaß war Lyonel Feiningers 125. Geburtstag und sein 50. Todestag. Zur Ausstellung erschien ein schöner Katalog von Ingrid Mössinger und Kerstin Drechsel (296 S., mit 310 farbigen Abb., 25 Euro). Einer der Gründe, diese Ausstellung in Chemnitz zu zeigen, war die Freundschaft zwischen Feininger und dem Chemnitzer Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff, über die Heinz Spielmann ausführlich im Katalog berichtet. Andreas Hüneke beschreibt die Verfolgung Feiningers durch die nationalsozialistische Kunstpolitik. 32 seiner Gemälde, 88 Zeichnungen und 348 Druckgraphiken wurden aus deutschen Museen entfernt und beschlagnahmt, darunter auch sechs Druckgraphiken und ein Aquarell aus Chemnitz. Die Ausstellung beruhte auf der Sammlung Harald Loebermann (1923-1996), die jetzt rund zehn Jahre nach dessen Tod in den Besitz des Museums übergehen soll. Der Architekt aus Nürnberg besaß die wohl weltweit größte Feininger-Sammlung in Privatbesitz. Er hatte in 30 Jahren ein Drittel der Radierungen und Lithographien, zwei Drittel des Holzschnittwerkes sowie 56 Aquarelle und Zeichnungen zusammengetragen. In der Ausstellung waren 298 Objekte zu sehen, darunter Aquarelle, Holzschnitte, Lithographien, Radierungen, Zeichnungen, Briefe und ein von Feininger bearbeiteter Holzstock. Horst Gebauer Mittelalterliche Buchschätze aus Tirol. Mit dem Titel Daniela Mairhofer, Walter Neuhauser, Michaela Rossini, Claudia Schretter: Schreiber, Schriften, Miniaturen: mittelalterliche Buchschätze aus Tirol. Innsbruck; Wien: Tyrolia-Verlag, 2006. 80 S. (Tiroler Kulturgüter) Pp. 8°. Euro 17,90. ISBN 13: 928-3-7022-2719-7 liegt in einer Reihe zur Geschichte der Kultur Tirols eine vorzügliche Einführung in das mittelalterliche Buchwesen an Hand von Beispielen aus dem an Buchschätzen reichen Nord-Tirol vor. Die Autoren beschäftigen sich im Rahmen eines Projektes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit der Erschließung der Handschriften der 1745 gegründeten Universitätsbibliothek Innsbruck. In dem Handschriftenkatalog sind mehr als 1000 größtenteils mittelalterliche Handschriften verzeichnet, die meisten von ihnen noch weitgehend unbekannt. Diese Bibliothek erhielt bei ihrer Gründung die Bestände der Innsbrucker Hofbibliothek, aus der die wertvollsten Handschriften stammen. In der Folgezeit wurden viele Klöster aufgehoben und ihre Bestände der jungen Innsbrucker Bibliothek zugesprochen. Es war eine großartige Idee, das mittelalterliche Buch Tirols stärker in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken, und diese Idee wurde wunderbar in einem reich bebilderten Band umgesetzt. Die 16 Kapitel beschäftigen sich mit Büchern als Kulturgut, der Bedeutung des Buches für den damaligen Menschen, dem Schicksal der Bücher und der Bibliotheken, den klösterlichen Schreibstuben, dem frühen Buchdruck, den Bucheinbänden, der Buchmalerei, und – sehr ausführlich – mit einzelnen Buchgattungen wie Bibeln, Pandekten, medizinischen Anweisungen, Kräuterbüchern und Chroniken. Dieser repräsentative Querschnitt an mittelalterlichen Bücherschätzen wird in Texten und Abbildungen vorzüglich präsentiert. Der in Grün und Blau gehaltene Buchdeckel enthält die Initiale Q in Deckfarbenmalerei aus dem 13. Jahrhundert, die eine Lehrer-Schüler-Szene darstellt, das in dezentem Braun gehaltene Vorsatz Abbildungen und Texte aus dem Blockbuch einer Biblia pauperum