ExpreSSreise durch
die Pirckheimer-Geschichte - Von Carsten Wurm JUBELRUFE AUS
BÜCHERSTAPELN DIE PIRCKHEIMER-GESELLSCHAFT EIN ALMANACH Herausgegeben im
Auftrag der Pirckheimer-Gesellschaft
von Carsten Wurm Harrassowitz
Verlag Wiesbaden 2006 ISBN: 3-447-05342-9 1955 Am 23. Mai 1955 tritt im
Berliner Club der Kulturschaffenden (Jägerstraße 2-3) ein
Initiativkomitee vor die Öffentlichkeit, um die Gründung einer
„Pirckheimer-Gesellschaft zur Pflege des deutschen Buches im Kulturbund
zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ zu verkünden, wie in
zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften zu lesen ist. Mehrere
Veröffentlichungen tragen schon das heute noch verwendete Signet mit dem
Pirckheimer-Kopf von Werner Klemke. Dem Initiativkomitee gehören an:
Bruno Kaiser, Direktor der Bibliothek des
Marx-Engels-Lenin-Stalin-Instituts beim ZK der SED, Heinrich Löwenthal,
Oberrichter beim Obersten Gericht der DDR, I. M. Lange, Cheflektor im
Volk und Wissen Verlag Berlin, Wolfgang Richter, Cheflektor des Verlages
Rütten & Loening Berlin, und Werner Klemke, Buchkünstler und spätere
Professor an der Hochschule für angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Zur
Gründungsveranstaltung, die von einer Ausstellung zu Schillers 150.
Todestag, mit alten Ausgaben hauptsächlich aus dem Besitz von Bruno
Kaiser, in der Bibliothek des Kulturbundes begleitet wird, sind auf
Grund verschiedener Pannen fast keine potentiellen Mitglieder gekommen.
So wird die Wiederholung beschlossen. Das Vereinsrecht ist in der DDR
außer Kraft gesetzt, deshalb wird die Pirckheimer-Gesellschaft von
vornherein als Sektion des Kulturbundes etabliert. Das fällt den
Gründern umso leichter, weil sie, fast alle Mitglieder der SED, die
Bibliophilie in der sozialistischen Gesellschaft verankern wollen. Noch
in diesem Jahr eröffnet das Initiativkomitee, zu dem der
Finanzwissenschaftler Ernst Kaemmel stößt, in der Mittelstraße 29 ein
Büro, das von der Sekretärin Editha Wollschläger geführt wird. Die
alleinige Finanzierung übernimmt schon bald der Kulturbund. 1956 Am 29.
Januar treffen sich im Café Budapest, Berlin, Stalinallee 165, etwa 80
Bücherfreunde, um die Pirckheimer-Gesellschaft in aller Form aus der
Taufe zu heben. Das Präsidium besteht im wesentlichen aus dem
Initiativkomitee, Kaiser, Löwenthal, Lange, Kaemmel und Klemke, mit
Ausnahme von Wolfgang Richter, der sich noch im alten Jahr in den Westen
abgesetzt hat und dort Cheflektor bei Ullstein wird. Die Festrede hält
Arnold Zweig, der wie etliche andere Schriftsteller, darunter Louis
Fürnberg und der damals noch unbekannte Johannes Bobrowski, Mitglied der
Gesellschaft wird. Er holt bis in die Frühgeschichte der Menschheit aus,
um die lange Tradition des schönen Buches zu beschreiben, und schließt
mit einem Loblied auf Geist und Phantasie: „Am Ende wird der Geist den
Säbel überwinden.“ Grußschreiben von Johannes R. Becher und Lion
Feuchtwanger werden verlesen. Bruno Kaiser umreißt die Ziele und die
Arbeitsaufgaben. Neben dem Bewahren des Bucherbes sieht er im Fördern
des neuen Buches eine gleichrangige Aufgabe. Gewählt wird ein
Geschäftsführender Vorstand, dem die Mitglieder des Initiativkomitees
und Walter Berger, Ausstattungsleiter des Verlages Rütten & Loening,
angehören, und ein 18 Personen umfassender Gesamtvorstand, dem außer den
Genannten der Schriftkünstler Albert Kapr, der Kinderbuchverleger Alfred
Holz, die Altverleger Heinrich F.S. Bachmair und Wieland Herzfelde, der
Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Kuczynski und der Hauptdirektor der
Deutschen Staatsbibliothek Horst Kunze angehören. Den Teilnehmern kann
ein erster, bescheidener Druck übergeben werden: Friedrich Schiller,
Herzog von Alba bei einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt im
Jahre 1547, mit einem Holzstich von Werner Klemke. Außerdem können sie
in der nahegelegenen Karl-Marx-Buchhandlung eine Don-Quixote-Ausstellung
sehen, die hauptsächlich aus dem Besitz von Bruno Kaiser
zusammengestellt worden ist. Am Jahresende zählt die Gesellschaft 94
Mitglieder, prognostisch werden „optimal“ nicht mehr als etwa 350
erwartet. In Leipzig und Radebeul bilden sich Pirckheimer-Gruppen, die
ein eigenes Leben entfalten. Die Radebeuler Gruppe wird seit März von
Paul Gimmel, Mitarbeiter der „Gesellschaft zur Verbreitung
wissenschaftlicher Kenntnisse“, geführt, die Leipziger seit dem 2. Mai
von dem selbständigen Antiquar Karl Markert. Besonders in Leipzig
entwickelt sich rasch ein reges Vortragsleben. Am 5. Dezember spricht
Albert Kapr über den Schreibmeister der Renaissance Johannes Neudörffer
d. Ä. und am 14. Dezember Hans Lülfing über Bücher und Bücherfreunde im
Zeitalter der italienischen Renaissance (vgl. Fünfunddreißig Jahre
Bibliophilie in Leipzig). Der Naumburger Antiquar und Sammler Erwin
Kohlmann veranstaltet fast im Alleingang von Juli bis September in den
Staatlichen Museen Berlin eine Pirckheimer-Ausstellung mit historischen
Spielkarten Des Teufels Gebetbuch, zu der Werner Klemke ein Plakat
schafft (vgl. Veröffentlichungen und Gaben der
Pirckheimer-Gesellschaft). Im Dezember und Januar des folgenden Jahres
findet in der Staatsbibliothek eine stark beachtete Ausstellung zum
neuen Kinderbuch statt, die von Horst Kunze im Auftrag der Bibliothek
und in Zusammenarbeit mit der Pirckheimer-Gesellschaft veranstaltet
wird. Den Katalog erhalten die Mitglieder als Jahresgabe (vgl.
Veröffentlichungen und Gaben der Pirckheimer-Gesellschaft). 1957 Im
Januar erscheint das erste Heft der Marginalien. Blätter der
Pirckheimer-Gesellschaft im Selbstverlag der Gesellschaft. Die Redaktion
der ersten beiden Ausgaben liegt in der Hand von Heinrich F.S. Bachmair,
einst erster Verleger von Johannes R. Becher und Redakteur der
bibliophilen Zeitschrift Der Bücherhirt. Auf Grund gesundheitlicher
Probleme und der Anforderungen durch seine 1956 erst neu angetretene
Stellung in der Deutschen Akademie der Künste gibt er die Redaktion
wieder auf. Dabei spielen der schlechte Manuskripteingang und
vielfältige Schwierigkeiten bei der Herstellung eine nicht zu
übersehende Rolle. Die Marginalien widmen Bachmair nach seinem Tod im
Jahr 1960 zwei wichtige Beiträge mit einer Bibliographie seiner eigenen
Veröffentlichungen und einem Verzeichnis seiner Verlagsproduktion
(Marginalien, 1963, H. 14, und 1966, H. 24) Die Radebeuler
Pirckheimer-Gruppe publiziert einen eigenen kleinen Druck, eine in
Radebeul von Jeanne Berta Semmig zum 80. Geburtstag von Hermann Hesse
gehaltene Rede, die im Tessin auf wohlwollende Aufnahme stößt: Hermann
Hesse. Ansprache zum 80. Geburtstag am 2. Juli 1957 (Marginalien, 1957,
H. 3). Um ein Berliner Gruppenleben anzuregen, laden Ernst Kaemmel und
Werner Klemke eine Anzahl von Mitgliedern in ihre Wohnungen, wo sie ihre
Sammlungen vorführen (Marginalien, 1957, H. 2). Einige weitere
Veranstaltungen dieser Art finden in den kommenden Jahren statt, werden
aber von Horst Kunze (und anderen) als „bibliophile Teekränzchen“ strikt
abgelehnt. 1958 Max Frank, Leiter der Bibliothek im Haus der
Ministerien, übernimmt die Redaktion der Marginalien (vgl. Marginalien,
1977, H. 66). Unter seiner Leitung erscheinen zunehmend wichtige
buchkundliche Aufsätze und auch Positionsbestimmungen zur Bibliophilie
im Sozialismus. Das zeitgenössische Buchschaffen wird kritisch unter die
Lupe genommen. Doch durch die Übernahme der Direktion der
Landesbibliothek Gotha fehlt ihm ausreichend Zeit für die
Redaktionsarbeit, so daß es zu Problemen mit der Fertigstellung der
Hefte kommt, das Impressum spricht deshalb von „zwanglosem Erscheinen“.
Die Mitglieder erhalten als Gabe den im Aufbau-Verlag publizierten Titel
von Arnold Zweig Fünf Romanzen und das von der Gesellschaft verlegte
Buch von Jürgen Kuczynski Sechs Generationen auf Bücherjagd, mit dem der
Vorstand eine Reihe eröffnen will. Doch weitere Bände erscheinen nicht,
wie überhaupt die eigene Publikationstätigkeit in der
Pirckheimer-Geschichte künftig meist hinter den Erwartungen zurückbleibt
(vgl. Veröffentlichungen und Gaben der Pirckheimer-Gesellschaft). Die
führenden Pirckheimer-Freunde, wie Bruno Kaiser und Horst Kunze,
publizieren in vielen Verlagen, so daß keine Zeit mehr für vereinseigene
Drucke bleibt. Kuczynskis Buch verhilft der Familienbibliothek zu einem
legendären Ruf. 1959 Am 18. Juli veröffentlicht Bruno Kaiser im Neuen
Deutschland einen Artikel über die Notwendigkeit der Bibliophilie im
Sozialismus. Der hilft in den kommenden Jahren immer wieder bei der
Ausräumung von Vorurteilen unter den Funktionären, die Bibliophilie als
bürgerlichen Snobismus ablehnen. Am 4. Dezember veranstaltet die
Berliner Gruppe im Club der Kulturschaffenden einen Vortragsabend mit
zwei Referenten, Horst Kunze, der über das Thema Broschiert oder nicht
broschiert? spricht, und Lore Kloock, Verlagsleiterin, die ihren Verlag
Rütten & Loening vorstellt (Marginalien, 1960, H. 7). Diese Art
öffentlicher Veranstaltungen wird mit wachsendem Erfolg wiederholt und
stiftet damit auch in Berlin die Vortragstradition der
Pirckheimer-Gesellschaft. In Leipzig findet die III.
Internationale Buchkunst-Ausstellung (iba) statt, mit der die durch
Krieg und deutsche Teilung schwer geschädigte Messestadt an ihre alte
Größe anknüpfen will. Die Pirckheimer-Gesellschaft veranstaltet
innerhalb der Leistungsschau die Ausstellung Auf den Zinnen der Partei –
Ein Jahrhundert deutscher revolutionärer Lyrik. Hinter dem pathetischen
Titel verbirgt sich ein Hauptinteressengebiet von Bruno Kaiser, der
durch Editionen zur Literatur des 19. Jahrhunderts, besonders von Georg
Herwegh und Georg Weerth, seit den fünfziger Jahren einen guten Ruf
unter deutschen Philologen hat. Die Pirckheimer-Gesellschaft erhält aus
Anlaß der Exposition eine Bronzemedaille. Goldene Medaillen erhalten
Albert Kapr und Werner Klemke, deren Glanz auch auf die
Pirckheimer-Gesellschaft ausstrahlt. 1960 Die Ausstellung Buch und
Kitsch, bestückt von einer ganzen Reihe von Pirckheimer-Freunden, zieht
im Zeitungspavillon am Bahnhof Friedrichstraße Tausende Besucher an und
wird anschließend in acht weiteren Städten gezeigt (Marginalien, 1960,
H. 10). Das erhaltene Gästebuch belegt, daß die pädagogische Absicht
auch auf Kritik stößt: Mancher Besucher verteidigt seine Liebe zum
Kitsch (vgl. Pirckheimer-Archiv, Nr. 46). Die Radebeuler
Pirckheimer-Gruppe, seinerzeit etwa zehn Mitglieder zählend, wählt am
12. Juli Fritz Treu, Leiter einer Gewerkschaftsbibliothek, zum neuen
Vorsitzenden (Marginalien, 1980, H. 80). Er organisiert über 20 Jahre
lang eine Vielzahl von Veranstaltungen, von denen sich viele dem Thema
Dresden, seiner Kunst und seinen Büchern widmet. In Leipzig spricht am
29. Januar der Schriftkünstler F. H. Ehmcke aus München auf einem
Pirckheimer-Abend über den Buchillustrator Karl Rössing (vgl.
