home
Nachrichten für den Bücher- und Graphikfreund

zurück

Redaktionsschluss 3. April 2006 Harrassowitz-Geschäftsführer Knut Dorn beging seinen 70. Geburtstag Masereel die Farbe »Buch Kunst« Baldwin Zettl – „Der neue Faust-Zyklus andere Kupferstiche“ Paul Cassirer im Liebermann-Haus Berlin Atelier Archiv Prof. Werner Klemke eröffnet Klaus Bellins Begeisterung für neue Editionen Dieter Hoffmanns Schwanengesangsstunde Lebensansichten eines Verlegers Teilnachlass von Franz Rosenzweig Reisen im Orient: Die Tagebücher des Heinrich Brockhaus Bücher der Bibliothek von Sárospatak kehren aus Rußland zurück Die Ungarische Bibliothek in der Universitäts- Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Neue Bücher der burgart-presse Leopold Schefer – Bücher, Musik ein Kolloqium Neue Bücher von Wolfgang Windhausen Eine amerikanische Neuerscheinung zu Georg Salters Buchumschlägen Neues von Werner Schweikert seiner Bibliothek der Weltliteratur „Karl Mickel Freunde“ im Antiquariat Brandel Harrassowitz-Geschäftsführer Knut Dorn beging seinen 70. Geburtstag. Der Harrassowitz Verlag in Wiesbaden ist vielen Bücherfreunden ein ständiger Begleiter. Neben Orientalistik Slawistik erscheint hier ein umfangreiches Programm zum Buch- Bibliothekswesen, zu dem neben vielen Periodika seit Jahren die Zeitschrift Marginalien gehört. Die Geschäftsführung des Hauses teilen sich Friedemann Weigel, Ruth Becker-Scheicher Knut Dorn. Letzterer beging schon am 19. Februar seinen siebzigsten Geburtstag. An Ruhestand denkt er noch lange nicht. Der geborene Münchner, der in Leipzig aufwuchs 1944 mit der Familie nach dem Westen übersiedelte, studierte an der Yale University in New Haven / Connecticut promovierte 1968 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main über Eugene O’Neill promoviert. Wie sein Vater Richard W. Dorn ist Knut Dorn im Exportbuchhandel von Harrassowitz tätig, seit 1972 als geschäftsführender Gesellschafter. Noch vor dem Verlagsgeschäft steht bei Harrassowitz der Exporthandel mit deutschsprachigen Büchern ins Ausland. Besonders der Bibliotheksdienst hat einen beträchtlichen Umfang. Wissenschaftliche Bibliotheken haben dem Haus am Kreuzberger Ring den Generalauftrag erteilt, sämtliche Bestellungen deutschsprachiger Bücher nach detaillierten Vorgaben selbständig zu erledigen. Neben dem Versand ist auch die Finanzkontrolle die Katalogisierung in die Dienstleistung eingeschlossen. In den USA nehmen nahezu alle Universitäts- Forschungsbibliotheken an dem Harrassowitz Programm teil. Knut Dorn ist aus diesem Grund viel auf Reisen. – Wie wir erfahren haben, ist er nicht nur beruflich an Büchern interessiert. Schon sein Vater war ein leidenschaftlicher Sammler, über dessen Goethe-Bibliothek in den Marginalien (Heft 118, 1990) zu lesen war. Hausgott des Sohnes ist Thomas Mann, dessen Werk Wirkung in beeindruckenden 5000 Bänden seiner Bibliothek dokumentiert ist. Masereel die Farbe. Der flämische Künstler Frans Masereel (Blankenberghe 1889 – Avignon 1972) ist weltweit bekannt. Seine ausdrucksstarken Schwarzweißholzschnitte kennt man ebensogut in China wie in Amerika. Sie stellen eine permanente Anklage gegen den Krieg soziales Unrecht dar. Der »andere« Masereel, der Maler Aquarellist, ist viel weniger bekannt. Diese Seite Masereels wurde von Januar bis April 2006 im Koningin FabiolaZaal, Antwerpen, gezeigt. Neunzig Arbeiten in Farbe wurden zu sechs Themen geordnet: Antwerpen, die Schelde die Kathedrale; Hafen Kneipen; Reisen; Großstadtleben; Meer – Sonne Sand; Portraits. Keine Retrospektive, keine Chronologie, aber eine überraschende Zusammenstellung von Masereels malerischen Arbeiten während eines halben Jahrhunderts. Das pulsierende Großstadtleben faszinierte nicht nur den Holzschneider, sondern auch den Maler Masereel. Mit genialer Treffsicherkeit setzte er Straßenmädchen Großstadttypen in Szene. Der kritische Blick auf Mensch Gesellschaft soll kann seine Liebe zum »kleinen Mann« nicht verbergen. Der Künstler liebte das Pariser Nachtleben mit seiner leuchtenden Neonreklame, die Bars Warenhäuser im bunten Licht erscheinen läßt, mit seinen Jazzmusikanten in verrauchten Kneipen, Tänzerinnen, Verliebten auf einer Bank. Dabei vergißt er nicht den einsamen Menschen. Stets suchte Masereel die Atmosphäre von Häfen Küsten. Ob Hamburg, Boulogne-sur-Mer, Antwerpen, Marseille oder Nizza, immer wieder fand er seine Inspiration bei den Matrosen, Hafenarbeitern Fischern. Kräftige Archetypen sind es, die uns nicht gleichgültig lassen können. Ohne die soziale Botschaft dick aufzutragen, zeigt Masereel uns seine Solidarität mit den gesellschaftlich Benachteiligten. George Grosz, mit dem ihn Freundschaft verband, auch Constant Permeke Picasso haben den Künstler beeinflußt. Im Gefolge des deutschen Expressionismus, 34 Jahren nach seinem Tode, fordert Frans Masereel seinen Platz unter den großen Künstlern des zwanzigsten Jahrhunderts. Masereel hat durch seine Virtuosität sein vollkommen ehrliches Engagement uns auch heute noch viel zu sagen. Wer Masereel als Holzschneider liebt, sollte sich diese für viele immer noch überraschende Seite des Künstlers keinesfalls entgehen lassen. Sie wird umfassend dokumentiert in einem Katalog mit zahlreichen farbigen, hervorragend reproduzierten Abbildungen: Masereel en de Kleur. Texte von Ludo Helsen, Marcel van Jole, Peter Riede. Antwerpen: Koningin FabiolaZaal, 2006. 