aus dem frühen 15. Jahrhundert. Texte und Abbildungen werden durch ein leider zu kurz geratenes Glossar, einen Literaturnachweis, einen Bildnachweis sowie ein Register der Herausgeber und Drucker erschlossen. Anlässlich der Vorstellung dieses Buches hielt Walter Neuhauser einen Vortrag (abgedruckt in: Mitteilungen des VÖB 59 (2006) 2, S. 27-34). Das kleine Büchlein ist allen Bücherfreunden, die sich für die Geschichte des mittelalterlichen Buches interessieren, sehr zu empfehlen. Es kann eine gute Grundlage für ein ähnliches Werk mit Beispielen aus deutschen Landen sein. In der Reihe „Tiroler Kulturgüter“ sind u.a. Bände über Möbel aus Bauernhäusern, Spuren handwerklichen Lebens am Wasser sowie Spuren der Antike in Tirol erschienen. Dieter Schmidmaier Ein Sammelband aus der Hofbibliothek Julius Echters. Ein lange verschwundenes Buch aus der Hofbibliothek des Würzburger Fürstbischofs und Gründers der Universität Würzburg Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) ist vor kurzem in den USA als Teil einer kulturhistorischen Sammlung aufgetaucht. Es handelt sich um einen Sammelband mit fünf Drucken aus den Jahren 1569 bis 1570. Bei dem Einband handelt es sich um den einzigen bekannten kreisrunden Einband der Renaissance, er ist das Werk von Gregor Schenk dem Jüngeren, der längere Zeit Hofbuchbinder Julius Echters war. Auf dem vergoldeten und farbig bemalten Buchschnitt ist das fürstbischöfliche Wappen zu sehen. Der Verbleib des Bandes war seit dem ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts unbekannt, die Hofbibliothek Echters war durch die Schwedische Armee im Dreißigjährigen Krieg geplündert worden. Im September 2006 konnte das Buch bei einer Versteigerung bei Christie`s in New York mit Unterstützung der Bayerischen Landesstiftung durch die Universitätsbibliothek Würzburg erworben werden. Zum Forschungsgegenstand der Bibliothek gehören die Rekonstruktion der Hofbibliothek Echters und die Untersuchung der Schenkschen Einbände. Die ersten beiden Almanache des filos Verlags. Der neu gegründete kleine „filos Verlag für Kulturwissenschaften“ in Erlangen gibt einen feinen, sehr gut gestalteten Almanach heraus, in dem sich Beiträge, Leseproben und Ankündigungen finden, die das Programm des Verlags präsentieren (filos Almanach 2007. Erlangen: filos, 2007. 34 S. 8°. 5 Euro. ISBN 3-938498-12-9). Der Verlag ist auch für die Bücherfreunde von Interesse, denn in den letzten beiden Jahren erschienen unter anderem drei Bände der Tagebücher des Heinrich Brockhaus (s. Marginalien, H. 178, 2005 und H. 182, 2006), das annotierte Sach-, Begriffs- und Ortsregister zum Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg von Björn Biester (s. Marginalien, H. 182, 2006) und ein Tagungsband zum zehnjährigen Jubiläum des Studiengangs Buchwissenschaft/Buchwirtschaft an der Leipziger Universität (s. B.I.T.online 2006, S. 271-272). Für 2007 ist eine sorgfältig kommentierte Neuausgabe eines Romans des Leipziger Buchhändlers Friedrich Streißler geplant. In beiden Almanachen finden sich auch Auszüge aus den in den Marginalien rezensierten Büchern des Verlags. Wörterbuch des Buches von Hiller / Füssel in neuer Auflage. Vor nicht allzu langer Zeit konnten wir in den Marginalien (Heft 1. 