Fünfunddreißig Jahre Bibliophilie in Leipzig). Gastvorträge aus dem
Westen Deutschland sind in jenen Zeiten rar und bleiben deshalb bis zum
Ende der DDR in der Regel publikumswirksame Ereignisse. Offenbar auf
Initiative von Bruno Kaiser werden Johannes Dieckmann,
Volkskammerpräsident, und Alfred Kurella, Leiter der Kulturkommission
beim Politbüro der SED, für die Pirckheimer-Gesellschaft gewonnen und
sogleich zu Ehrenmitgliedern erklärt (Marginalien, 1960, H. 10). Die
Gründer der Gesellschaft suchen die Nähe zur Macht, um mit ihrer Hilfe
ihre bibliophilen Interessen verwirklichen zu können. Später tritt ein
weiterer Repräsentant der DDR der Gesellschaft bei: Lothar Bolz,
langjähriger Minister für auswärtige Angelegenheiten und ein
außergewöhnlich erfolgreicher Sammler von Druckgraphik. Wenige Erwählte,
denen er seine Schränke öffnet, erzählen von außergewöhnlich wertvollen
Blättern der Klassischen Moderne, etwa von Toulouse-Lautrec, und der
frühen sowjetrussischen Kunst. 1961 Die Gesellschaft verschickt an die
Mitglieder als Neujahrsgabe Frans Masereel und das Buch. Damit beginnt
eine lange Tradition von Publikationen, meist in den Marginalien, und
Vorträgen auf Pirckheimer-Abenden über den flämischen Buchkünstler. Als
Vermittler betätigt sich oft Theo Pinkus, der Antiquar und Bücherfreund
in Zürich, der auch an mancher Veranstaltung der Gesellschaft teilnimmt
und manchmal für die Marginalien schreibt. In Leipzig wird Anfang Mai
die „Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Graphiksammler“ innerhalb der
Pirckheimer-Gesellschaft gegründet. Sie will das Interesse an der
Graphik wecken, die Kenntnis der graphischen Techniken verbreiten und
das Sammeln anregen. Neben dem Sammeln von alten Blättern soll die
Entwicklung der zeitgenössischen Graphik kritisch begleitet und
unterstützt werden. Im Bericht von der Gründungsversammlung ist auch von
einer geplanten „Pirckheimer-Presse“ die Rede. Den Vorsitz übernimmt der
Kupferstecher Heinrich Ilgenfritz, Dozent an der Hochschule für Graphik
und Buchkunst. Ihm zur Seite stehen der Kunsthistoriker Werner Timm,
Berliner Kupferstichkabinett, und Gabriele Meyer-Dennewitz,
Mitarbeiterin des Ministeriums für Kultur. Die letztere wird wenig
später ersetzt durch den Leipziger Graphiker und Universitätsprofessor
Hans Schulze. Besonders Timm entfaltet eine rege Vortrags- und
Publikationstätigkeit für die Pirckheimer-Gesellschaft (Marginalien,
1961, H. 12 und 13). Am 10. Februar findet in Berlin der wohl erste
Pirckheimer-Abend zu den „Schönsten Büchern“ des vergangenen Jahres
statt (Marginalien, 1961, H. 12). Bruno Kaiser gehört von Anfang an zu
den Juroren und leitet auch viele Jahre das einflußreiche Team, dem auch
Albert Kapr, Werner Klemke, Horst Kunze, Ludolf Koven (Direktor des
Akademie-Verlages) und andere Vorstandsmitglieder angehören.
Veranstaltungen zu den „Schönsten Büchern“ gehören bald zu den festen
Programmpunkten in den sich allmählich vermehrenden Pirckheimer-Gruppen.
Ein Berliner Klubabend am 28. April gilt Bibliophilen Kleinigkeiten aus
dem Expressionismus, zu dem der Literarhistoriker I. M. Lange seltene
Drucke aus seinem Besitz mitgebracht hat. Der frühere Mitarbeiter der
Buchhandlung „Die Aktion“ bricht eine Lanze für die literarische und
künstlerische Strömung, die von der offiziellen Kulturpolitik der DDR
noch abwertend behandelt wird. Wie an vielen Abenden holt auch Bruno
Kaiser aus seiner legendären „dicken Aktentasche“ wichtige und ephemere
Drucke zum Thema hervor (Marginalien, 1961, H. 12). 1962 Am 15. November
spricht Wieland Herzfelde vor der Berliner Gruppe erstmals über die
Geschichte seines Malik-Verlages (Marginalien, 1962, H. 14), viele
weitere Malik-Abende mit und ohne ihn folgen in den kommenden Jahren und
Jahrzehnten, wie überhaupt die Geschichte der linken Verlage der
Weimarer Republik ein bevorzugtes Betätigungsfeld für Sammler und
Marginalien-Autoren wird. 1963 Im Heft 13 der Marginalien schreibt Horst
Kunze Über Werner Klemke, hauptsächlich als Buchillustrator, und Renate
Gollmitz veröffentlicht die Bibliographie seiner illustrierten Bücher.
Diese Publikation wird nicht nur zur Keimzelle für mehrere
Buchveröffentlichungen von Kunze über Klemke, sondern auch zur Anregung
für viele Sammler, die Arbeiten des überaus produktiven Buchkünstlers
vollständig zusammenzutragen. Ab Heft 14 werden die Marginalien von der
Offizin Andersen Nexö, früher Haag-Drugulin, hergestellt und ab Heft 16
(1964) vom Aufbau-Verlag vertrieben. Zugleich übernimmt Horst Erich
Wolter, der künstlerische Leiter der Offizin, die Gestaltung. Der
Gutenberg-Preisträger des Jahres 1959 gehört zu den einflußreichsten
Buchgestaltern der DDR. Schon mit seinem ersten Heft eröffnet er die
lange Folge von beigebundenen „typographischen Beilagen“, auf feinerem
Papier gesetzte bedeutsame oder kuriose Texte rund um das Buch, für die
aus dem Fundus der Offizin alte Schriften ausgewählt werden. 1964 Ab
Heft 15 liegt die Redaktion der Marginalien für die nächsten 35 Jahre in
den Händen des Kunsthistorikers Lothar Lang, seinerzeit Dozent am
Institut für Lehrerweiterbildung Berlin-Weißensee (später Pankow). Dort
veranstaltet er in den sechziger Jahren zahlreiche Ausstellungen und
Lesungen von neuer Kunst und Literatur. Seit diesem Jahrgang erscheint
die Zeitschrift in schöner Regelmäßigkeit ununterbrochen viermal im
Jahr. Heft 15 wartet mit der Malik-Bibliographie von Heinz Gittig auf,
die - auch an anderer Stelle gedruckt - zum Handwerkszeug von mehreren
Sammlergenerationen wird. 1965 Bibliophile Freuden heißt die Ausstellung
der Pirckheimer-Gesellschaft auf der Internationalen
Buchkunst-Ausstellung im Leipziger Messehaus am Markt, die mit einer
Silbermedaille ausgezeichnet wird. Die damaligen Besucher besticht vor
allem die Qualität der Exponate, zu denen einer der seltensten
Goethe-Erstdrucke gehört: Epigramme (Venedig 1790). Der heutige Leser
des Ausstellungsberichts staunt mehr noch über die Aussteller, unter
anderem Wieland Herzfelde, Bruno Kaiser und Jürgen Kuczynski, Hans
Baltzer und Werner Klemke – allesamt Pirckheimer-Freunde (Marginalien,
1965, H. 21). Unter gleichen oder verwandten Titeln folgen in den
kommenden Jahrzehnten zahlreiche ähnliche Ausstellungen von Schätzen aus
den Bücherschränken der Mitglieder. Am Rande der iba tagt am 3. Juli in
Leipzig erstmals seit 1959 eine Mitgliederversammlung, an der auch
Besucher aus dem Westen wie Jan Tschichold (Schweiz) teilnehmen. Den
neuen Vorstand unter dem Vorsitz von Bruno Kaiser bilden Alfred Ernst
(Stadtrat in Leipzig), Günter Hess (Bundessekretariat des Kulturbundes),
Lothar Lang, Ernst Kaemmel, Albert Kapr, Werner Klemke, Wolfram Körner
(Chirurg), Erwin Kohlmann, Ludolf Koven und Horst Kunze (Marginalien,
1965, H. 21). Den Vorsitz der Leipziger Gruppe übernimmt Rudolf Vogel,
Direktor des Zentralantiquariats. 1966 Auf dem XI. Internationalen
Exlibris-Kongreß in Hamburg wird am 28. Juli die Fédération
Internationale de Sociétés d´Amateurs d´Exlibris (F.I.S.A.E.) gegründet.
Neben der Deutschen Exlibris-Gesellschaft, die in diesem Jahr ihr
fünfundsiebzigjähriges Bestehen feiert, gehört auch die
Pirckheimer-Gesellschaft zu den Gründungsmitgliedern. In ihrem Namen
überreichen Ernst Kaemmel und der Graphiker Hans Schulze eine von der
Arbeitsgemeinschaft Graphiksammler herausgegebene Mappe mit
Originalgraphiken von 18 Künstlern der DDR, darunter Ullrich Bewersdorff,
Karl-Georg Hirsch, Heinrich Ilgenfritz, Rolf F. Müller, Hans Theo
Richter, Max Uhlig, Heiner Vogel, Oswin Volkamer und Wolfgang Würfel
(Marginalien, 1966, H. 24). Zu den alle zwei Jahre stattfindenden
Kongressen darf auch künftig nur eine Delegation mit wenigen
handverlesenen Mitgliedern reisen. Dennoch wirkt die Anbindung an die
F.I.S.A.E. belebend auf die Pirckheimer-Gesellschaft. Kulturbund und
staatliche Behörden fördern diese Kontakte, weil die DDR in jenen Jahren
um ihre internationale Anerkennung wirbt und die gleichberechtigte
Behandlung der Pirckheimer-Gesellschaft in der F.I.S.A.E. kurioserweise
als diplomatischer Erfolg gewertet wird. Am 5. September übernimmt
Rudolf Vogel, Direktor des Zentralantiquariats, die Leitung der
Leipziger Ortsvereinigung (vgl. Fünfunddreißig Jahre Bibliophilie in
Leipzig). Am selben Tag veranstalten die Leipziger Pirckheimer-Freunde
das erste „Messetreffen der Antiquare und Bibliophilen“, zu dem Horst
Kunze einen vielbeachteten Vortrag Bibliophilie im Sozialismus hält,
veröffentlicht im Heft 26 der Marginalien und 1970 auch als Gabe der
Pirckheimer-Gesellschaft, splendid gestaltet von Walter Schiller. Darin
holt er die Bibliophilie aus ihrem Nischendasein, befreit sie von dem
Geruch der bürgerlichen Vereinsmeierei und weist ihr eine wichtige
Funktion bei der Überwindung der Entfremdung des Menschen von sich
selbst im Sinne des frühen Marx zu (Marginalien, 1967, H. 25). Die
Pirckheimer-Gesellschaft veranstaltet einen „Wettbewerb für Exlibris und
Graphik des kleinen Formats“, an dem sich 45 Graphiker der DDR
beteiligen. Den ersten Preis für Graphik erhält der junge Dresdner
Künstler Max Uhlig, den ersten Preis für Exlibris der Geraer Rolf F.
Müller (Marginalien, 1966, H. 23). Die Ausstellung reist jahrelang durch
die Klubhäuser und kleinen Galerien des Landes. 1967 Als Neujahrsgruß
erhält jedes Mitglied laut Marginalien (1967, H. 26) einen Holzstich von
Heiner Vogel und als Jahresgabe ein Exemplar eines von drei Drucken der
Hochschule für Graphik und Buchkunst, allesamt später gesuchte Titel:
Dietmar Debes, Georg Göschen (1965), Maxim Gorki, Das Mädchen und der
Tod (mit Holzstichen von Heiner Vogel; 1961) und Isaak Babel, Fünf
Erzählungen aus Budjonnys Reiterarmee (mit Illustrationen von Rainer
Herold; 1966). Am 17. März veranstaltet die Pirckheimer-Gesellschaft in
Berlin eine Buchauktion, um Mittel für besondere Pläne zu erhalten.
Unter den von Mitgliedern gespendeten Drucken befindet sich die
Erstausgabe des Briefwechsels zwischen Goethe und Schiller (1828/29) aus
dem Besitz von Arnold Zweig und zuvor von Cäsar Flaischlen. Mit
Unterbrechungen werden solche Auktionen bis heute zum Wohle der
Vereinskasse veranstaltet. Meist können die Teilnehmer ihre Erwerbungen
zu Schnäppchenpreisen nach Hause tragen. Jürgen Kuczynski, der eine
rigorose Haltung beim Sammeln hat, sprach sich vor der Auktion strikt
dagegen aus, ein Buch aus seinem Bestand, und sei es auch nur eine
Dublette, für diesen Zweck abzugeben: „Eine der Grundlagen jeder
Bibliothek ist der feste Entschluß, Bücher zu entleihen, aber niemals
auszuleihen und erst recht nicht für irgendwelche guten Zwecke
abzugeben“ (Marginalien, 1967, H. 23). 1968 Das 3. Messetreffen in
Leipzig vereinigt Wieland Herzfelde, Alfred Holz und Günter Billig (den
künstlerischen Leiter von Philipp Reclam jun., Leipzig) zu einem
Gespräch über die Lust, gute und schöne Bücher zu machen (Marginalien,
1968, H. 29). Mit dem 30. Heft (Juli 1968) ändert auf Vorschlag von
Horst Kunze die Zeitschrift Marginalien ihren Untertitel in Zeitschrift
für Buchkunst und Bibliophilie. Damit einher geht eine stärkere
Orientierung auf Buchkunst des 20. Jahrhunderts und die Gegenwartsszene.