119 S. Br. 4°. 25 Euro. Bestellungen bei : Jan Michiels, Departement Cultuur, Koningin Elisabethlei 22, B–2018 Antwerpen, E-mail: jan.michiels@admin.provant.be. Roger Vander Linden Unter dem Titel »Buch Kunst« zeigte das Lindenau-Museum zu Altenburg vom 25. Februar bis zum 2. April 2006 Arbeiten des Typographen Buchgestalters Walter Schiller, nachträglich zum 85. Geburtstag des Künstlers im Vorjahr. Daß in dieser Ausstellung neben einem repräsentativen Querschnitt aus dem vielgestaltigen mit hohen Auszeichnungen gewürdigten Œuvre auch mehrere Arbeiten aus jüngster Zeit zu sehen waren, zeigt die ungebrochene Schöpferkraft Walter Schillers, der sich immer bescheiden als Diener am Buch am Wort verstanden hat. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der an einen früheren anschließt vorzugsweise die neueren Arbeiten dokumentiert. H. K. Baldwin Zettl – „Der neue Faust-Zyklus andere Kupferstiche“. Vom 27. August bis 29. September 2006 wird erstmalig der neueste Zyklus des Leipziger Kupferstechers (geb. 1943) in der Pavillon-Presse Weimar (Scherfgasse 5, 99423 Weimar) gezeigt. Die 29 Blätter entstanden seit 1992 wurden erst kürzlich vollendet. Mit dem Zyklus wird die Geschichte der Faust-Illustration um einen bedeutenden Beitrag bereichert. Kaum ein anderer Ort könnte für die Präsentation der Kupferstiche besser geeignet sein. Zur Eröffnung am 27. August, 15 Uhr, wird der Künstler anwesend sein. Matthias Merker Paul Cassirer im Liebermann-Haus Berlin. Paul Cassirers Einsatz für Max Liebermann den Impressionismus ist allgemein bekannt. Ausstellungen ab 1898 in seiner Galerie Publikationen in seinem Verlag verbreiteten den Ruhm von Liebermann, Max Slevogt Lovis Corinth. Auch die französischen Impressionisten wurden durch ihn seinen Cousin Bruno in Deutschland durchgesetzt. So war der Ort für die Ausstellung Ein Fest der Künste. Paul Cassirer als Verleger vom März bis April 2006 gut gewählt. Rund 300 Exponate hatte die Kuratorin Rahel Feilchenfeldt, Schwiegertochter von Cassirers Nachfolger Walther Feilchenfeldt, hierfür zusammengetragen, teils aus Übersee, ausgeliehen. Bücher, Archivalien, Fotos Einrichtungsgegenstände wurden um Gemälde aus dem Lebens- Arbeitskreis des Galeristen Verlegers bereichert. Eine ganze Wand gehörte Bildern, die Tilla Durieux, Cassirers vergötterte Frau Geliebte, zeigten. Unmittelbar vor ihrer Scheidung setzte er, 54jährig, 1926 seinem Leben ein Ende. Das gleichnamige, im Verlag C. H. Beck erschienene Begleitbuch (Br., 29,90 Euro, 3-406-54086-4) reicht weit über einen Ausstellungskatalog hinaus. Herausgegeben von Rahel E. Feilchenfeldt, die 2002 gemeinsam mit Markus Brandis die kommentierte Bibliographie des Paul Cassirer Verlages vorgelegt hat (2. Auflage 2005), dem Kunsthistoriker Thomas Raff, beleuchtet das Buch in 25 Essays das intellektuelle künstlerische Umfeld Cassirers sowie die Wirkung, die Cassirer in seiner Doppelfunktion als Kunsthändler Verleger auf die Kunst der Moderne die zeitgenössische Literatur ausübte. In einer Dokumentation findet man Texte von Cassirer Daten zu seinem Leben Werk. Der mit 156, teils farbigen Abbildungen reich illustrierte Band schließt mit einem knappen Literaturverzeichnis einem Personenregister. Atelier Archiv Prof. Werner Klemke eröffnet. Schon lange hatten sich die in Berlin lebenden Kinder Werner Klemkes dafür eingesetzt, zur Erinnerung an ihren Vater in seinem ehemaligen Wohnhaus (Berlin-Weißensee, Tassostraße 21) eine Erinnerungs- Begegnungsstätte einzurichten. Am 12. März konnte nun, mit Unterstützung der GESOBAU AG, das „Atelier Bucharchiv Prof. Werner Klemke“ in einem ehemaligen Laden im Hofparterre eröffnet werden. Den Anfang der geplanten vielfältigen kulturellen Aktivitäten machten eine Ausstellung mit sehr frühen Gemälden Aquarellen Klemkes sowie Treffen Gespräche mit der Künstlerfamilie Klemke. Die Tochter Ulrike Braun konnte dabei, auch zur Überraschung ihrer eigenen Schwester, viele persönlichen Äußerungen Klemkes zitieren, die unser Pirckheimer-Freund Matthias Haberzettl, ein leidenschaftlicher Klemke-Sammler, zusammengestellt hatte. Als lebendiges Museum soll dieser Ort Archiv, Galerie kreativer Malraum für Interessierte sein. Langfristig ist geplant, alle im Familienbesitz befindlichen Originale, Belegexemplare, Filme, Fotos so weiter zu katalogisieren der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter Leitung von Christine Klemke finden im ehemaligen Atelier Werner Klemkes Mal- Zeichenkurse für Erwachsene Kinder statt. (Nähere Informationen Anmeldungen über Christine Klemke, Tel. 0179/290 39 14, E-Mail: christine_klemke@yahoo.de, www.wernerklemke.de.) Matthias