2003) die 6. Auflage des von Helmut Hiller begründeten Wörterbuches des Buches anzeigen, grundlegend überarbeitet von Stephan Füssel. Zum Jahresende 2007 kam inzwischen die 7. Auflage (Pp., 23,90 Euro, ISBN 3-465-03495-3) heraus – Indiz für den großen Gebrauchswert des Buches. Auch diesmal hat Stephan Füssel sich die Mühe einer grundlegenden Arbeit nicht ersparen können, weil Buchmarkt und Verlagswesen weiterhin in einem anhaltenden Umstrukturierungsprozeß begriffen sind. Fast alle Verlagseinträge mußten präzisiert, die Umsatzzahlen in Sortiment, Verlag und Druckindustrie aktualisiert, neue Begriffe wie Open Access und Hörverlage eingeführt werden. Um auf der Höhe der Zeit zu bleiben, bieten Verlag und Herausgeber eine fortlaufend aktualisierte Online-Version an: www.hiller-fuessel.de. Ein neuer Band in der Bibliothek SG. Alle Jahre wieder heißt der 31. Druck in der Bibliothek SG, die Eckehart SchumacherGebler zum Jahresende 2006 in seiner Firma Buchdruckerei und Verlag SchumacherGebler herausgegeben hat. Er enthält, wie es im Untertitel heißt, „die schönsten Weihnachtserzählungen“. Bei der schmalen Auswahl kann man davon ausgehen, daß der Verleger sich die Freude gemacht hat, seine schönsten Geschichten zusammenzustellen. Der Band beginnt mit einem Auszug aus dem Lukas-Evangelium, um dann abwechselnd einige wohlbekannte Texte von Hans Christian Andersen, Bertolt Brecht, Heinrich Böll und Marie Luise Kaschnitz und einige vermutlich den wenigsten Lesern vertraute Texte von Karl Heinrich Waggerl, Jakob Kneip, Ilse Aichinger, Elke Tegtmeyer und Wolfdietrich Schnurre aneinanderzureihen. Nun wäre ein Weihnachtsbuch im Frühjahrsheft der Marginalien fehl am Platz, gäbe es da nicht das profunde Nachwort, in dem SchumacherGebler die Geschichte der für das Buch ausgewählten Schrift darstellt. Die „Poliphilus“ ist eine „Venezianische Renaissance-Antiqua“. Sie wurde von Aldus Manutius 1499 erstmals für den namengebenden Roman von Francesco Colonna Der Traum des Poliphil verwendet. Das Buch gilt Historikern als das „schönste Buch der Renaissance“. Geschnitten hatte die Schrift Francesco Griffo da Bologna. Im Nachwort sind die Lebenswege des Druckers wie seines Schriftkünstlers nachgezeichnet, die sich im Streit trennten. Griffos Lebensabend wurde durch ein Duell mit seinem Schwiegersohn überschattet; es endete mit dem Tod des Jüngeren und der Anklage gegen den Alten. 1923 ließ die Firma Monotype die „Poliphilus“ auf Grundlage der alten Schrift für einen geplanten Neudruck des Romans Traum des Poliphil neu schneiden. Für den Zweck wurde Originaltreue angestrebt und soweit erreicht, daß Original und Neudruck „auch für Betrachter mit geübtem Auge nur anhand des Papiers zu unterscheiden“ gewesen seien. Der Neudruck wurde nie fertiggestellt. Selbst der Laie kann die Schrift an dem „lang ausschwingenden Schweif“ erkennen, „mit dem die beiden Versalien Q und R ausgestattet sind“. An dem vorliegenden Buch, das Heinz Hellmis und Eckehart SchumacherGebler gestaltet haben, ist das Erreichen eines schönen Gesamteindrucks durch den Einsatz weniger Mittel zu rühmen. Dem Inhalt entsprechend ist der Pappeinband mit weißem Überzugpapier versehen. Rücken- und Deckelschildchen sowie das Vorsatzpapier sind in tiefem Grün gehalten, während die Außentitel in Weiß und Gold leuchten. Der Satzspiegel ist schmal und nur durch rotgedruckte Zwischentitel, ausgestellte Initialen und lebende Kolumnentitel geschmückt. – Bleisatz und Buchdruck besorgten die Offizin Haag-Drugulin (Leipzig), die