Das Heft enthält die bald viel benutzte George-Grosz-Bibliographie von
Lothar Lang. Mit ihr wird die lange Reihe der Künstlerbibliographien
eröffnet, manche davon ist ein Vademekum des Sammlers. Aus Anlaß des 60.
Geburtstages von Herbert Sandberg gibt die Pirckheimer-Gesellschaft eine
in Ganzleder gebundene, numerierte Ausgabe eines seiner Hauptwerke
heraus: Der Weg, mit 70 Reproduktionen und einer Originalradierung
Selbstbildnis 1967 (Marginalien, 1968, H. 32). Während dieses Buch zum
günstigen Preis erworben werden muß, erhalten die Mitglieder als Gabe
wahlweise das Ständebuch von Hans Sachs und Jost Ammann oder die von
Werner Klemke illustrierte Ausgabe Facezien des Florentiners Poggio,
beide Ausgaben von Edition Leipzig, die eine in Leder, die andere in
Halbpergament (Marginalien, 1969, H. 33). 1969 Als Neujahrsgruß
versendet die Gesellschaft eine Radierung des Dresdner Graphikers Max
Uhlig, zusätzlich können die Mitglieder in begrenzter Zahl eine
Lithographie von Frans Masereel erwerben (Marginalien, 1969, H. 34). Die
Jahresgabe bildet die bereits erwähnte Buchausgabe von Kunze,
Bibliophilie im Sozialismus, mit Illustrationen von Hans Baltzer,
Karl-Georg Hirsch, Werner Klemke und vielen anderen. 1970 Nach Hamburg
1966 und Como 1968 nimmt in Budapest zum dritten Mal eine Delegation der
Pirckheimer-Gesellschaft an einem F.I.S.A.E.-Kongreß teil. Wiederum
überreicht sie eine reich bestückte Mappe mit Exlibris von Karl-Georg
Hirsch, Gerhard Kurt Müller, Hans Schulze, Heiner Vogel, Oswin Volkamer
und anderen. Die Auflage ist mit 300 Exemplaren so hoch angesetzt, daß
Mitglieder der Gesellschaft die Mappe erwerben können. 1971 Am 12. Juni
1971 treffen sich 103 Pirckheimer-Freunde im Leipziger Klub der
Intelligenz zur ordentlichen Mitgliederversammlung und damit zur ersten
zentralen Zusammenkunft seit 1965. In der lebhaften Diskussion werden
nicht nur Erfolge, sondern auch eine gewisse Stagnation angesprochen.
Regelmäßige Klubabende gibt es nur in Berlin, Leipzig und
Dresden-Radebeul. Geklagt wird darüber, daß von der Arbeit in Leipzig
wenig in den Marginalien zu lesen ist. Die Drucke hat die
Pirckheimer-Gesellschaft meist von anderen Institutionen wie der
Staatsbibliothek und der Hochschule für Graphik und Buchkunst
übernommen. Graphische Gaben und drei Mappen zu den Exlibris-Kongressen
der F.I.S.A.E. entstanden jedoch in alleiniger Verantwortung der
Pirckheimer-Gesellschaft. In den neuen Vorstand werden elf Mitglieder
gewählt: Bruno Kaiser, Albert Kapr, Wolfram Körner, Erwin Kohlmann,
Ludolf Koven, Horst Kunze, Lothar Lang, Hans Marquardt (Leiter von
Philipp Reclam jun.), Fritz Treu, Rudolf Vogel und als Vertreter des
Kulturbundes Gerd Haines. Neben einem Vortrag von Horst Kunze stehen
eine Buchtombola, die Vorführung eines DEFA-Filmes über Werner Klemke
und ein Besuch der iba auf dem Programm. Wichtigster Ertrag ist jedoch
das Zusammensein, die Anknüpfung von Kontakten und Freundschaften sowie
der Austausch über bibliophile Themen, so daß eine regelmäßige
Ausrichtung von Jahrestreffen allgemein gewünscht wird (Marginalien,
1971, H. 44). Um das Zustandekommen dieser Treffen bemüht sich besonders
der Stellvertretende Vorsitzende Wolfram Körner, Professor für Chirurgie
und Sportmedizin im Regierungskrankenhaus Berlin. Auf der iba zeigt die
Pirckheimer-Gesellschaft die Sonderausstellung Das Exlibris in der
Deutschen Demokratischen Republik, zu der auch ein kleiner, von Lothar
Lang herausgegebener Katalog erscheint. Dokumentiert werden Buchzeichen
von 48 Graphikern und von zwölf Laienkünstlern. Im Ergebnis eines aus
diesem Anlaß veranstalteten Wettbewerbs sind 240 Blätter eingegangen,
von denen knapp die Hälfte in der Exposition gezeigt wird. Den ersten
Preis erhält Elizabeth Shaw (Marginalien, 1971, H. 41). Am 12. Mai
beginnt die Sächsische Landesbibliothek Dresden gemeinsam mit Dresdner
Pirckheimer-Freunden eine Reihe von 40 Vorträgen zu bibliophilen Themen
(bis 1990). Helmut Deckert, der Stellvertretende Direktor der
Bibliothek, spricht am ersten Abend über die Bibliophilie in Dresden
seit der Renaissance. Er wird auch künftig häufig die Veranstaltungen
bestimmen (Marginalien, 1971, H. 43; 1991, H. 121). Weiterhin fahren die
rund 20 Dresdner Mitglieder zu den Veranstaltungen der seit 1956
bestehenden Ortsgruppe Radebeul (Vorort von Dresden). Als Jahresgabe
1971/72 erhalten die Mitglieder die von Lothar Lang zusammengestellte
und kommentierte Kleine Holzstichmappe mit Originalen von Karl-Georg
Hirsch, Christa Jahr, Werner Klemke, Gerhard Kurt Müller, Heiner Vogel
und anderen, hergestellt in der Druckwerkstatt der Hochschule für
Graphik und Buchkunst (Marginalien, 1972, H. 46). Im Dezember verschickt
die Gesellschaft ihr erstes Sammlerverzeichnis mit Angaben von
Sammelgebieten. Darin findet sich auch Gerhard Ströch, der umfangreiche
Interessen angibt: von Jean Paul und den Romantikern über Stefan George
und Rudolf Borchardt, Theodor Däubler und Walter Hasenclever bis zu
Samuel Beckett und Arno Schmidt, außerdem illustrierte Ausgaben vom
Jugendstil bis zum Dadaismus, Autographen sowie Druckgraphik und
Zeichnungen der letzten hundert Jahre. Dahinter verbirgt sich Gerhard
Altenbourg, der zwar am Leben der Pirckheimer-Gesellschaft keinen
weiteren Anteil nimmt, aber von vielen Sammlern hoch geschätzt wird.
1972 Die Pirckheimer-Gruppe Radebeul unter Federführung von Fritz Treu
richtet zusammen mit Lothar Lang (Berlin) im barocken Jagdschloß
Moritzburg bei Dresden eine neue Ausstellung Sammlerfreuden ein. Auf
zwei Etagen zeigen vom 9. September bis 5. Februar kommenden Jahres
Buch- und Graphiksammler aus Dresden und Umgebung sowie aus Berlin und
Leipzig ausgewählte Stücke aus ihren Sammlungen. Die Besucher sind
beeindruckt durch viele Dresdensia, die Sammlung Wein von Hellmuth
Rauner (Radebeul) und die Abteilung Graphik und Plakat, die Bruno
Kaiser, Lothar Lang sowie die Graphiker Herbert Sandberg und Heiner
Vogel bestückt haben (Marginalien, 1972, H. 47). Im Zusammenhang mit der
Ausstellung finden sich am 4. und 5. November über 200 Teilnehmer zum
Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Dresden ein. Helmut
Deckert hält noch einmal seinen Vortrag Zur Geschichte der Bibliophilie
in Dresden, und in der Landesbibliothek erwartet die Gäste ein
umfangreiches Besichtigungsprogramm (Marginalien, 1972, H. 49) Hellmuth
Rauner gestaltet einen Weinabend mit Proben von seltenen sächsischen
Reben. 1973 Anfang Mai konstituiert sich in Magdeburg eine
Pirckheimer-Gruppe, die aus dem Freundeskreis Bildende Kunst im
Kulturbund hervorgeht. Erster und langjähriger Vorsitzender ist der Arzt
Joachim Bartels, ein Sammler von neuerer Graphik, besonders aus Litauen
(Marginalien, 1974, H. 55 und 56). Auch in Zwickau und seit diesem Jahr
in Zittau gibt es kleinere Ortsgruppen, die eine Zeitlang
Veranstaltungen für Bücherfreunde durchführen (Marginalien, 1972, H. 46,
bzw. 1974, H. 53). In Zittau finden Vortragsabende und Ateliergespräche
statt, wird im Zusammenwirken mit der Christian-Weise-Bibliothek die
regionale Buchszene und -geschichte erkundet und mehrmals ein
Graphikmarkt organisiert (Marginalien, 1985, H. 99; 1988, H. 110). In
Weimar wird am 22. September auf Einladung der Zentralbibliothek der
deutschen Klassik das „Erste Thüringer Treffen“ der
Pirckheimer-Gesellschaft veranstaltet. Ein Arbeitskreis wird gebildet,
den ab 1974 der Schriftsteller Franz Hammer (Vorsitz), Konrad Kratzsch
(Stellvertretender Direktor der Zentralbibliothek) und Günter Burgmann
leiten (Marginalien, 1973, H. 53 und H. 55). Die Magdeburger Gruppe hat
sich sogleich mit der Ausrichtung eines Jahrestreffens in ihrer
Heimatstadt zu bewähren. Am 3. November reisen wieder über 200
Mitglieder und Angehörige an. Neben einem Festvortrag von Hans Lülfing
(Deutsche Staatsbibliothek zu Berlin) über die Magdeburger Buch- und
Verlagsgeschichte beeindruckt die Teilnehmer vor allem eine opulente
Ausstellung aus Magdeburger Sammlerbesitz mit alten und neuen
Magdeburger Drucken, litauischer Druckgraphik und einer umfassenden
Dokumentation über die Magdeburger Künstlergruppe „Die Kugel“,
hauptsächlich aus den Sammlungen der ortsansässigen Sammler Frithjof
Meußling, Fotograf, und Bruno Beye, Graphiker und letztes lebendes
Mitglied der „Kugel“. Die Gabe, eine Mappe mit Graphiken von neun
Magdeburger Künstlern, ergänzt das Gesehene (Marginalien, 1974, H. 53).
1974 Am 15. Mai nimmt in Rostock eine Ortsgruppe von zunächst 13
Mitgliedern ihre Tätigkeit auf. Sie wird von Johannes Lischke, dem
Leiter des Norddeutschen Antiquariats, geführt (Marginalien, 1974, H.
56; 1986, H. 102). - Am 22. und 23. Juni treffen sich die
Pirckheimer-Freunde zum Jahrestreffen in Thüringen, um die Residenz des
kleinen Fürstentums Greiz und seine Kunstsammlungen kennenzulernen.
Zweite Veranstaltungsort ist die nahegelegenen Bezirksstadt Gera. Der
gewachsenen Bedeutung der Regionen entsprechend, gehören von nun an die
Vorsitzenden der größeren Gruppen zum erweiterten Vorstand von
seinerzeit 15 Mitgliedern. Zum geschäftsführenden Vorstand werden
gewählt: Bruno Kaiser, Wolfram Körner, Horst Kunze und Lothar Lang.
Ehrenmitglied der Gesellschaft wird der frühere Direktor des
Akademie-Verlages Ludolf Koven, der nach langer Mitarbeit aus
Altersgründen den Vorstand verläßt (Marginalien, 1975, H. 57).
Bibliophile Vereinigungen leiden im allgemeinen an Überalterung. Doch
einer Mitgliederbefragung des Sekretariats zufolge weicht die
Pirckheimer-Gesellschaft von diesem Generalverdacht Mitte der siebziger
Jahre erfreulich ab. Etwa 70 Prozent der Mitglieder sind 1974 weniger
als 50 Jahre alt, ein Dutzend wohl sogar unter 30. Ganz exakt heißt es,
daß 119 Mitglieder zwischen 31 und 40 Jahre alt sind. Neben vielen
Professoren sind auch Lehrer, Buchhändler, Bibliothekare,
Werkzeugmacher, Ingenieure, Chemiker in der Gesellschaft vertreten.
(Marginalien, 1975, H. 57). Am 3. Oktober wird in Moskau die „Allunionsgesellschaft
der Bücherfreunde“ gegründet, die erste landesweite bibliophile
Gesellschaft in der Sowjetunion. Sie gibt die Wochenzeitung Knishnoje
Obosrenye (‚Buchrundschau´) heraus. Für diese Gesellschaft und ihr
Publikationsorgan dienen die Pirckheimer-Gesellschaft und die
Marginalien als Vorbild. Mit dem Verweis auf die Bibliophilie in der DDR
gelang es den Initiatoren, die langanhaltende Antipathie der
sowjetischen Kulturpolitik gegen das „bürgerliche Relikt“ auszuräumen
(Marginalien, 1975, H. 58). Frei nach einer bekannten Losung darf
resümiert werden: Von den Pirckheimer-Freunden lernen heißt siegen
lernen. 1975 Am 5. Februar konstituiert sich in Halle / Saale eine
Bezirksgruppe, die von dem Altphilologen Wolfgang Kirsch geführt wird.