Haberzettl, den Lesern der Marginalien wohlbekannt, erfreut seit Jahren Sammlerfreunde mit kleinen Publikationen, in denen er Fundstücke seines unermüdlichen Sammlerstrebens vorstellt. So verschickte er zum Jahreswechsel 2005/06 eine Veröffentlichung, in der er Entwürfe für Briefmarken nebst Zündholz-Etiketten Werner Klemkes präsentierte, darunter auch einen Entwurf zum Grimmschen Märchen Das Lumpengesindel. Da dieser Märchentitel aber nicht sehr weit weg von den drei Buchstaben DDR gestanden hätte, nahm man doch lieber ein anderes Märchen. W. Kaiser Klaus Bellins Begeisterung für neue Editionen. Seit Jahrzehnten ist Klaus Bellin Literaturkritiker, lange Zeit beim Rundfunk, später bei der Weltbühne nach deren Ende freiberuflich bei Zeitschriften wie neue deutsche literatur Marginalien vor allem bei der Tageszeitung Neues Deutschland. Jetzt hat er sich den Freunden seiner Feder die Freude bereitet, die für den Tag geschriebenen Besprechungen aus anderthalb Jahrzehnten zu sammeln: Augenblicke der Literatur. Dichter zwischen Klassik Moderne. Berlin: trafo, 2006. 301 S. Br. 24,80 Euro. ISBN 3-89626-191-6. Obwohl das Buch fast durchweg Besprechungen von Neuerscheinungen des Buchmarktes enthält, handelt es sich darin nicht um Kritik im engeren Sinne, die vor allem die Machart der Edition bespricht. Das besprochene Buch ist für den Kritiker vor allem Anlaß, über den scheinbar vertrauten Autor neu nachzudenken. So legt Bellin seine Texte meist als Porträt an, dessen Konturen durch das neue Material bestimmt wird. Die Darstellung ist erzählend, Polemiken gegen Herausgeber Biographen werden gewöhnlich dem Erzählfluß untergeordnet. Besprochen werden nicht neue Texte von Zeitgenossen, sondern Gesammelte Werke, Biographien, Briefausgaben Materialienbände von Klassikern der Goethezeit wie des 20. Jahrhunderts. Der Germanist konzentriert sich natürlich auf die deutsche Literatur, wagt aber auch da dort einen Ausflug in benachbarte Gefilde, wie ein Abschnitt über Faulkner, Flaubert Sand, Proust Woolf zeigt. Er hat immer auch einen Blick für die Verleger, die wie Georg Joachim Göschen Walter Janka einen nicht unwesentlichen Anteil am Schicksal eines Autors haben oder doch zumindest dessen Bild in der Öffentlichkeit bestimmen. Meist greift Bellin zu guten bis mustergültigen Editionen, die er mit Freuden in die Hand nimmt. Dann wann kommt er nicht um die mißratenen Kinder des Buchmarktes herum, die er dann wie Fuegis Brecht-Biographie mit ebenso viel Fachwissen wie Ironie behandelt. Der Kritiker steht unter dem Diktat des Buchmarktes, dennoch kann er für sich Schwerpunkte festlegen. In Bellins Buch runden sie sich zu kleinen Zyklen ab, besonders gelungen über Goethe, Schiller die deutsche Aufklärung (17 Texte) sowie über die Familie Mann (13 Texte). Es finden sich im Band durchaus auch Entdeckungen, die der Autor seinen Lesern empfiehlt, wie die Tagebücher Thea Sternheims, das schmale Werk des Erzählers Friedo Lampe die Memoiren des den Bibliophilen vertrauten Germanisten Georg Witkowski. Die Art der Besprechungen bringt es mit sich, daß sie für sich bestehen können dem Leser ein eigenständiges Bild des Autors vermitteln. Dennoch vermitteln die Texte Lust auf mehr: Der Leser des Buches sieht, was es für wunderbare neue Editionen in der Bücherwelt gibt wieviel er schon wieder verpaßt hat. C. W. Dieter Hoffmanns Schwanengesangsstunde. Vor gut einem Jahr konnte wir das Buch Das Wort liebt Bilder (Leipzig 2005) anzeigen, das Dieter Hoffmanns Arbeit mit Künstlern Pressen dokumentiert. Das Bemühen des Lyrikers Kunstschriftstellers, sein Lebenswerk zu ordnen, findet jetzt seine Fortsetzung in einem von Rainer Leippold schön gestalteten Buch im Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn: Schwanengesangsstunde. Noten zur Literatur Kunst im Werk von Dieter Hoffmann (engl. Br., Fadenheftung, 18 Euro, ISBN 3-938743-11-5). Den Hauptteil des Buches bilden Interpretationen, Porträts Rezensionen, die über Dieter Hoffmann seine Werke erschienen sind, so von Hans Bender, Hans-Jürgen Heise, Bernd Jentzsch, Wulf Kirsten, Karl Krolow Hans Dieter Schäfer. Vermehrt illustriert haben Autor Herausgeber diese bereits veröffentlichten Texte durch besondere Stücke aus dem Schriftstellerarchiv: Briefe Widmungen von Freunden Weggefährten, wie Hans Bender, Max Ackermann, Günter Bruno Fuchs, Erhart Kästner, Carlfriedrich Claus, Horst Antes, Fritz Löffler, Volker Stelzmann Wulf Kirsten. Manches Blatt daraus von der Qualität eines Malerbriefes ist faksimiliert wiedergegeben. Sein Fundament findet der bunte Reigen von Texten in einer Biographie des Autors, die trotz tabellarischen Aufbaus kurzweilig zu lesen ist. Der Herausgeber Eckart Kleßmann, ein Freund Mitstreiter seit 1960, schickt dem Arrangement ein Geleit voraus, in dem er Dieter Hoffmann zwischen „Ancien régime Moderne“ verortet. Den mit Hoffmanns Werk vertrauten Leser wird es nicht überraschend, daß in dem Buch unablässig von Dichtung Kunst im Zusammenhang