Bindearbeiten führte die Firma Lachenmaier (Reutlingen) aus. Neuer Pressendruck von Matthias Gubig. Der Berliner Graphiker und Buchgestalter Matthias Gubig hat sich für seinen neuen Pressendruck einen schwierigen Text ausgewählt: Karoline Günderode, Ein apokalyptisches Fragment (2006). Die Romantikerin reiht darin Bilder voll tiefem Symbolgehalt einander, die sich zu widersprechen scheinen: rasender Wechsel von Tag und Nacht, Müdigkeit des Betrachters, Verlorenheit und Geborgenheit, Traum und Erkenntnis. Es handelt sich dabei wohl um den Versuch, das Leben selbst ins Bild zu setzen: „Es ist Eins, gehört sich selbst und ist Zeit und Ewigkeit zugleich und sichtbar und unsichtbar, bleibend im Wandel …“ Gubig stellt den Text ins Zentrum seines Druckes und setzt davor und danach insgesamt sieben ganzseitige Bilder: anthropologisch-kosmologische Deutungen, Köpfe im Seitenriß vor dem Hintergrund von Sonne oder Mondsichel und Gestirn. Mal ist der Eindruck ruhig bewegt, mal massiv ruhend, mal eruptiv. Die Acrylstiche druckte Gubig selbst von den Stöcken. Auch den Textdruck von den im Handsatz gesetzten Typen führte er selbst aus. Den eindrucksvollen Handeinband, Halbleinen mit Umschlag, liefert Michael Knop, Berlin. Das silberfarben bedruckte Bezugspapier erinnert entfernt an das Firmament. Der Umschlag trägt einen zusätzlichen Acrylstich mit metaphorischem Motiv: ein beflügeltes Auge. Das Buch im Quartformat wurde in 50 Exemplaren gedruckt, kostet 200 Euro und ist zu beziehen über Matthias Gubig, Albertinenstraße 18, 13086 Berlin (matth.gubig@snafu.de). Nach Redaktionsschluß Klemke-Ausstellung in Dresden. In Ergänzung zu unserem Artikel über die Klemke-Initiativen von Matthias Haberzettl auf Seite 105 dieses Heftes ist auf eine aktuelle Ausstellung hinzuweisen. Aus Anlaß des 90. Geburtstages des Künstlers veranstaltet das Kinderzentrum Dresden-Friedrichstadt vom 21. März bis 12. Juli 2007 eine Ausstellung aus seinem Gesamtwerk. Matthias Haberzettl hat dafür in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Sammler Gerhard Tietze eine Auswahl von bekannten und unbekannten Arbeiten aus seiner Sammlung zusammengestellt. Sie wird in 70 Rahmen gezeigt. Die Ausstellung kann montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr besucht werden, allerdings nur nach telefonischer Voranmeldung im Kinderzentrum Dresden-Friedrichstadt (01067 Dresden, Friedrichstraße 38/40, Tel: 0351-492 7811). Kurt-Wolff-Preis 2007 für Stroemfeld Verlag. Den mittlerweile anerkannten Kurt-Wolff-Preis, vorbehalten für unabhängige Kleinverlage, erhält in diesem Jahr im Rahmen der Leipziger Buchmesse der in Frankfurt am Main ansässige Stroemfeld Verlag. Vor 36 Jahren vom Verleger KD Wolff gegründet, hat er sich von einem linken politischen Verlag zu einer bedeutenden Adresse für Faksimile-Editionen und Gesamtausgaben deutscher Schriftsteller entwickelt. Hervorgehoben werden von der Jury der in Leipzig ansässigen Kurt-Wolff-Stiftung die großen Ausgaben von Friedrich Hölderlin, Franz Kafka und Heinrich von Kleist, außerdem Wiederentdeckungen von Autoren wie Casimir Ulrich Boehlendorff und Karoline von Günderode, Georg Groddeck und Georg K. Glaser. Die Bücher des Verlages mit ihrer „werkadäquaten Ausstattung“ hätten ein unverwechselbares Profil. Der gleichzeitig vergebene Förderpreis der Stiftung wird dem Verleger Urs Engeler verliehen, der sich seit mehr