Er wird assistiert von dem Landwirtschaftswissenschaftler Karl-Diether
Gussek, Sammler von agrarwissenschaftlicher Literatur, bald auch von
Weinliteratur, und dem Bibliothekar Peter Henning, Sohn des weit über
Halle hinaus bekannten Galeristen Eduard Henning (Marginalien, 1975, H.
58). Im Herbst findet sich auch in Karl-Marx-Stadt auf Initiative von
Bertram Winde, Professor für Physik an der dortigen Technischen
Hochschule, der zum Vorsitzenden gewählt wird, eine Bezirksgruppe
zusammen. Das Jahrestreffen in Berlin vom 14. bis 16. November erzielt
einen neuen Rekord an Teilnehmern: 356 Teilnehmer sind angereist.
Höhepunkt des Ereignisses ist der I. Berliner Graphikmarkt, der auf
Initiative von Lothar Lang ausgerichtet worden ist. Ein ausschließlich
aus Sammlern bestehendes Organisationskomitee unter Leitung von Peter
Röske, mit Ekkehard Hellwich, Brunhilde Pritze, Gudrun Schmidt und
Robert Wolf, zeichnet verantwortlich. Zeitweilige ist an der
Vorbereitung auch der Illustrator Thomas Schleusing beteiligt. Von 788
Blättern aus der Hand von 43 Berliner Künstlern, darunter Theo Balden,
Manfred Butzmann, Fritz Cremer, Ruth Knorr, Klaus Magnus, Harald Metzkes,
Arno Mohr, Hans Vent, werden 435 Graphiken verkauft. „Schon nach der
ersten halben Stunde mußte der Saal im Berliner Club der
Kulturschaffenden wegen Überfüllung vorübergehend geschlossen werden.“
Auch bei dem Sonderangebot des Zentralen Berliner Antiquariats unter
Leitung von Gerhard Beinlich herrscht „lawinenartiger“ Andrang. Die
Kauffreude ist Ausdruck dafür, daß in den Antiquariaten in dieser Zeit
allgemeine Knappheit herrscht, weil die besten Stücke gegen hartes Geld
nach dem Westen Deutschlands wandern. Die Festrede hält Jürgen
Kuczynski, der über die Zukunft des Buches humorvoll plaudert. Als
„Clou“ erleben die Mitglieder die Einladung in Wohnungen und Ateliers
von profilierten Sammlern und Graphikern, wo ihnen ausgewählte Stücke in
privater Atmosphäre vorgeführt werden. Gastgeber sind neben Bruno
Kaiser unter anderem der Kunstwissenschaftler und Graphiksammler Werner
Timm, der Buchbindermeister Werner G. Kießig, die Graphiker Harald
Metzkes und Arno Mohr. Ein „Sonderbus“ geht nach Freienbrink zu Lothar
Lang (Marginalien, 1976, H. 61). 1976 Anläßlich des Internationalen
Exlibris-Kongresses 1976 in Lissabon gibt die Pirckheimer-Gesellschaft
den Exlibris-Almanach I heraus (Marginalien, 1976, H. 63 und 64). Mit
fünf Folgeheften trägt er zum anhaltenden Interesse am Exlibris unter
den Mitgliedern bei. Am 29. und 30. Mai veranstalten die Ortsgruppe
Radebeul und die Galerie Nord unter der Leitung von Heidrun Plenkers und
Werner Wittig den I. Dresdner Graphikmarkt, den 900 Interessenten
besuchen. Wie in Berlin ist der Absatz überaus befriedigend. Neben
Graphiken älterer Dresdner Künstler stehen die Blätter der Zeitgenossen
Claus Weidensdorfer, Herta Günter und Werner Wittig hoch im Kurs
(Marginalien, 1985, H. 99). Der 2. Berliner Graphikmarkt wartet mit
einer Neuerung auf: Im Club der Kulturschaffenden ist eine Ausstellung
Die Technik der Radierung aufgebaut. Die Verantwortliche, Gudrun
Schmidt, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin der Akademie der Künste,
hat aus diesem Anlaß eine instruktive Einführung in das Thema verfaßt,
mit der die Pirckheimer-Gesellschaft die Heftreihe Kleine
Graphik-Bibliothek eröffnet (Marginalien, 1977, H. 65 und 66). Zwölf
weitere Ausstellungen und Hefte widmen sich den Techniken Lithographie,
Holzschnitt, Aquarell und anderen Themen rund um die Graphik. Auch in
Rostock erwartet die Pirckheimer-Freunde anläßlich des Jahrestreffens
vom 1. bis 3. Oktober ein Sonderangebot, reichhaltig ausgestattet vom
Norddeutschen Antiquariat. Die Inkunabel-Forscherin Ursula Altmann
(Berlin) spricht über die Anfänge des Buchdrucks in der Hansestadt
(Marginalien, 1977, H. 65). 1977 Das Jahrestreffen findet aus Anlaß der
iba wieder in Leipzig statt. 337 Mitglieder erleben die
Buchkunstausstellung, die im Unterschied zu der provinziell gewordenen
Leipziger Buchmesse weltläufiges Flair ausstrahlt. Diesmal hat die
Chronistin, Renate Gollmitz, einiges zu monieren: ein schlecht
arrangiertes und bestücktes Buchangebot vom Zentralantiquariat, laute
Tanzmusik beim Festabend im Hotel „Astoria“, und auch die Festansprache
des Leipziger Stadtrats für Kultur, Rudolf Gehrke, über die Rolle des
Buches nach dem IX. Parteitag hat offensichtlich wenig Begeisterung
erweckt (Marginalien, 1977, H. 68). Am 14. Juni wird in Cottbus eine
Bezirksgruppe gegründet, die von dem Wirtschaftler und Sammler der
Insel-Bücherei Hans-Jürgen Schramke geführt wird. Die 14 Mitglieder
haben ein Durchschnittsalter von 32 bis 33 Jahren (Marginalien, 1977, H.
67 und 68). Die Magdeburger Pirckheimer veranstalten am 26. November in
der Club-Galerie „Otto-von-Guericke“ erfolgreich einen ersten „Kleinen
Graphikmarkt“, dem weitere folgen werden (Marginalien, 1978, H. 71).
Wolfram Körner hält am 7. Dezember in Berlin einen Vortrag Bücherliebe –
Bücher der Liebe (Marginalien, 1978, H. 71), den er in den kommenden
Jahren innerhalb und außerhalb der Pirckheimer-Gesellschaft vielfach
wiederholen muß. 1978 Am 12. April wählt die Berliner Pirckheimer-Gruppe
erstmals eine Leitung, die von Willy Unger, Bibliothekar in der
Deutschen Staatsbibliothek und Sammler von Undine-Ausgaben und Literatur
über Halle / Saale, geführt wird. Bisher wurde sie in Personalunion mit
dem Vorsitz der Gesellschaft von Bruno Kaiser geleitet. Dieser bleibt
auch weiterhin tonangebend in der Berliner Gruppe (Marginalien, 1978, H.
71). Zahlreiche Mitglieder versammeln sich vom 9. bis 11. Juni in
Karl-Marx-Stadt, um sich mit den kulturellen Traditionen der während des
Krieges stark in Mitleidenschaft gezogenen Industriestadt und der
benachbarten Bergbau-Hochburg Freiberg bekannt zu machen. Den
Festvortrag zum Thema Inkunabeln und naturwissenschaftlich-technische
Zimelien aus den Beständen Freiberger Bibliotheken hält der Rektor der
Bergakademie Freiberg, Klaus Strzodka. Eine Ausstellung im
Schloßberg-Museum Karl-Marx-Stadt breitet eine Auswahl aus deren
Schätzen aus. Andere Ausstellungen machen mit Künstlern um Karl
Schmidt-Rottluff, dem bedeutendsten Künstler der Stadt, und mit Graphik
zur Literatur bekannt. In Arbeitskreisen diskutieren die Teilnehmer
neben den üblichen Themen Exlibris und Graphik auch über das Buch im
Zusammenhang mit Natur, Wissenschaft und Technik. Ein eigener Kreis
vereint junge Sammler, die sich über ihre Pläne austauschen
(Marginalien, 1978, H. 72). 1979 Die Bezirksgruppe Halle veranstaltet
ihren I. Graphikmarkt. Nach Querelen mit Funktionären in Dresden nimmt
die Radebeuler Gruppe einen neuen Anlauf und organisiert in ihrer Stadt
den 1. Radebeuler Graphikmarkt, an dem sich 24 Künstler mit 842 Blättern
beteiligen. Die 552 Besucher kaufen 401 Graphiken (Marginalien, 1983, H.
90). Statistisch gesehen, gehen also beinahe vier von fünf Gästen mit
einem Blatt nach Hause. Vom 14. bis 16. Dezember tagen die Pirckheimer
in Schwerin, wo ein improvisiertes Programm ablaufen muß, weil das
geplante Treffen in Thüringen ausfiel. (Angesichts der schwachen Kräfte
von Gastronomie und Hotelwesen grenzt die erfolgreiche Verlegung an ein
Wunder.) So treten als Vortragende und Ausstellende vor allem auswärtige
Bibliophile auf. Höhepunkt ist der von Klaus Hermsdorff gegebene
Überblick über Die Arbeit der Exilverlage während des Faschismus. Trotz
intensiver Exilforschung in der DDR stellt das Thema ein Desiderat dar,
an dem viele Sammler brennend interessiert sind. Kurt Stein, Leiter der
Buchbinderwerkstatt der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig,
stellt seine Kunst vor, Karl Ludwig Schober, der bekannte Chirurg aus
Halle / Saale, erläutert die Schwerpunkte seiner Graphiksammlung, und
die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek öffnet ihre Pforten. Ein
Abstecher führt nach Güstrow zu den Barlach-Gedenkstätten (Marginalien,
1980, H. 79 und H. 82). 1980 Das Jahrestreffen vom 31. Oktober bis 2.
November in Halle / Saale steht unter dem Zeichen des 450. Todestages
von Willibald Pirckheimer. Zwei Vorträge von Winfried Trillitzsch (Jena)
und Horst Kunze erinnern an den Humanisten und Sammler sowie an Künstler
in seinem Umkreis. Die Themen von sechs weiteren Vorträgen, die zur
selben Stunde gehalten werden, zeigen ein breites Spektrum: die
Bibliothek des Vatikan, Hermann Hesse, Graphik der École de Paris,
Buchgestaltung und Autographensammeln. Zahlreiche Besichtigungen gelten
den halleschen und merseburgischen Bibliotheken, Museen und Archiven
(Marginalien, 1981, H. 81). Die Pirckheimer-Gesellschaft erhielt ihren
Namen in Abgrenzung zur Maximilian-Gesellschaft, die sich 1912 den
Kaiser Maximilian als Patron gewählt hatte. Bruno Kaiser und die anderen
Gründer wollten mit der Berufung auf den Bürger-Sammler ein kritisches
Zeichen setzen. Die Leipziger Gruppe wählt am 29. Januar eine neue
Leitung, die von Horst Bunke (Vorsitz), Mitarbeiter der Deutschen
Bücherei, und Herbert Kästner (Stellvertretender Vorsitzender),
Mathematik-Dozent an der Universität, geführt wird. Danach entwickelt
sich die organisierte Bibliophilie in Leipzig zu ungeahnten Höhen. Am
25. September gründet sich unter Beteiligung von Bertram Winde im
Plauener Klub der Intelligenz eine Pirckheimer-Gruppe, die unter Leitung
von Christoph Anstock die Sammler des Vogtlandes zusammenführt. 1981 Am
23. März eröffnet das Staatliche Museum Schloß Burgk ein
Pirckheimer-Kabinett, das sich in den folgenden Jahren durch zahlreiche
Ausstellungen und Kataloge zu einer wichtigen Institution der
Bibliophilie entwickelt. Idee und Ausführung liegen in den Händen von
Lothar Lang, der seit 1980 Direktor des Museums ist. Die erste
Ausstellung gilt Meisterwerken der Buchillustration in der DDR. Schon am
15. Juni folgt Buchkunst bei Reclam. Die Kataloge des
Pirckheimer-Kabinetts werden zu einem beliebten Sammelobjekt. Im
September wird das Jubiläum 25 Jahre Pirckheimer-Gesellschaft mit einem
Jahrestreffen in Berlin begangen. Horst Kunze zieht in seinem
Festvortrag eine positive Bilanz: Ein wesentliches Verdienst sei, „daß
Bibliophilie kein Fremdwort mehr ist, das man argwöhnisch betrachtet“.