mit Dresden die Rede ist. Alle Fäden führen vom unterfränkischen Ebersbrunn zurück nach der sächsischen Heimatstadt. Ergänzend zu diesem Buch zum Katalog Das Wort liebt Bilder ist ein anderer Sammelband aus jüngerer Zeit zu lesen: Streublumenmuster. Ein Florilegium Kunst Poesie (Darmstadt 2001). Darin hat Hoffmann seine wichtigsten Texte zu Kunst Poesie, vorzüglich der sächsischen, zusammengefaßt. C. W. Lebensansichten eines Verlegers. Der Literaturwissenschaftler, Volkskundler Biographieforscher Hans Joachim Schröder interviewte seinen Vetter, den 1928 in Hamburg geborenen Verleger Carl August Schröder. Die Gespräche wurden auf insgesamt zehn Kassetten mit einer Gesprächsdauer von dreizehneinhalb Stunden festgehalten. Die aus dem gesprochenen Wort hervorgegangenen, chronologisch dargebotenen Aufzeichnungen, ergänzt um umfangreiche Anmerkungen zahlreiche Fotos, ergeben ein zeitgeschichtliches Dokument von hohem Wert, weit über das Verlagswesen hinaus: Carl August Schröder: Lebensansichten eines Verlegers. Eine Biographie. Aufgezeichnet von Hans Joachim Schröder. Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verl., 2005. 280 S. Pp. 34,90 Euro. ISBN 3-412-24605-0. Die Stationen des verlegerischen Wirkens von Schröder waren unter anderem der Christian Wegner Verlag, das Institut für Bildungsmedien, der Georg Westermann Verlag (1961-1990) der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Besonders beeindruckend sind die Schilderungen der Arbeit als Leiter Geschäftsführer des Westermann Verlages, sein Engagement für die Entwicklung von Schulbüchern (auch die Diskussionen um die Grenzziehungen in den historischen geographischen Lehrbüchern der Bundesrepublik), das Wirken in der deutsch-polnischen Schulbuchkommission, seine eindeutige Kritik am Nationalsozialismus sein politisches Bekenntnis zu Brechts Fragen eines lesenden Arbeiters („Ich denke, dass Bert Brecht mit seinem Gedicht die für alle Epochen der Geschichte gültigen ‚Fragen eines lesenden Arbeiters‘ gestellt hat“). Schröder wurde auch geprägt durch die Begegnungen mit Everhard Westermann Georg Mackensen, Jürgen Richter, Hoimar von Ditfurth Christian Herfurth. Ausführlich werden in dieser bemerkenswerten Biographie Alltag Familiengeschichte beschrieben: Der Alltag ist ein elementarer Bestandteil des Lebens, „eine Grundierung Fundierung, ohne die biographisches Erzählen sich in der Unverbindlichkeit verlöre,“ so der Interviewer in seinem exzellenten Kapitel Versuch, das Exemplarische eines Lebens zu verstehen, das die Erinnerungen von Carl August Schröder abschließt. Mitgeteilt werden uns die Erfahrungen eines Mannes, der nach Auffassung des Soziologen Heinz Bude der sogenannten Flakhelfer-Generation angehört – Männer, die zwischen 1926 1930 geboren wurden. Dieter Schmidmaier Teilnachlaß von Franz Rosenzweig. Der Kasseler Universitätsbibliothek ist ein Teilnachlaß des in Kassel geborenen jüdischen Religionsphilosophen Franz Rosenzweig (1886-1929), der sich bereits als Leihgabe in der Handschriftensammlung befindet, zum Kauf angeboten worden. Es handelt sich um über tausend Briefe, Dokumente Fotos, sie betreffen die Zeit von 1906 bis zum frühen Tod Rosenzweigs 1929. Der Nachlaß ist ein unentbehrlicher Grundstock für die Erforschung von Leben Werk Rosenzweigs seines bedeutenden Freundeskreises. Zu den über einhundert Briefpartnern gehören Martin Buber, Rudolf Hans Ehrenberg Viktor von Weizsäcker. Die Kasseler Universität hat sich um die Forschung zu Leben Werk Rosenzweigs verdient gemacht. Sie veranstaltete mehrere Kongresse, gründete 2004 die Internationale Rosenzweig-Gesellschaft vergibt die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur. Einem größeren Publikum ist der Name Rosenzweig durch die alljährliche Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille durch den Koordinierungsrat der christlich-jüdischen Gesellschaften Deutschlands sowie durch die gemeinsam mit Martin Buber vorgenommene Übersetzung der hebräischen Bibel ins Deutsche bekannt geworden. Kassels Bürger andere Interessenten sind aufgerufen, den Ankauf durch Spenden zu unterstützen. Ansprechpartner ist der Direktor der Universitätsbibliothek Kassel Dr. Axel Halle (E-mail: halle@bibliothek.uni-kassel.de). Dieter Schmidmaier Reisen im Orient: Die Tagebücher des Heinrich Brockhaus. Den ersten beiden Bänden der Tagebuchnotizen von Heinrich Brockhaus (Deutschland 1834 bis 1872; Italien, Spanien Portugal 1834 bis 1872), die Sabine Knopf ausführlich besprochen hat (Marginalien, H. 175, 2005), folgt nun Heinrich Brockhaus: Tagebücher 1857 bis 1858. Reisen im Orient. Herausgegeben von Hartmut Bobzin Jens Kutscher. Erlangen: filios, 2005. XVII, 231 S. Pp. 8°. 