als zehn Jahren vornehmlich der neuen Lyrik, unter anderem von Elke Erb und Oskar Pastior, verschrieben hat. Neues aus der burgart-presse Jens Henkel Rudolstadt. Anläßlich des 70. Geburtstages von Max Uhlig erschien am Jahresende 2006 ein originalgraphischer Pressendruck in einer Auflage von 60 Exemplaren mit sieben Radierungen des Künstlers (34. Druck der burgart-presse). Unter dem Titel sonnenquartette sind eigens dafür siebenundsiebzig Verse des Lyrikers Jan Volker Röhnert entstanden. (Ausgabe A: vergriffen, Ausgabe B: alle Graphiken signiert, mit einer zusätzlichen, farbig überzeichneten Radierung, 1100,00 Euro, Ausgabe C: 750 Euro). Zur Leipziger Buchmesse im März erscheint ein weiterer Pressendruck: Matthias Biskupek nennt seine skurrile Geschichte farbenblond, die von zwei Originalzeichnungen von Kay Voigtmann begleitet wird. Der Preis beträgt bei einer Auflage von 70 Exemplaren 290 Euro.Eyn Lobspruch der keyserlichen freygstath Coellen. Die Kölnische Bibliotheksgesell­schaft hat ihren Mitgliedern als Jahresgabe 2006 eine stadtgeschichtlich bedeutsame Schrift aus der frühen Neuzeit in Faksimiledruck überreicht: Johann Haselberg, Eyn Lobspruch der keyserlichen freygstath Coellen von 1531. Hrsg. v. Wolfgang Schmitz. Köln: Weilerswirt, 2006. 63 S. (Jahresgabe der Kölnischen Bibliotheksgesellschaft 2006). Aufl.: 400 Expl. ISBN 3-935221-73-8. Die Exemplare 1 bis 150 sind numeriert und eigens für die Mitglieder eingebunden. Das Büchlein ist ein lyrisch angelegter Spaziergang durch das noch mittelalterliche Köln, bei dem Details aus der Lebenswirklichkeit des Jahres 1531 beschrieben werden. Bekannt sind bisher nur zwei Exemplare dieses Lobspruchs: ein Einzelbändchen der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln und ein zweites Exemplar, eingebunden in einem Sammelband geistlicher Literatur der Staatsbibliothek Bamberg. Das vorliegende Faksimile wurde von dem Spezialisten Kölner Inkunabel- und Frühdrucke und Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Prof. Dr. Wolfgang Schmitz, herausgegeben und kenntnisreich in einem längeren Aufsatz (S. 35-55) kommentiert. Der Herausgeber spürt dem von Johann Haselberg beschrittenen Weg des Gedichts durch Köln nach und zeigt die große Sorgfalt, intellektuelle Neugier und das Wohlwollen des mittelalterlichen Stadtführers für die Stadt und ihre Menschen, auch wenn die beschriebenen Ereignisse nicht immer mit den historischen Daten und Fakten übereinstimmen. Natürlich ist Johann Haselberg vom Dom fasziniert, der das Ziel tausender Pilger war, die viel Geld in der Stadt ließen und zu ihrem Reichtum wesentlich beitrugen. Wolfgang Schmitz versucht die wenigen überlieferten Angaben über den Wanderhumanisten, umherziehenden Verleger und Herausgeber Johann Haselberg von Reichenau (1515-1538) zu ergänzen. Er resümiert die Hauptthemen von Haselbergs Stadtlob auf Köln und bemüht sich, den Druck und seine Geschichte zu rekonstruieren. Dabei wertet er die wenigen erhaltenen Quellen über den Drucker Melchior von Neuß (gest. 1551) aus. Das Faksimile ist nicht nur für Freunde Kölns interessant, sondern bietet auch allen kulturgeschichtlich interessierten Lesern einen einzigartigen Einblick in das städtische Leben vor nahezu 500 Jahren. Hervorzuheben ist der exzellente Einband, der durch die Buchbinderei der Universitäts- und Stadtbibliothek hergestellt wurde. Friedhilde Krause