Bruno Kaiser gibt aus Rücksicht auf seine Gesundheit den Vorsitz der
Gesellschaft ab und wird vom Präsidium des Kulturbundes zum
Ehrenvorsitzenden der Pirckheimer-Gesellschaft berufen. Den
Geschäftsführenden Ausschuß bilden Wolfram Körner (Vorsitz), die
Generaldirektorin der Deutschen Staatsbibliothek, Friedhilde Krause,
Horst Kunze, Klaus Lenk und der Kunstwissenschaftler Hartmut Pätzke. In
der Mitgliederversammlung wird Unmut über den steigenden Export von
alten Büchern und Graphik in die Bundesrepublik laut. Das Angebot in den
meist staatlichen Antiquariaten ist deshalb immer kümmerlicher. Eine
Ausstellung würdigt das Pirckheimer-Jubiläum, andere zeigen
Kostbarkeiten der Deutschen Staatsbibliothek und Ärzte-Exlibris
(Marginalien, 1981, H. 84; 1982, H. 88). Am 21. November findet in
Dresden das erste Bezirkstreffen statt, auf dem eine Bezirksorganisation
Dresden ins Leben tritt. Ihr Vorsitzender wird der Buchhändler, Antiquar
und Graphiksammler Manfred Artur Fellisch, der im Januar dieses Jahres
schon die Radebeuler Gruppe aus den Händen von Fritz Treu übernommen hat
(Marginalien, 1982, H. 86). Die drei Nordbezirke Rostock, Schwerin und
Neubrandenburg veranstalten ihr erstes gemeinsames Jahrestreffen, das
bis Ende der achtziger Jahre zu einer Institution wird. Auf Initiative
der Rostocker Pirckheimer-Gruppe ist im vergangenen Jahr unter der
Leitung von Johannes Lischke eine Bezirksgruppe gegründet worden, der es
in den kommenden Jahren gelingt, weitere Ortsgruppen in Stralsund,
Wismar und Greifswald zu bilden. Eine Sammlergemeinschaft „Küste“ wird
unter Anteilnahme der Rostocker Pirckheimer-Freunde eingerichtet, die
bald 250 Mitglieder in allen Landesteilen hat. Ziel ist die Vermittlung
von neuen Graphikeditionen (Marginalien, 1986, H. 102). Die neu
entstandene Bezirksgruppe Gera trifft sich auf Schloß Burgk zum ersten
Jahrestreffen. 1982 Wieder gibt eine Internationale
Buchkunst-Ausstellung Anlaß zu einem Jahrestreffen in Leipzig, vom 14.
bis 16. Mai. Veranstaltungen zu Bernhard Heisigs Faust-Illustrationen
und zur Editionsfolge Leipziger Bilderbogen machen mit neuen Aspekten
der Leipziger Buchkunst bekannt. Albert Kapr spricht über Buchkunst auf
der iba und Dieter Gleisberg über Max Klinger (Marginalien, 1983, H.
89). Neben einer Mappe mit Graphik zur Literatur von Leipziger Künstlern
wie Egbert Herfurth, Karl-Georg Hirsch, Christa Jahr, Heiner Vogel und
Volker Wendt erhalten die 412 Teilnehmer einen Sonderdruck des
Reclam-Verlages, mit dem Hans Marquardt für die neue eingerichtete
Dürer-Presse wirbt. Marquardt läßt in den kommenden Jahre weitere
Sonderdrucke folgen, teilweise mit beigelegten Originalgraphiken. In der
Deutschen Bücherei zeigen die Leipziger Pirckheimer die Ausstellung
Sammlerfreuden. Am 20. Mai 1982 konstituiert sich im Frankfurter Klub
„Johannes R. Becher“ eine Bezirksgruppe Frankfurt (Oder), die von dem
Mitarbeiter des Bezirksmuseums Horst-Jürgen Schmidt (Vorsitz) und dem
Buchhändler Hans-Jürgen Rehfeld geführt wird. Am 17. Juni bildet sich in
Stralsund unter der Leitung von Gisela Klostermann, Wissenschaftlicher
Mitarbeiterin im Stadtarchiv, eine Pirckheimer-Gruppe. Am ersten Abend
spricht Konrad Kratzsch über Goethe und die Weimarer Republik
(Marginalien, 1983, H. 89, und 1998, H. 149). 1983 Die Jahrestreffen
werden zunehmend ein logistisches Problem. In der DDR gibt es zu wenig
Hotels mit zu wenig Betten, die fast immer belegt sind. So muß die
Teilnehmerzahl des Treffens in Potsdam vom 14. bis 16. Oktober auf 200
begrenzt werden. Die Festvorträge gelten den Neuruppiner Bilderbogen
(Lisa Riedel, Museumsdirektorin in Neuruppin) und dem unverkennbar
preußischen Thema Alte deutsche Militärliteratur (Helmut Schnitterer,
Oberstleutnant vom Militärgeschichtlichen Institut). Das Potsdamer
Antiquariat eröffnet am Sonntag früh zu einem gut ausgestatteten
Sonderverkauf. Lange vor Beginn bildet sich eine Schlange von
„erheblicher Stärke“ (Marginalien, 1984, H. 95). In Bautzen nimmt am 15.
Juni ein Kreisverband die Arbeit auf, der sich vor allem der Pflege und
Bewahrung des sorbischen Buches annimmt. Die Gruppe steht in engem
Kontakt zum „Museum für sorbisches Schrifttum“ und zum Domowina Verlag.
Die Cottbuser Bezirksorganisation zieht nach fünf Jahren Bilanz: Aus
zehn Mitgliedern sind inzwischen 60 geworden. 54 Abende, zwei
Graphikmappen, die Faksimileausgabe der 1787 erschienenen Gesammelten
Nachrichten zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Cottbus und ein
Katalog zur Ausstellung Akt-Exlibris zeugen von einer regen Arbeit. Die
Ausstellung im Schloß Branitz mit 300 Exlibris aus dem Besitz der
Sammler Albrecht Scholz und Axel Leier wurde von 5000 Besuchern gesehen
(Marginalien, 1982, H. 88). Am 16. November folgt die VI. Cottbuser
Buch- und Graphikauktion (Marginalien, 1982, H. 89). Nachdem es bereits
in Thüringen und Mecklenburg Treffen im Rahmen der alten Landesgrenzen
gibt, veranstalten am 17. September erstmals die sachsen-anhaltischen
Bezirksgruppen den ersten Magdeburgisch-Halleschen Pirckheimer-Tag, dem
bis 1993 zehn weitere folgen werden (Marginalien, 1984, H. 94). In
Rudolstadt stellt sich eine Pirckheimer-Gruppe mit einer Ausstellung zur
graphischen Technik des Holzschnitts in der Kulturbund-Galerie „Heinrich
Cotta“ vor. Zu sehen sind vom 4. November bis 2. Dezember Arbeiten von
Gerhard Altenbourg, Karl-Georg Hirsch, Günter Huniat, Wolfgang
Mattheuer, Harald Metzkes, Wilhelm Rudolph, Werner Wittig und anderen
aus dem Besitz von Mitgliedern (Marginalien, 1983, H. 89). In Berlin
übernimmt am 20. Januar der Kunsthistoriker Hartmut Pätzke die Leitung
der Pirckheimer-Gruppe (Marginalien, 1983, H. 90). 1984 In Wismar nimmt
am 18. Mai eine Pirckheimer-Gruppe von acht Mitgliedern die Arbeit auf
(Marginalien, 1984, H. 93). In Wittenberg veranstaltet eine
Pirckheimer-Gruppe am 10. April ihren ersten Abend. Rainer Behrends
(Kustos der Universität Leipzig) spricht über das Fest-Epistolar
Friedrichs des Weisen, soeben nach dem Original der Wittenberger
Schloßkirche bei Edition Leipzig in Faksimile erschienen (Marginalien,
1984, H. 95). Elke Stiegler, Mitarbeiterin der Lutherhalle, leistet in
den kommenden Jahren die Hauptarbeit, unterstützt von Hansjürgen Schulz,
Direktor des Evangelischen Predigerseminars, und seiner Frau Erika,
Bibliothekarin des Predigerseminars Wittenberg. Das Jahrestreffen findet
vom 25. bis 27. Mai in Cottbus statt. Neben vielen Besichtigungen,
Ausstellungen zum Exlibris im Bezirk Cottbus und zu Sammlungen
Cottbusser Mitglieder gibt es Diskussionen in Arbeitsgruppen und
Festvorträge zum sorbischen Buch (Peter Mahling vom Institut für
sorbische Volksforschung), zur Kunst des Exlibris (Lothar Lang) und zu
einem Gemälde von Carl Blechen im Schloß Branitz (Lothar Brauner). Trotz
dieses reichhaltigen Programms resümiert die Chronistin, daß die Buch-
und Graphikauktion das „spannendste Ereignis“ war (Marginalien, 1984, H.
96). Die Teilnehmer erinnern sich noch Jahre später an die Festtafel.
Auszubildende haben als Gesellenstück ein aufwendiges Büfett mit vielen
Darstellungen nach der Natur arrangiert. Den Höhepunkt des bibliophilen
Jahres bildet der XX. Internationale Exlibris-Kongreß, der vom 25. bis
28. August von der Pirckheimer-Gesellschaft in Weimar ausgerichtet wird.
Lothar Lang begrüßt als Präsident der F.I.S.A.E. 293 Teilnehmer aus 19
Ländern. Der Kulturbund finanziert großzügig alle Projekte. Mehrere
Ausstellungen und Vorträge künden vom regen Exlibris-Leben in der DDR,
so die Expositionen Die Kunst des Exlibris in der DDR aus den Beständen
des Staatlichen Museums Schloß Burgk, Exlibris in Dresden von 1900 bis
1930 und Ärzte-Exlibris 1900 bis 1930 aus den Sammlungen des Dresdner
Pirckheimer-Freundes Albrecht Scholz und seiner Frau Ingrid sowie die
Älteste deutsche Exlibris-Sammlung aus dem Besitz des Berliner
Pirckheimer-Freundes Bernhard Stübner. Eine Busfahrt führt nach Schloß
Burgk, wo die Ausstellung Exlibris vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart
zu sehen ist, eine zweite nach Eisenach zur Wartburg. Auf der Rückfahrt
von dort wartet im Schlößchen Molsdorf auf die Exlibris-Freunde eine
Ausstellung von 200 meist erotischen Exlibris von Franz von Bayros.
Dresden hat wieder einen eigenen Graphik-Markt, der sich schnell zu
einem bedeutenden Ereignis im bibliophilen Jahr entwickelt und bis heute
eine Institution geblieben ist. Eine Arbeitsgruppe der
Pirckheimer-Gesellschaft und der Hochschulgruppe des Kulturbundes unter
Leitung von Glaubrecht Friedrich (Kupferstich-Kabinett Dresden), mit
Andreas Dehne, Norbert Köppe, Gerhard Tietze, Claus Weidensdorfer und
Carola Zsolna, richtet diesen Markt am 3. und 4. November in der Mensa
der Medizinischen Akademie aus. Die 2000 Besucher haben einige begehrte
Blätter schon nach 15 Minuten aufgekauft (Marginalien, 1985, H. 99). Aus
der Organisation der Radebeuler Graphikmärkte, die von der Stadt weiter
veranstaltet werden, hat sich die Pirckheimer-Gruppe nach
Meinungsverschiedenheiten über die Graphikauswahl zurückgezogen. Der
erste Druck der Berliner Graphikpresse erscheint: Hans Vent, Zehn
Radierungen, mit einem Text von Gudrun Schmidt, von Manfred Wolf und
Dieter Béla in 50 Exemplaren gedruckt im Auftrag der
Pirckheimer-Gesellschaft. Bis zum Ende der DDR erscheinen vier weitere
Drucke, zwei Mappen von mehreren Künstlern und Zyklen von Klaus Magnus
und Nuria Quevedo, durchweg mit Originalgraphiken, für die die
Pirckheimer-Gesellschaft verantwortlich zeichnet. Initiatoren sind Peter
Röske und Ekkehard Hellwich. Hans-Joachim Walch, Künstlerischer Leiter
des Insel-Verlages, übernimmt mit Heft 95 die Gestaltung der Zeitschrift
Marginalien und führt sie nach dem Konzept des verstorbenen Horst-Erich
Wolter fort. 1985 In Halle übernimmt am 1. April der Kunsthistoriker
Hans-Georg Sehrt den Vorsitz der Bezirksgruppe (Marginalien, 1985, H.
99). Die Leipziger Pirckheimer-Gruppe publiziert in enger Zusammenarbeit
mit dem Holzstecher Karl-Georg Hirsch das erste Heft der Reihe 24 x 34.
Blätter zu Literatur und Graphik, mit dem die rege Herausgabe
bibliophiler Drucke in Leipzig ihren Anfang nimmt: Walther Petri, Zwei
Gedichte, mit einer Schablithographie von Rolf Münzner. Um das
staatliche Genehmigungsverfahren zu umgehen, werden nur 50 Exemplare
gedruckt – Künstlerdrucke bis zu dieser Auflagenhöhe sind von der
Vorzensur freigestellt. Die ersten fünfzehn Hefte erscheinen bei der
Ortsgruppe Leipzig der Pirckheimer-Gesellschaft, die zweiten fünfzehn
bis zum Jahr 2000 beim Leipziger Bibliophilen-Abend, alle herausgegeben
von Herbert Kästner. Die zum Jahrestreffen in Tabarz (Thüringen) vom 12.
bis 14. April angereisten Teilnehmer müssen erfahren, daß der Gastgeber,
der Schriftsteller Franz Hammer, kurz vor der Tagung gestorben ist. Er
hat alles so gut vorbereitet, daß das Programm in seinem Sinne ablaufen
kann. Eine Exkursion führt nach Gotha zum Schloß Friedenstein und der
Schloßbibliothek. Die Vorträge halten der Verleger Elmar Faber, der über
40 Jahre Kulturbund und 40 Jahre Aufbau-Verlag spricht, und der
Lektoratsleiter im Aufbau-Verlag Gotthard Erler, der über die
Kulturlandschaft Thüringen referiert. Zu einer Veranstaltung findet sich
überraschend, aus strömendem Regen auftauchend, ein Herr Imhoff ein,
Thüringer Nachfahre der Frau von Willibald Pirckheimer, und wird mit
großem Applaus empfangen. Am 8. Juli stirbt Franz Fühmann. Seit 1961
Mitglied der Gesellschaft, war er 1981 zu einer Lesung aus Anlaß des
Jubiläums 25 Jahre Pirckheimer-Gesellschaft eingeladen worden. In seiner
Absage scherzte er, er habe sich die Fünfzigjahrfeier vorgemerkt: „so
long“ (Marginalien, 1984, H. 96). 1986 Am 29. Januar begeht die
Pirckheimer-Gesellschaft in der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin ihr
dreißigjähriges Gründungsjubiläum mit einer großen Ausstellung Freude an
Buch und Graphik. Ende des vergangenen Jahres zählte sie 1080
Mitglieder. Die Dresdner Pirckheimer treffen sich am 31. Mai zu ihrem
zweiten Bezirkstreffen. Seit dem letzten Treffen (1981) fanden im Bezirk
60 Veranstaltung statt, davon 40 in Dresden und Radebeul, nur eine
geplante Zusammenkunft fiel aus (Marginalien, 1986, H. 104). Die
Leipziger Gruppe zeigt in der Deutschen Bücherei eine stark beachtete
Jubiläumsausstellung 30 Jahre Pirckheimer-Gesellschaft – 30 Jahre
Bezirksgruppe Leipzig mit Exponaten aus den Sammlungen von Mitgliedern.