19,80 Eur. ISBN 3-9808983-6-9. Das Buch enthält die in Briefform gehaltene Schilderung einer ausgedehnten Orientreise, die Brockhaus nach Ägypten, in das Heilige Land, nach Syrien, nach Konstantinopel auf der Rückreise nach Griechenland führte. Brockhaus berichtet anschaulich lebendig über politische Ereignisse Zustände (ägyptische Regierung, geplanter Bau des Suezkanals), über religiöse Themen (Koran Bibel, Streitigkeiten unter den verschiedenen Konfessionen, religiöse Zeremonien), über Treffen mit verschiedenen Persönlichkeiten (Orientalist Georg Rosen, Arabist Johann Gottfried Wetzstein, Ägyptens Vizekönig Mohammed Ali), über Baudenkmäler, Stadtbilder Landschaften (Pyramiden von Gizeh, Ruinen von Karnak, Konstantinopel), aber auch über Tagesabläufe Unterkünfte (Hotel in Kairo, Nilfahrt nach Nubien, Leben im Zelt), weniger über das Buchwesen (Zustand der Buchdruckereien Bibliotheken). Diese Aufzählung zeigt den privaten Charakter der Aufzeichnungen. Die erstmals von ausgewiesenen Orientwissenschaftlern (Hartmut Bobzin, Jens Kutscher) kommentierten Tagbuchnotizen sind wunderbare Hintergrundinformationen, die Brockhaus „seinen Lieben in der Heimat“ vermitteln will. Die Lesehilfen sind auch in diesem dritten Band optimal (Vorwort, editorische Einleitung, Glossar, Quellen- Literaturverzeichnis, Abbildungsnachweis, Ortsregister, Personenregister). Die Publikation gibt den Verlauf einer Bildungsreise wieder, die der Gesundung von Körper Geist des Reisenden diente deren Ergebnisse auch in der Produktion des Verlages F. A. Brockhaus ihren Niederschlag fanden. Reiseliteratur des 19. Jahrhundert, die auch Bücherliebhabern Freude bereiten dürfte. Dieter Schmidmaier Bücher der Bibliothek von Sárospatak kehren aus Rußland zurück. Die nordungarische Stadt Sárospatak ist eine an Sehenswürdigkeiten reiche Stadt mit großer Tradition im Buch- Bibliothekswesen. Das berühmte Reformierte Kollegium wurde 1531 als städtische Schule gegründet. Die Institution erlebte ihre erste Blütezeit im 17. Jahrhundert. Durch die Reformen von Johann Amos Comenius, der von 1650 bis 1654 in Sárospatak gewirkt hat, entstand eine mehrstufige Ausbildungsstätte, die auch weit über die Grenzen Ungarn bekannt anerkannt wurde. Nach wechselvoller Geschichte wurde das Kollegium in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eines der Zentren der geistigen Erneuerungsbewegung in der ungarischen Reformierten Kirche. Nach 1945 wurde es aus politischen Gründen geschlossen, im Herbst 1991 nahm es seine Lehrtätigkeit in den alten historischen Gebäuden wieder auf. Die Bibliothek das Museum für Schulgeschichte kirchliche Kunst stehen für Besucher offen. 173 Rara Unikate aus den Beständen der Bibliothek, darunter 22 Inkunabeln, wurden während des Zweiten Weltkrieges in einer Budapester Bank deponiert. Durch die Rote Armee wurden die Bibliotheksbestände in die Sowjetunion gebracht in die Bibliothek von Gorki (heute Nischni Nowgorod) eingegliedert. Rußlands Präsident Wladimir Putin gab Anfang März die 134 noch aufgefundenen Bücher an den Eigentümer zurück. Die Kulturwerte, die im Verlauf des Zweiten Weltkriegs auf das Territorium der Sowjetunion verlagert wurden, sind laut russischer Gesetzgebung Eigentum Rußlands. Ausnahmen sind das Eigentum von Opfern des Holocaust, von Opfern des Nationalsozialismus, von Staaten, die nicht gegen die Sowjetunion Krieg geführt haben, von religiösen Organisationen. Dem zuletzt genannten Umstand ist diese Geste zu verdanken. Ironie des Schicksals: Die prächtigen Bibliotheksräume der vor Ort verbliebene Bestand von 350 000 Bänden erlitten keine Schäden. Dieter Schmidmaier Die Ungarische Bibliothek in der Universitäts- Landesbibliothek Sachsen-Anhalt. Die Hallenser Universitäts- Landesbibliothek verwahrt seit der Vereinigung der Universitäten von Wittenberg Halle 1823 einen ganz besonderen Schatz, die Bibliotheca Nationis Hungariae, auch Ungarische Nationalbibliothek genannt. Sie wurde 1725 von Georgius Michaelis Cassai den ungarischen Studenten der Wittenberger Universität vermacht. Cassai war ein Exulant, ein protestantischer Flüchtling, der aus Glaubensgründen den Weg von Ungarn in das protestantische Wittenberg gefunden hatte. Die Sammlung umfaßte zum Zeitpunkt der Schenkung über 3000 Bände bildet noch heute eine wichtige Sondersammlung der Universitäts- Landesbibliothek. Sie ist unter den ausländischen ungarischen Büchersammlungen hinsichtlich der Größe, der ununterbrochenen Sammlung der Bestände der Form der Stiftung als Privatstiftung, die lange Zeit von Studenten vermehrt verwaltet wurde, eine der bedeutendsten. Andere umfangreiche Hungarica-Sammlungen befinden sich zum Beispiel in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, der Bayerischen Staatsbibliothek München der British Library London. Mehrere Zäsuren veränderten Umfang Standort der Ungarischen Bibliothek, so wurden 1921 wertvolle Bestände herausgelöst in einer an der Berliner Universität neugegründeten Institutsbibliothek aufgestellt. Der erste von Adám Látsny 1755 zusammengestellte Katalog der Bibliothek befindet sich in der Nationalbibliothek Ungarns in Budapest wird nun einem größeren Kreis zugänglich gemacht: Bibliotheca Nationis Hungariae: Die Ungarische Nationalbibliothek in der Universitäts- Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle. Der Katalog aus dem Jahr 1755. Textausgabe der Handschrift. Herausgegeben von Ildikó Gábor. Hildesheim: Olms, 2005. 