Wie in anderen Fällen auch, gilt das Jahrestreffen vom 5. bis 7.
September einer noch jungen Regionalgruppe. Frankfurt (Oder), seit
langem vor allem Industriestadt, hat eine bedeutende kulturelle
Geschichte, die im wesentlichen durch die hier bis 1811 angesiedelte
brandenburgische Universität begründet war. Vorträge von Conrad Grau
(Akademie der Wissenschaften Berlin) über die Geschichte der „Viadrina“
und von Hans-Erich Teitge über den Frankfurter Buchdruck im 16.
Jahrhundert erinnern daran. Hans-Jürgen Rehfeld hat dazu eine
eindrucksvolle Ausstellung mit Frankfurter Frühdrucken im Stadtarchiv
vorbereitet. Neben anderen Besichtigungen finden das Kleist-Museum und
die Stiftskirche in Neuzelle das Interesse der Teilnehmer. 1987 Das
Jahrestreffen in Dresden vom 11. bis 13. Dezember wird von Jürgen
Kuczynski mit einer Plauderei Jahre mit Büchern eröffnet. Der
„linientreue Dissident“, wie er sich nach dem Ende der DDR nennt,
erlaubt sich besonders seit Anbruch der Gorbatschow-Ära manchen
politischen Seitenhieb gegen Verkrustungen und Langeweile im Land. Auch
die Lesungen mit Wulf Kirsten und Jürgen Rennert führen hin zu
kritischen Gesprächen über den gesellschaftlichen Zustand. Zwei
Kataloge, in der Regie der Pirckheimer-Gesellschaft Berlin und der
Bezirksgruppe Dresden entstanden, werden überreicht: Martin Erich
Philipp (1887-1978). Das druckgraphische Werk und Dresdner Exlibris
heute (Marginalien, 1988, H. 111). In Cottbus übernimmt am 20. Januar
Gerd Lenke den Vorsitz der Bezirksorganisation (Marginalien, 1987, H.
106). Die Pirckheimer-Gruppe Gera veröffentlicht einen von Jens Henkel
herausgegebenen Pressendruck Türen mit Lithographien und Serigraphien
von Steffen Vollmer und Texten von Jörg Kowalski (Marginalien, 1988, H.
112). In Berlin gründet sich anläßlich des 750jährigen Stadtjubiläums
ein Freundeskreis Miniaturbuch, dem bald auch Pirckheimer-Freunde
angehören. 1988 Die Pirckheimer-Gesellschaft kündigt für 1990 ein
Jahrbuch Sibi et amicis an, das in loser Folge alle drei bis fünf Jahre
Studien zu Buchkunst, Bibliophilie und Buchwissenschaft veröffentlichen
soll. Die Idee stammt von Horst Kunze, die Redaktion übernimmt der
Leipziger Buchwissenschaftler Reimar Riese (Marginalien, 1988, H. 111).
Das aufwendig vorbereitete Projekt wird in den Strudel der deutschen
Einheit geraten und aufgegeben werden. Die Autoren des fast
fertiggestellten ersten Bandes werden immerhin vom Verlag Rütten &
Loening Abstandshonorare erhalten. Viele Manuskripte gehen in das 1991
vom Leipziger Arbeitskreis Geschichte des Buchhandels erstmals
herausgegebene Leipziger Jahrbuch für Buchgeschichte ein. Auf den
Veranstaltungen zu den „Schönsten Büchern des Jahres“ werden zunehmend
Klagen über die schlechte Qualität der Bücher laut, so im März in
Leipzig. Albert Kapr rügt die abnehmende Papierqualität und
Druckschwankungen (Marginalien, 1988, H. 111). Nach dem Tod von Horst
Bunke übernimmt Herbert Kästner die Leitung der Leipziger Pirckheimer.
Horst Hussel gibt im Auftrag der Pirckheimer-Gesellschaft eine
originalgraphische Mappe Alexander Olbricht, Sieben Radierungen aus
Weimar, heraus. Der Druck erfolgt aus dem Nachlaß des Künstlers von den
unverstählten Platten in einer Auflage von 150 Exemplaren (vgl.
Veröffentlichungen und Gaben der Pirckheimer-Gesellschaft). Vom 11. bis
13. November treffen sich die Pirckheimer in Wolgast, um unter dem
Generalthema Exlibris ihre Jahrestagung abzuhalten. An die Ostsee hat
sie die Ratsvorsitzende des Kreises gelockt, die in der Presse las, daß
die Pirckheimer-Gesellschaft im Harz keine Unterbringung gefunden habe.
Horst Schmidt, der schon das Treffen in Frankfurt (Oder) organisierte
und inzwischen Museumsleiter in Wolgast ist, sorgt für einen
reibungslosen Ablauf. Vorträge und Ausstellungen machen mit dem
Exlibriswerk von Bruno Héroux, David Bekker (Odessa) und dem Motiv „Das
Urteil des Paris“ im Exlibris bekannt. Das Lindenantiquariat Berlin hat
ein Angebot an antiquarischen Bücher herbeigeschafft, das zum Leidwesen
der Interessenten heftiges Gerangel auslöst. Die Tauschbörse, Höhepunkt
von Exlibristreffen, verläuft dagegen matt. Erfreut sind die Teilnehmer
dagegen über die Führungen durch Bibliotheken und Baudenkmale in Wolgast
und Greifswald (Marginalien, 1989, H. 115). Zum Jahresende zählt die
Gesellschaft 1145 Mitglieder (Pirckheimer-Archiv, Nr. 98). 1989 Das
Jahrestreffen findet vom 26. bis 28. Mai in Leipzig statt, wo zu dieser
Zeit die iba ihre Tore geöffnet hat und Anlaß zu zahlreichen
Besichtigungen und Gesprächen in den Sonderausstellungen bietet. Von der
allgemeinen Lethargie im Land haben sich die organisierenden Leipziger
Pirckheimer-Freunde nicht beeindrucken lassen: Die vielen Angebote kann
der Chronist in den Marginalien kaum bewältigen. Die Gaben für die
nahezu 400 Teilnehmer sind durch die Mithilfe der Leipziger Verlage und
der Deutschen Bücherei besonders reichhaltig, darunter die
Faksimile-Ausgabe der Handzeichungen und Gedichte von Erich Mühsam nach
dem Original aus dem Besitz von Theo Pinkus und die Monographie Schrift-
und Buchkünstler Albert Kapr von dem kurz zuvor gestorbenen Vorsitzenden
der Leipziger Pirckheimer-Gruppe Horst Bunke. Mehrere Veranstaltungen
belegen die enge Verbundenheit der Leipziger Bibliophilen zur Hochschule
für Graphik und Buchkunst: So führt Albert Kapr in die Ausstellung
Kalligraphische Expressionen mit Arbeiten von zwölf Schriftkünstlern der
DDR ein und stellen Renate Hartleb und Anneliese Hübscher die
Ausstellung Die Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig 1945-1989
vor. Große Beachtung findet die Schau Leipzig – Stadt des Buches und der
Buchkunst in der Hörsaal-Galerie der Universität, in der Leipziger
Pirckheimer Schätze aus ihren Sammlungen zeigen (Marginalien, 1990, H.
117). Auf der iba erhält ein Pressendruck der Pirckheimer-Gruppe Gera
eine Goldmedaille: Schwarz angesagt & andere bestechende Gefühle, mit
Texten von Matthias Biskupek und Holzstichen von Karl-Georg Hirsch,
gestaltet von Gert Wunderlich (Marginalien, 1990, H. 117). Der
Herausgeber Jens Henkel veröffentlicht die geplanten weiteren Drucke ab
1990 in dem von ihm gegründeten Verlag burgart-presse. Im Mai 1989
besuchen Wolfram Körner und Hartmut Pätzke den Berliner Bibliophilen
Abend im Westteil von Berlin. Im Hause des Vorsitzenden Dieter Lemhoefer
spricht Pätzke über Eduard Fuchs. Während in Berlin Demonstranten gegen
die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR auf die Straße ziehen,
veranstalten die Exlibris-Sammler vom 6. bis 8. Oktober den ersten
Exlibris-Tag auf Schloß Burgk. Unter den 100 Teilnehmern befinden sich
auch zahlreiche ausländische Gäste aus Österreich, den Niederlanden und
der Sowjetunion. Unter dem Motto „Ein gutes Exlibris rettet jeden Namen
für den Himmel“ stellen Sammler ihre Blätter vor, tauschen und
diskutieren mit Albrecht Scholz, Egbert Herfurth und Detlef Olschewski
über das Exlibris-Sammeln. Lothar Lang und die Mitarbeiter führen durch
die wachsende Exlibris-Sammlung des Museums, die erst wenige Jahre zuvor
durch die umfangreiche Schenkung des Sammlers Paul Heinicke begründet
wurde (Marginalien, 1990, H. 117). Geplante Folgeveranstaltungen
unterbleiben nach dem Ende der DDR. Nach Beratungen im Vorstand am 15.
November setzt Wolfram Körner einen Forderungskatalog auf, den er im
Namen der Pirckheimer-Gesellschaft an Kulturbund, Volkskammer und
verschiedene andere Institutionen und Parteien schickt. Im apodiktischen
Ton der Zeit wird gefordert, den einseitigen Transfer von Sammlungsgut
nach dem Westen zu stoppen, die Bibliotheken besser auszustatten, die
Enteignungen von Kunstsammlern einzustellen und die Bevormundung der
Pirckheimer-Gesellschaft durch den Kulturbund zu beenden. Im
Rundschreiben des Vorstandes vom 15. Dezember wird die Frage
aufgeworfen, ob die Pirckheimer-Gesellschaft unter dem Dach des
Kulturbundes bleiben soll. 1990 Hartmut Pätzke trägt in den Marginalien
(1990, H. 118) den Unmut vieler Sammler über die Machenschaften des
Staatlichen Kunsthandels der DDR vor und prangert die Quasienteignungen
von Kunstsammlern durch die Kunst & Antiquitäten GmbH in Mühlenbeck
unter Oberhoheit von Alexander Schalck-Golodkowski an. Am 15. Februar
finden sich zahlreiche Pirckheimer-Freunde zu einer Außerordentlichen
Mitgliederversammlung in Berlin zusammen, um über die Zukunft der
Gesellschaft zu beraten. Neben vielen Klagen über die gesellschaftlichen
Kalamitäten kommt es auch zu scharfen Angriffen gegen den Kulturbund und
den Vorstand der Gesellschaft. Die Versammlung beschließt die Trennung
vom Kulturbund; die Pirckheimer-Gesellschaft bleibt aber korporatives
Mitglied des reformierten Kulturbundes. Die Zusammensetzung des
Vorstands wird schließlich nicht geändert. Am 30. und 31. März tagt die
Maximilian-Gesellschaft in Berlin. Eine gemeinsame Veranstaltung mit der
Pirckheimer-Gesellschaft, schon vor der Wende geplant, findet in der
Deutschen Staatsbibliothek Unter den Linden statt: Günter Grass liest
aus seinem Werk Zunge zeigen und stellt sich anschließend der Diskussion
inmitten einer Verkaufsausstellung seiner Originalgraphik, zu der Hans
Marquardt eine Einleitung gibt. Horst Kunze moderiert ein Gespräch mit
Klaus Ensikat (Sächsisches Tageblatt, 16. April 1990) Die Maximilianer
empfangen die Pirckheimer auch zu ihrem Festessen. Am 18. Juni stellt
Dieter Lemhoefer, Vorsitzender des Berliner Bibliophilen Abends, seine
Vereinigung im Rahmen eines Berliner Pirckheimer-Abends vor. Er wie eine
Reihe anderer BBA-Mitglieder treten der Pirckheimer-Gesellschaft bei,
wie umgekehrt Pirckheimer-Freunde bald zu den aktiven Mitgliedern des
BBA gehören (Marginalien, 1991, H. 122). Die Leipziger
Pirckheimer-Gruppe veröffentlicht den ersten von Gert Wunderlich
gestalteten Leipziger Druck: Rote Wut und schwarze Galle. Karl-Georg
Hirsch hat darin alte und neue Texte zur Lage der Nation mit originalen
Holzstichen illustriert. Die Pressendruck-Reihe, die Herbert Kästner
herausgibt, wird vom wieder gegründeten Leipziger Bibliophilen-Abend
fortgesetzt. Am 26. Juni konstituiert sich die Pirckheimer-Gesellschaft
als Verein nach Bürgerlichem Gesetzbuch. Ende Juli zieht das Büro von
der Hessischen Straße in das Haus des Kulturbundes, Otto-Nuschke-Straße
(bald wieder Jägerstraße), um. Die Sekretärin wird vom Kulturbund
gekündigt und wechselt kurzfristig in eine neue Stelle. Am 29. September
tagt in Berlin eine Außerordentliche Mitgliederversammlung, die eine
überarbeitete Satzung beschließt und einen neuen Vorstand wählt, dem
Wolfram Körner (Vorsitz), Herbert Kästner (Stellvertretender
Vorsitzender), Horst Knebusch (Schatzmeister) und Hartmut Pätzke
(Schriftführer) angehören. Der Vorstand hat das für Magdeburg und
Wolfenbüttel geplante Jahrestreffen in diesem Jahr abgesagt, weil zu
wenige Anmeldungen eingegangen sind. Die Gesellschaft zählt nach dem
Beitritt von etwa 40 Mitgliedern aus dem Westen Deutschlands,
einschließlich Berlin, 1250 Mitglieder. Der Mitgliedsbeitrag wird für
1991 auf 120 DM, für Studenten, Rentner und Arbeitslose auf 80 DM
festgesetzt (Marginalien, 1991, H. 121). Zum Jahreswechsel kommt es zu
massenhaften Austritten. Viele Mitglieder sehen nach der Entlassung oder
Versetzung in den Vorruhestand sorgenvoll in die Zukunft. Andere
orientieren sich beruflich und privat neu, wollen reisen oder anderen
lange entbehrten Vergnügungen nachgehen, so daß in ihrem Leben für die
Bibliophilie kein Platz mehr bleibt. Am 1. Juli eröffnen Ekkehard
Hellwich und Peter Röske die Galerie der Berliner Graphik-Presse, die
nach sechs Drucken unter dem Dach der Pirckheimer-Gesellschaft die
Berliner Graphikpresse selbständig weiterführt (Marginalien, 1991, H.
120). 1991 Am 8. Januar gründet sich der Leipziger Bibliophilen-Abend
neu, von 1904 bis 1933 eine der bedeutendsten Bibliophilenvereinigungen
Deutschlands. Er tritt auch das Erbe der Pirckheimer-Bezirksgruppe an,
das in der Schrift 35 Jahre Bibliophilie in Leipzig (1991) bilanziert
wird. Die Vorstandsmitglieder der Pirckheimer-Gruppe werden zum Vorstand
des neuen Vereins gewählt. Beim Vorstand der Gesellschaft in Berlin ist
man mehrheitlich gegen die Ausgründung, weil durch sie die Gesellschaft
geschwächt zu werden scheint. Doch der LBA bleibt der
Pirckheimer-Gesellschaft eng verbunden, wie auch die meisten seiner
Mitglieder weiterhin dem alten Verein treu bleiben. Der LBA zeichnet
sich künftig durch eine unübertroffene Zahl qualitativ hochwertiger
Drucke aus. Am 27. Januar tagen auf Initiative von Ute Wermer und
Alexander Kerrutt in der Galerie Bellevue (Berlin-Tiergarten) erstmals
nach 50 Jahren 25 Berliner Exlibris-Freunde aus West und Ost gemeinsam –
Mitglieder der Deutschen Exlibris-Gesellschaft, der
Pirckheimer-Gesellschaft und des Berliner Bibliophilen Abends
(Marginalien, 1991, H. 121). Daraus wird eine Tradition jährlich
ausgerichteter Exlibris-Treffen, meist zum Jahresende veranstaltet von
Rainer Kabelitz. Neben kleinen Ausstellungen steht der Tausch von
Blättern im Mittelpunkt. Im Haus Kulturbundes in der Jägerstraße findet
im Herbst der 17. und letzte Berliner Graphikmarkt statt, veranstaltet
von der Galerie der Graphikpresse nur noch in Zusammenarbeit mit der
Pirckheimer-Gesellschaft. Der Massenansturm ist Geschichte. Im Osten
Berlins gibt es mittlerweile viele neue Galerien, die wie die
zahlreichen Geschäfte im Westteil der Stadt um Kunden werben. Die
Galerie zählt die von ihr in den eigenen Räumen veranstalteten
Graphikmärkte in den folgenden Jahren weiter und hält an dem Schwerpunkt
Kunst aus den neuen Bundesländern fest (Marginalien, 1996, H. 141). Am
14. Juni gründet sich die Gesellschaft der Stralsunder Buch- und
Graphikfreunde e.V., die unter dem Vorsitz von Gisela Klostermann das
Erbe der Pirckheimer-Gruppe Stralsund antritt. Bald gehören ihr rund 50
Mitglieder an, die fast alle nicht mehr Mitglied der
Pirckheimer-Gesellschaft sind. Stralsund ist immerhin die einzige
bibliophile Gruppe aus dem früheren Bezirk Rostock, die die Zeitenwende
überlebt (Marginalien, 1998, H. 149). 1992 Am 21. März kommen im jetzt
Club von Berlin genannten Kulturbundhaus, Jägerstraße 2-3, die
Mitglieder zusammen, um die vom Amtsgericht beanstandete Satzung in
überarbeiteter Form zu verabschieden. (Am 14. September kann dann
endlich die Prozedur der Überführung in die nach Bürgerlichem Recht
notwendige Organisationsform durch den Eintrag ins Vereinsregister
abgeschlossen werden.) Die Mitgliederversammlung wählt einen neuen
Vorstand, dem Wolfram Körner (Vorsitzender), der Historiker WK (Stellvertretender Vorsitzender), der Bauunternehmer Adolf
Jahneke (Schatzmeister), Hartmut Pätzke (Schriftführer), der Angestellte
Rainer Kabelitz und Herbert Kästner angehören (Marginalien, 1992, H.
127). Erstmals seit 1989 findet vom 17. bis 18. Oktober in Berlin und
Potsdam wieder ein Jahrestreffen statt, zu dem sich rund 140 Mitglieder
und Angehörige einfinden. Als Gabe wird die Mappe mit vier Graphiken
gereicht, die zum abgesagten Jahrestreffen 1990 schon fertig vorlag. Den
Festvortrag hält Richard Landwehrmeyer, erster Generaldirektor der
vereinigten Staatsbibliothek zu Berlin, über die schwierige
Zusammenführung der beiden Häuser in Ost und West. Höhepunkt ist die
Besichtigung der Bibliothek Friedrichs II. im Schloß Sanssouci, zu der
Hans-Joachim Giersberg, Generaldirektor der Staatlichen Schlösser und
Gärten, die Teilnehmer empfängt. Mehrere Mitglieder haben kleine
Ausstellungen vorbereitet. Ein Novum stellt ein bibliophiler Basar dar,
auf dem Antiquare, Pressen, Verlage und auch Sammler Bücher und Graphik
zum Kauf anbieten (Marginalien, 1993, H. 129). Nach dem Tod von
Hans-Joachim Walch (1991) hat Heinz Hellmis, der frühere Künstlerische
Leiter des Aufbau-Verlages, die Gestaltung der Marginalien übernommen
und überrascht die Leser ab Heft 125 (1992) durch eine großzügige neue
Gestaltung. Eine Serie von kleinen Porträts in den Marginalien (ab Heft
125) stellt neue Verlage aus den fünf neuen Bundesländern vor. Auch
durch mehrere Beiträge von Paul Ritter über Frans Masereel mit zwei
originalgraphischen Beilagen (1992, H. 127 und 128) wird der
Marginalien-Jahrgang besonders attraktiv und trägt viel zur Besinnung
der Pirckheimer-Gesellschaft auf ihre Kräfte bei. 1993 Das Jahrestreffen
vom 15. bis 16. Mai führt die Teilnehmer nach Nürnberg und auf die
Spuren des Namenspatrons Willibald Pirckheimer. Konrad Kratzsch
referiert über Hartmann Schedel und seine Weltchronik, Eduard Isphording
breitet im Germanischen Nationalmuseum Pressendrucke aus und Rudolf Rieß,
der für die Teilnehmer ein Holzschnitt-Exlibris angefertigt hat, führt
durch seine Werkstatt. In diesem Jahr hat die Gesellschaft mit 440
Mitgliedern ihren geringsten Mitgliederstand seit der Gründungszeit
erreicht (Marginalien, 1998, H. 3). Doch die Rubrik „Neue Mitglieder“ in
den Marginalien zeigt, daß kontinuierlich neue Mitglieder besonders aus
den alten Ländern gewonnen werden und auch viele ehemalige Mitglieder
zur Gesellschaft zurückfinden. Wolfgang Rasch, Geschäftsführer der
Stiftung Buchkunst in Frankfurt am Main, präsentiert am 11. März in
Berlin und am 6. April in Leipzig erstmals wieder nach der deutschen
Einheit die „Schönsten Bücher“ des vergangenen Jahres (Marginalien,
1993, H. 131). Er wird zu einem gern gesehenen Gast in den verbliebenen
Pirckheimer-Gruppen und lockt von Jahr zu Jahr mehr Besucher an. Neben
dem Sonderfall Leipzig gibt es noch in Berlin (Berlin/Brandenburg;
Leitung: Hartmut Pätzke), Halle / Saale (Hans-Georg Sehrt), Magdeburg
(Jochen Bartels), Neubrandenburg (Gunter Ball) und Wittenberg (Elke
Stiegler, bis 1995) Pirckheimer-Regionalgruppen, die mehrere
Veranstaltungen im Jahr abhalten. Auch in Neustrelitz gibt es
Pirckheimer, die sich unabhängig von Neubrandenburg in loser Folge zu
Veranstaltungen zusammenfinden. In Dresden läuft der Graphikmarkt unter
Beteiligung der Pirckheimer-Gesellschaft weiter. 1994 Am 23. und 24.
April empfangen die Wittenberger Bibliophilen etwas mehr als 110
Mitglieder und Angehörige zum Jahrestreffen, das durch Vorträge über
Signets der Wittenberger Verleger vom 16. bis 18. Jahrhundert (Heinrich
Kühne) und Luther und das Bild (Horst Kunze) sowie den Besuch einer
Cranach-Ausstellung, der Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars
und anderer städtischer Attraktionen gekennzeichnet ist. Im Gedächtnis
der Teilnehmer bleibt aber auch eine überaus kontroverse Diskussion in
der Mitgliederversammlung. Da Wolfram Körner aus Altersgründen für den
Vorsitz nicht mehr zu Verfügung steht – er kann aus gesundheitlichen
Gründen erstmals nicht an einem Jahrestreffen teilnehmen -, wird ein
neuer allseits akzeptierter Vorsitzender dringend gebraucht. Schon im
Vorfeld gab es deswegen Querelen, so daß mehrere Vorstandsmitglieder
nicht mehr kandidieren. Die Wahl fällt auf Michael Faber, Mitinhaber des
Verlages Faber & Faber. Ihm zur Seite stehen Wolfram Körner
(Stellvertretender Vorsitzender), der Geologe Thomas Kaemmel
(Schatzmeister), die Antiquarin Elke Stiegler (Schriftführerin) und der
Germanist Fritz Jüttner. Im September gründet die Regionalgruppe
Magdeburg einen selbständigen „Verein der Bibliophilen und
Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V. ‚Willibald
Pirckheimer‘“. Die meisten Mitglieder verlassen den alten Verein. 1995
Auf dem Jahrestreffen in Mainz am 27. und 28. Mai spricht Hans Mayer,
Nestor der Germanistik, über Wandlungen des Humanismus, frei ohne
Manuskript. Das mitlaufende Tonband faßt nicht die Länge der
improvisierten Anmerkungen, die von Sparta über Erasmus von Rotterdam
und Karl Marx bis zu Ernst Jünger, von Plato bis Mao und Khomeini
reichen. Stephan Füssel referiert unter dem Titel Gutenberg goes
electronic über die Probleme und Chancen im gerade anbrechenden
Zeitalter des Internet. Hans Ticha hat im Gutenberg-Museum eine
Ausstellung vorbereitet und erinnert sich aus diesem Anlaß an das
Büchermachen in der DDR. Eine graphische Speisekarte von ihm zählt zu
den reichhaltigen Gaben des Treffens, zu denen auch vier Drucke der
Gutenberg-Gesellschaft, von ihr gereicht, gehören. Um 30 Exemplare eines
originalgraphischen Weinetiketts von Ticha entbrennt bei der abendlichen
Versteigerung ein heftiges Bietgefecht, wobei die dazugehörige Flasche
mit bestem heimischem Riesling „Hochheimer Kirchenstück“ dankbar
mitgenommen wird (Marginalien, 1995, H. 138). Die Mainzer
Minipressen-Messe gibt reichlich Gelegenheit zu Entdeckungen und neuen
Bekanntschaften. Die Marginalien müssen in ein neues Haus wechseln. Der
Aufbau-Verlag hatte kurzfristig zum Jahresende 1994 der Zeitschrift die
Zusammenarbeit aufgekündigt. Der neue Verlag, Harrassowitz Wiesbaden,
beweist schon im ersten Jahr, daß sie wirtschaftlich weiterzuführen ist.