272 S. Pp. 8°. 49,80 Euro. ISBN 3-487-13002-5. Im Mittelpunkt der Publikation steht der Katalog mit mehreren Erschließungshilfen (bibliographischen Abkürzungen, Personenregister, Verzeichnis der Druckorte, Drucker Verlage, Signaturenverzeichnis), ergänzt um drei wichtige Beiträge über ungarische Bibliotheken im Ausland in der frühen Neuzeit, über die Ungarische Bibliothek in der Hallenser Universitäts- Landesbibliothek sowie über den hier abgedruckten Katalog. Viele interessante Gesichtspunkte sind aus dem Katalog zu „erlesen“, zum Beispiel die Verbreitung ungarischer Literatur in Deutschland die Arbeitsergebnisse ungarischer Druckereien Verlage im 17. 18. Jahrhundert wie in Großwardein, Hermannstadt, Kaschau, Klausenburg, Leutschau Sárospatak. Dieses Zeugnis akademischer Beziehungen zwischen Ungarn Deutschland ist nicht nur Wissenschaftlern zu empfehlen, die sich mit ungarischer Geschichte europäischer Universitäts-, Buch- Bibliotheksgeschichte beschäftigen, sondern auch den vielen Bücherfreunden, auch als eine sehr schöne Ergänzung zu dem sich ausschließlich der ungarischen Buchgeschichte Buchkunst widmenden Heft 107, 1987 der Marginalien. Dieter Schmidmaier Neue Bücher der burgart-presse. Nach dem Abschluß der zehnteiligen Edition zu Gedichten des französischen Autors René Char legt die Rudolstädter burgart-presse von Jens Henkel eine neue, ebenfalls auf zehn Bände konzipierte Reihe unter dem Titel Die zehn Gebote vor. Zehn Künstler sind eingeladen, sich mit diesen Normen menschlichen Verhaltens auseinanderzusetzen sie nach ihrer Gültigkeit im Zeitalter von Globalisierung, territorialen Auseinandersetzungen Glaubenskriegen zu hinterfragen. Jährlich werden zwei Bücher in Leporelloform vorgelegt (Auflage 50 Exemplare). Bereits erschienen sind: Felix Martin Furtwängler (1. Gebot), Steffen Volmer (2. Gebot) sowie Frank Eißner (3. Gebot). Der Einzelpreis beträgt 250 Euro, der Fortsetzungsbezug ist momentan noch für 200 Euro möglich. Zur Leipziger Buchmesse 2006 wurde eine weitere Neuerscheinung vorgestellt: Der Chemnitzer Zeichner Steffen Volmer legt unter dem Titel Passage ein opulentes Buchprojekt vor, in dem er anläßlich seines 50. Geburtstages mit eigenen Texten künstlerische Zwischenbilanz zieht. Besonders exklusiv ist die Vorzugsausgabe (20 Exemplare) ausgefallen, das Buch wird in einem bemalten Acrylschuber mit eingelegter Zeichnung präsentiert. Es kostet 1750 Euro, während die Normalausgabe mit sechs Originallithographien (80 Exemplare) für 200 Euro zu haben ist. Leopold Schefer – Bücher, Musik ein Kolloqium. Der Muskauer Leopold Schefer (1784-1862), einst ein gefragter Almanachautor, war lange Zeit vergessen, bis Arno Schmidt in seinem Funkessay Der Waldbrand (1961) an ihn erinnerte. Sein bekanntestes Werk war das Laienbrevier, eine Art weltliches Andachtsbuch mit 366 Sinngedichten. Eine Jugendfreundschaft verband ihn mit Fürst Hermann von Pückler-Muskau, dessen General-Inspektor er auch einige Jahre lang war. Schefer liebte die Schwester des Fürsten, Agnes, verfaßte die meisten seiner frühen Gedichte für sie. 1811 erschienen Schefers Gedichte anonym, „herausgegeben vom Grafen Pückler von Mußkau“, den man lange Zeit auch für den Verfasser hielt der sich das unwidersprochen gern gefallen ließ. Auch Leopold Schefer’s Gesänge zu dem Pianoforte, in der Hauptsache Vertonungen der Gedichte von 1811, gab Graf Pückler 1813 heraus, diesmal jedoch mit Nennung der Urheberschaft von Schefer. Über Lieder aus dieser Sammlung schreibt Prof. Peter Gülke in der Zeitschrift Die Musikforschung (2005), es seien „Lieder, bei denen selbst Schubert-Kenner nicht zu sagen wüssten, weshalb sie nicht von Schubert stammen könnten.“ Die Sammlung hatte das Pech, in den Wirren der Schlacht um Bautzen „versprengt“ zu werden; sie wurde nie besprochen erreichte kein Publikum. Ein Teil der Auflage gelangte später in Schefers Besitz verschwand auf seinem Dachboden hinter der Esse. Während der Zeit der schriftstellerischen Tätigkeit Schefers entstanden wenige nicht so bedeutende Kompositionen. Erst der Verlust ihm nahestehender Personen mündete wieder in einige „grandiose Altersgesänge“. Der Musikwissenschaftler Ernst-Jürgen Dreyer förderte die „Perlen der Romantik“ (SFB 1995) aus Literatur Nachlaß wieder zu Tage. Die Kompositionen Schefers stehen im Mittelpunkt eines Symposiums, das aus Anlaß des 222. Geburtstages Schefers am 30. Juli 2006 in der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau stattfindet. Dabei werden einige Neuerscheinungen präsentiert, die sich Leopold Schefer widmen. Zuvörderst ist es das als Handbuch zu Schefers musikalischem Werk Werdegang konzipierte „Mit Begeisterung nicht für Geld geschrieben“. Das musikalische Werk des Dichters Leopold Schefer aus dem Oettel Verlag, Görlitz, von Ernst-Jürgen Dreyer Bernd-Ingo Friedrich. Einigen Exemplaren wird eine Originalradierung der Berliner Malerin Graphikerin Maja Nagelowa beigegeben. Des weiteren ist eine Prosaauswahl mit dem Titel Die besten Seiten von Leopold Schefer in Vorbereitung, die von Bernd-Ingo Friedrich besorgt vom Freundeskreis „Historica“ Bad Muskau herausgegeben wird. Im Angebot ist seit 2005 die im Neisse-Verlag Görlitz erschienene Broschüre Leopold Schefer/ Dichter Komponist/ 1784-1862 von Bernd-Ingo Friedrich. Noch im Planungsstadium im Sommer hoffentlich fertig ist eine CD mit Liedern Schefers. Neue Bücher von Wolfgang Windhausen. Der Pirckheimer-Freund Wolfgang Windhausen (geb. 1949), ein Lyriker in Duderstadt, publiziert in regelmäßigen Abständen eigene Gedichtbände mit originalgraphischen Illustrationen. Im Frühjahr erschien bei Edition Wort Bild (Hustadtring 31, 44801 Bochum) Hinter den Bildern mit je einer signierten Originalzeichnung von Kay Voigtmann, einer Radierung von Hans Vent weiteren signierten Graphiken von Ulrich Hollmann, Volkmar Rumpold Louvada Yang. Das als Blockbuch gebundene Werk hat einen Umschlag mit einem Originalholzschnitt des Bochumer Künstlers H. D. Gölzenleuchter, der auch mit einem zweifarbigen Holzschnitt im Buch vertreten ist. Gedruckt wurden 25 Exemplare. Im Vorwort geht der Lyriker Guntram Vesper der Frage nach, warum ein Mann wie Wolfgang Windhausen, der viele Jahre in der Arbeitswelt beschäftigt war, sich dem Schreiben von Gedichten hingibt. Das Buch (ISDN 3-927430-49-8) kostet 170 Euro. Außerdem erscheint in der Edition Wort Bild ein weiterer, kleiner Lyrikband unter dem Titel Fremdenführung der Phantasien, gleichfalls mit einem Originalholzschnitt-Umschlag von H. D. Gölzenleuchter Abbildungen nach Holzschnitten, mit denen H. D. Gölzenleuchter die Gedichte von Windhausen illustriert. Die Normalausgabe (ISDN 3-927430-52-8) kostet 12,50 Euro, die Vorzugsausgabe in 50 Exemplaren mit einem beiliegenden signierten numerierten Originalholzschnitt von Gölzenleuchter 40 Euro. Eine amerikanische Neuerscheinung zu Georg Salters Buchumschlägen. Bücher aus dem nichtdeutschsprachigen Ausland werden in den Marginalien nur selten angezeigt. Ausnahmsweise ist auf ein Buch hinzuweisen, von dem vermutet werden darf, daß es einen größeren Leserkreis interessiert: Thomas S. Hansen, Classic Book Jackets. The Design Legacy of George Salter. Es ergänzt in vieler Hinsicht das von dem Pirckheimer-Freund Jürgen Holstein 2003 zum gleichen Künstler herausgebrachte, bemerkenswerte Buch Georg Salter. Bucheinbände Schutzumschläge aus Berliner Zeit 1922-1934. Thomas Hansen, Professor am Wellesley College, sammelt seit den 1970er Jahren deutschsprachige Exilliteratur. Dabei fiel ihm immer wieder der Name Georg Salter auf, was ihn zu näherer Beschäftigung mit seinem Werk veranlaßte. Bekannt sind dem deutschen Bibliophilen Salters Einbände zu vielen Büchern bedeutender Autoren der Weimarer Republik wie Hermann Hesse, Stefan Zweig, Franz Werfel, Ernst Toller, Hans Reimann, Franz Kafka Thomas Mann. Den meisten Lesern wird sein sehr einprägsamer Umschlag zu Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz, 1929 bei S. Fischer erschienen, beim Lesen dieser Zeilen vor dem geistigen Auge stehen. Er arbeitete für die großen belletristischen Verlage wie Kiepenheuer, S. Fischer, Reiss oder den Verlag Die Schmiede, entwarf aber auch Einbände für Sachbücher wie Knaurs Lexikon. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich auf 50 Seiten mit dem Leben Salters. Hansen schöpft dabei aus der Sekundärliteratur, darunter auch die zeitgenössischen, die damit zum Teil als Quelle bezeichnet werden kann. Der 120 Seiten umfassende Bildteil bildet gleichzeitig den Hauptinhalt des Bandes, in dem die Buchumschläge Salters in guter farbkräftiger Reproduktion abgebildet werden, wobei der Anteil amerikanischer Titel überwiegt. Dazu zählen allerdings auch die Umschläge deutscher Autoren, die in den USA erschienen. Nur wenige Seiten widmen sich der sonstigen Gebrauchsgraphik Typographie Salters wie Verlagslogos oder Exlibris sollten wohl nur als Beispiele für das weitere Schaffen des Deutsch-Amerikaners dienen. Angeschlossen ist eine Bibliographie der Bucheinbände Schutzumschläge Salters. Das Buch im Quartformat ist bei Princeton Architectural Press in New York 2005 erschienen wird sicher von den großen deutschen Bibliotheken angeschafft werden. Der Preis von 35 Dollar ist hoch, doch für den an Bucheinbänden Schutzumschlägen stärker interessierten Bücherfreund lohnt der Erwerb, da ihm die Entwicklung eines deutschen Buchgestalters in den USA vorgestellt wird. Mit Hilfe des Buches lassen sich Salters Umschläge aus deutscher amerikanischer Zeit vergleichen. Konstantin Hermann Neues von Werner Schweikert seiner Bibliothek der Weltliteratur. Kurz vor seinem Tod im März 2005 konnte Werner Schweikert mit Hilfe seiner Töchter für den Almanach Jubelrufe aus Bücherstapeln einen Beitrag über Entstehung Umfang seiner beeindruckenden Sammlung mit deutschen Übersetzungen der Weltliteratur im 20. Jahrhundert zu Papier bringen. Inzwischen erschien ein Buch zu seinem Gedenken, dessen Hauptteil seine Lebenserinnerungen bilden: Werner Schweikert, Kein Leben ohne Bücher. Autobiographische Notizen. Familie Freunde erinnern sich. Klagenfurth u.a.: Wieser Verlag, 2005. 217 S. Engl. Br. 18,80 Euro. ISBN 3-85129-588-9. Zwar kennt der Leser des Almanachs viele Episoden der Lebenserinnerungen aus dem Almanach-Beitrag, doch manche Facette steht nur hier geschrieben. Noch stärker als im Almanach sieht man die Verschränkung von beruflichem Leben in seiner Ofensetzerfirma, Familienalltag Schweikerts Sammelleidenschaft. Er mußte die Zeit für seine Passion dem Berufsalltag hart abringen. Konjunktur Rezession in Branche Betrieb hatten unmittelbaren Einfluß auf die finanziellen Möglichkeiten zum Sammeln. So brachten das Wirtschaftswunder in den fünfziger Jahre wie die Ölkrise in den siebziger Jahren Aufwind für den Kachelofenbau damit Mittel, die der Sammler zu verwenden wußte. auch die Familie hatte es nicht einfach mit ihm. Der Sohn Robert, die Töchter Kathi Simone sowie die Lebensgefährtin Aira Schumacher wissen ein Lied vom Warten auf den Büchernarren zu singen. Liebevoll erzählen sie aber auch von der Bereicherung, die sie durch Schweikerts Leidenschaft für das Buch erfahren haben. Er verstand es, die Familie an seiner Passion teilhaben zu lassen die Liebe zur Literatur zu übertragen. Der Literaturkritiker Karl Corino, der Antiquar Herausgeber Max Blaeulich, der Literaturwissenschaftler Dirk Heißerer, der Schriftsteller Kuno Bärenbold, der ungarische Schriftsteller György Dalos, der Germanist Publizist Uwe Schweikert (Namensvetter, nicht verwandt) der Verleger Lojze Wieser erzählen von ihren Begegnungen mit dem Büchermenschen aus Flein bei Heilbronn, von ihrem ungläubigen Staunen beim ersten Hören von seinem Sammlungsplan der Bewunderung bei der Besichtigung vor Ort. Der Abschied von der Welt, der einige Monate währte, fiel Werner Schweikert schwer. Er wußte ihn würdig zu begehen, wie dem vorliegenden Buch zu entnehmen ist. Ein letzter Höhepunkte war im Januar 2005 der Besuch der Antiquariatsmesse in Ludwigsburg, wo er noch einmal vielen Buchgefährten die Hand schüttelte. Nach seinem Tod bahrte ihn die Familie in seiner Bibliothek auf, um von ihm Abschied zu nehmen. Erfreulicherweise wird seine Sammlung von 120 000 Büchern geschlossen erhalten. Sie wurde von dem Industriellen Reinhold Würth erworben erhält zukünftig ihren Platz in einem neuen Kongreßzentrum, das am Firmenstandort Künzelsau gebaut werden soll. In der Zwischenzeit wird die Bibliothek von zwei Tübinger Studenten verzeichnet. Schweikerts kleiner Verlag wird als Imprint „Edition Archiv Werner Schweikert“ von dem Verleger seiner Erinnerungen Lojze Wieser, einem Mittler zwischen der deutschen slowenischen Literatur, fortgeführt. C. W. „Karl Mickel Freunde“ im Antiquariat Brandel. Antiquariat Zeit-Galerie Brandel in der Friedrichshagener Scharnweberstraße 59 sind längst eine noble Adresse für Literatur- Kunstfreunde, weit über Friedrichshagens Ortsgrenzen hinaus. So hatte am 1. April 2006 hierher auch der Göttinger Wallstein Verlag zur Buchpräsentation Lachmunds Freunde, Band 1 2, von Karl Mickel eingeladen. Freunde, Künstler, Interessenten Verehrer des Dichters, der in Friedrichshagen lebte, waren zahlreich erschienen, zumal die Buchpräsentation von einer reich bestückten Ausstellung begleitet wurde, die Malerei, Plastik, Kompositionen Künstlerbücher zu Mickels Texten zeigte, darunter Arbeiten von Ronald Paris, Joachim John, Dieter Goltzsche, Clemens Gröszer, Nuria Quevedo, Reiner Bredemeyer, Karl Lemke, Friedrich Schenker anderen. Der wegen Karl Mickels Tod im Juni 2000 unvollendet gebliebene Roman Lachmunds Freunde, dessen 1. Band 1991 erschienen, aber im Getriebe der Wendezeit untergegangen war, liegt nun, von Eingeweihten sehr erwartet, um den fragmentarischen zweiten Teil erweitert, in einem opulenten Band vor, auf dessen Schutzumschlag das bekannte Mickel-Porträt des Clemens Gröszer zur Lektüre einlädt. Herausgeber des Lachmund, Mickels Freund Nachlaßverwalter Klaus Völker, verwies in einem kurzen Statement auf poetologische Ansätze des Autors, auf die „Kreuz- Querzüge“ des Romans durch Tradition Gegenwart am Beispiel der Lebenswege dreier sehr verschiedener Freunde, die „auseinandersträuben“ (Mickel), aber Freunde bleiben sich an „absurden Orten“ wiedertreffen. Klaus Völker sieht den Lachmund-Roman, ganz im Sinne Mickels, auch als Gegenentwurf zu Hermann Kants Aula (1965). Über mehr als zwanzig Jahre hinweg hatte Mickel an ihm geschrieben. Nun liegt er, quasi in „offener Form“, nicht als Fragment, endlich vor. Leseproben aus beiden Bänden, vorgetragen vom Herausgeber, von Clemens Gröszer der Enkeltochter Marlen Lehmann, machten mit der schwarzhumorigen Erzählweise des Romans bekannt. Erdmut Wizisla las drei Gedichte, die in unterschiedlicher Weise Mickels Rückgriffe auf Tradition bezeugen. Friedrich Schenker grüßte den verstorbenen Freund mit Improvisationen auf der Posaune. Ursula Lang