Aufgegeben werden muß der Bleisatz, in dem, von manchem Leser unbemerkt,
bislang jedes Heft von der Offizin Haag Drugulin vollständig gedruckt
war. Immerhin bleibt die „typographische Beilage“ erhalten, mit der
weiterhin Beispiele aus dem schier unerschöpflichen Schriftenvorrat der
Offizin vorgestellt werden. Die Herstellung liegt künftig in der Hand
von Jütte Druck Leipzig. Nach Marginalien-losen Monaten erscheinen im
letzten Drittel des Jahres in rascher Folge die fehlenden Hefte. 1996 Am
11. Mai treffen sich auf Initiative des Zürcher Pirckheimer-Freundes und
Antiquars Peter Petrej interessierte Mitglieder und der Vorstand zu
einem „Bernauer Maigespräch“, um in der märkischen Kreisstadt über die
Zukunft der Gesellschaft zu meditieren. Der Chronist (Fritz Jüttner)
hebt hervor, daß die alten Ziele auch die neuen sind: das Engagement für
das schöne alte und neue Buch, die Liebe zur Graphik, die Förderung des
Sammelns bei Offenheit für weltanschaulich verschiedene Positionen. Auch
über Nachwuchssorgen und finanzielle Nöte wird gesprochen (Marginalien,
1996, H. 143). Vom 6. bis 9. September finden sich in Berlin 127
Mitglieder und Angehörige zum Jahrestreffen ein, um ein besonders
reichhaltiges Programm zu absolvieren. Eine Lesung von Günter de Bruyn
aus seinen Memoiren, der Festvortrag von Dieter Beuermann über Leben und
Wirken des Gründervaters seiner Firma, der Nicolaischen
Verlagsbuchhandlung, Friedrich Nicolai, Werkstattgespräche mit dem
Buchbindermeister Werner G. Kießig und dem Pressen-Verleger Christian
Ewald (Katzengraben-Presse) bleiben ebenso in Erinnerung wie Besuche von
zahlreichen Museen und Ausstellungen. Michael Faber gibt schon nach
einer Amtszeit den Vorsitz wieder ab, weil er als Mitinhaber seines
Leipziger Verlages beansprucht wird und es zu Spannungen mit dem
Berliner Pirckheimer-Büro gekommen war. Den neuen Vorstand mit Bertram
Winde (Physiker, Stellvertretender Vorsitzender), Konrad Hawlitzki
(Bibliothekar, Schriftführer) und Thomas Kaemmel (Geologe,
Schatzmeister) führt der Kunsthistoriker Hartmut Pätzke, zugleich
Vorsitzender der Berlin-Brandenburger Gruppe (Marginalien, 1996, H.
144). Während der Turbulenzen nach dem Ende der DDR hat er sich
Verdienste um den Erhalt der Gesellschaft erworben. Nach langer Zeit
erhalten die Pirckheimer wieder eine selbstverlegte Jahresgabe: Dieter
Hoffmann, Glockenspeise. Gedichte. Mit Zeichnungen von Gerhard Kettner.
Der Dresdner Künstler zeichnete seine Illustrationen in das Manuskript,
das ihm der Freund aus Frankfurt am Main gesandt hatte. Da Kettner
inzwischen gestorben ist, erscheint das Buch nur mit den
Kugelschreiber-Skizzen – „Einübungen und Annäherungen, nichts
Endgültiges“, wie der Herausgeber Lothar Lang schreibt. 1997 Das
Jahrestreffen findet vom 19. bis 21. September in Helmstedt und
Wolfenbüttel statt, wo 112 Teilnehmer niedersächsische Bücherschätze
kennenlernen. In Helmstedt führt der Lokalpatriot Rolf Volkmann durch
Geschichte und Gegenwart der früheren Universitätsstadt mit vielen
Denkmälern einstiger Größe, darunter einer ansehnlichen
Universitätsbibliothek mit wertvollen Drucken von der Reformation bis
zur Aufklärung. Für Wolfenbüttel mit Lessings Wohnhaus und den
einmaligen Sammlungen der Herzog August Bibliothek, den
spätmittelalterlichen Handschriften, den Malerbüchern und vielem
anderen, bleibt nur allzu wenig Zeit (Marginalien, 1997, H. 148). 1998
Mit Heft 150 verabschiedet sich Lothar Lang nach jahrzehntelanger
Wirkungszeit aus der Redaktion der Marginalien. Er übergibt am 7. Juli
sein Amt dem Germanisten Carsten Wurm, der überwiegend skeptisch
aufgenommen wird. Ihm zur Seite steht weiterhin das erfahrene
Redaktionskollegium mit Herbert Kästner, Wolfram Körner, Friedhilde
Krause, Horst Kunze und Hartmut Pätzke. In Halle übernimmt Wolfgang
Kirsch, der schon einmal den Vorsitz innehatte, die Leitung der
Pirckheimer-Gruppe und organisiert in den kommenden fünf Jahren eine
große Zahl von Vortragsabenden, Ausstellungsbesuchen und Exkursionen.
Das Jahrestreffen vom 19. bis 21. September gilt der bibliophilen
Erkundung von Lübeck und Hamburg. In Lübeck wandeln die Teilnehmer
natürlich auf den Spuren der Familie Mann, aber auch von Erich Mühsam,
der dasselbe Gymnasium mit gleichermaßen mangelndem Eifer wie Heinrich
und Thomas Mann besuchte. Der Heinrich-Mann-Experte Klaus Schröter hält
im Buddenbrookhaus einen Vortrag über den Untertan, und Peter Rühmkorf
liest aus Gedichten und Tagebüchern. Die Elke Rehder Presse stellt ihre
Bücher vor, und Henning Wendland führt seine Sammlung mit Holzschnitten
aus Büchern des 15. und 16. Jahrhunderts vor. In Hamburg stehen die
Kunstwissenschaftliche Bibliothek Warburg und die Staats- und
Universitätsbibliothek auf dem Programm. Ein Atelierbesuch führt zu
Roswitha Quadflieg und ihrer Raamin-Presse. In den neuen Vorstand werden
gewählt: der Lehrer Gunther Ball (Schriftführer), die Lehrerin Ursula
Lang (Schatzmeisterin), Hartmut Pätzke (Vorsitzender), die Graphikerin
Elke Rehder und der Physiker Bertram Winde (Stellvertretender
Vorsitzender). Die Zahl die Mitglieder erreicht rund 550 (Marginalien,
1998, H. 151). 1999 Im August und September zeigt die Staatsbibliothek
zu Berlin anläßlich des fünfte Todestages von Werner Klemke eine große
Werkausstellung, die Axel Bertram und Hartmut Pätzke vorbereitet haben
und Bertram auch gestaltet hat. Das Begleitbuch Werner Klemke. Wie man
Bücher durch Kunst (un-?)brauchbar machen kann übernimmt die
Pirckheimer-Gesellschaft von der Staatsbibliothek und reicht es, um
einen Bogen mit Einzeichnungen von Klemke in Büchern von Pirckheimern
erweitert, an die Mitglieder als Gabe. Der Gestalter Axel Bertram setzt
den Text in seiner hier erstmals verwendeten neuen Schrift „Lucinde“.
Das Jahrestreffen vom 18. bis 20. Juli führt nach Thüringen. In Saalfeld
und Rudolstadt versammeln sich gut hundert Teilnehmer, um Saalfeld
anläßlich des 1100jährigen Stadtjubiläums und die nahegelegene ehemalige
fürstliche Residenz Rudolstadt mit dem alles überragenden Schloß
Heidecksburg kennenzulernen. Neben Museums-, Bibliotheksbesuchen und
Stadtrundgängen beeindrucken Ausstellungen mit Stadtansichten aus dem
Besitz von Peter Rudolf Meinfelder und mit Graphiken zu mythologischen
Themen von Peter Arlt. Festvorträge von Peter Arlt und Carsten Wurm
gelten der Mythosadaption in der Moderne beziehungsweise der Geschichte
des bis 1993 in Rudolstadt ansässigen Greifenverlages (Marginalien,
1999, H. 155). 2000 Am 22. Juli tagt in Berlin eine
Mitgliederversammlung, in der über Meinungsverschiedenheiten zwischen
dem Vorstand und der Redaktion Marginalien einerseits und dem
Vorsitzenden andererseits diskutiert werden muß. In der intensiven
Aussprache wird der autokratische Leitungsstil von Hartmut Pätzke
kritisiert. Dem neu gewählten Vorstand gehören an: als Vorsitzender
WK (Historiker), als Stellvertretender Vorsitzender
Eckehart SchumacherGebler (Druck-Unternehmer), als Schatzmeister
Klaus-Dieter Paul (Angestellter), Schriftführerin Carla Villwock
(Landesgeschäftsführerin des Kulturbundes Brandenburg) und Peter Rudolf
Meinfelder (Archivar / Lehrer). Da die Förderung einer Arbeitskraft
durch den Senat ausgelaufen ist, muß der neue Vorstand seine Arbeit
erstmals in der Vereinsgeschichte ohne Sekretariat erledigen
(Marginalien, 2000, H. 159). Am 9. Dezember wird seit vielen Jahren auch
in Berlin wieder ein neuer Vorstand gewählt, dem die Bibliothekarin
Renate Gollmitz, der Historiker Jürgen Gottschalk und die Lehrerin
Ursula Lang angehören. Der alte Vorsitzende, Hartmut Pätzke, verläßt zum
Jahresende die Gesellschaft. Das Jahrestreffen gilt vom 15. bis 17.
September dem 500. Geburtstag von Johannes Gutenberg und seiner
Geburtsstadt Eltville am Rhein, wo in der Gutenberg-Gedenkstätte die
Alte Florentiner Druckpresse für die rund 100 Teilnehmer in Gang gesetzt
wird. Der Initiator des Treffens, der Eltviller Journalist Ferdinand
Puhe, hat eine Weinverkostung organisiert, die er zu einer Begegnung mit
der Weinkultur des Landes und dem mannigfaltigen Niederschlag des Weins
in der Literatur ausweitet. Der Festvortrag von Eva-Maria Hanebutt-Benz,
Direktorin des Gutenberg-Museums Mainz, führt zurück zu Gutenbergs
Erfindung vor dem Hintergrund der frühen ostasiatischen Drucktechniken.
Ein Ausflug nach Mainz bringt die Begegnung mit der Jubiläumsausstellung
im Gutenberg-Museum. Die Pirckheimer-Gesellschaft zählt in diesem Jahr
571 Mitglieder, die bislang höchste Zahl seit dem Aderlaß nach der
deutschen Vereinigung (Marginalien, 2000, H. 160). 2001 Der Leipziger
Bibliophilen-Abend begeht mit einer Festveranstaltung (Festvortrag
Dieter Beuermann) und einer opulenten, originalgraphisch ausgestatteten
Festschrift das zehnjährige Jubiläum seiner Wiedergründung. In einer
umfangreichen Ausstellung im „Haus des Buches“ können über 50
bibliophile Editionen gezeigt werden. Das Jahrestreffen vom 5. bis 7.
Oktober, das die kleinste Regionalgruppe und besonders Erhard Kunkel
vorbereitet haben, führt abseits von den großen kulturellen Zentren nach
Neustrelitz, einst Residenz eines der beiden mecklenburgischen
Fürstentümer. Ein literarisches und musikalisches Programm über
Mecklenburg-Strelitz in der Literatur, Ausstellungsbesuche und vor allem
eine Fahrt im Bus durch die herbstliche Feldberger Seenlandschaft zu
Hans Fallada nach Carwitz und Brigitte Reimann nach Neubrandenburg boten
den Teilnehmern einen reichhaltigen Überblick über Geschichte und
Gegenwart des Landes. Sie können Drucke der Neustrelitzer Graphiker
Cornelia Kestner (Graphik), Joachim Lautenschläger (ein Buch mit Texten
von Erhard Kunkel) und des Neubrandenburgers Otto Sander Tischbein
(Graphik) als Gaben mit nach Hause nehmen (Marginalien, 2002, H. 165).
Abschließend führt eine Dampferfahrt über die Seen rund um die Stadt.
2002 Die Pirckheimer finden sich vom 6. bis 8. September zum
Jahrestreffen im äußersten südöstlichen Zipfel Deutschlands zusammen, wo
sie sich in Herrnhut mit den kulturellen, bibliophilen und religiösen
Traditionen der Brüder-Unität und der Oberlausitz allgemein bekannt
machen. Eine Exkursion führt von dort in das nahegelegene Liberec
(Reichenberg), um den Neubau der Staatlichen Bibliothek mit einem
eigenen Bereich für die jüdische Gemeinde sowie tschechische Kunst des
20. Jahrhunderts in der Regionalgalerie kennenzulernen. Ein neuer
Vorstand wird gewählt, dem WK wieder als Vorsitzender,
Bernd Illigner (Angestellter) als Schatzmeister, Patrick Graetz
(Angestellter), Konrad Hawlitzki als Schriftführer und Hans-Udo
Wittkowski (Justizmitarbeiter) als Stellvertretender Vorsitzender
angehören (Marginalien, 2002, H. 168). 2003 Die Mitglieder erhalten in
diesem Jahr als Gabe eine Reminiszenz an die DDR-Kunst: Von Altenbourg
bis Zickelbein. Die Kabinettpresse Berlin 1965-1974 von Hans-Georg
Sehrt. Darin wird die von Lothar Lang im Selbstverlag herausgegebene
Reihe von Graphikmappen bibliographiert und einführend historisch
verortet. Das vom Verlag Faber & Faber übernommene Buch mit vielen
Abbildungen und einer Erinnerung von Lothar Lang ist mit zwei
Originalgraphiken von Dieter Goltzsche und Ronald Paris „getrüffelt“. Am
29. April setzen sich auf Initiative von Ferdinand Puhe, Journalist in
Eltville am Rhein, und Marita Hoffmann, Angestellte in Ludwigshafen,
sechs Pirckheimer in Hirschberg-Großsachsen am Fuße des Odenwalds
zusammen, um die Einrichtung einer Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar zu
beschließen. In zwangloser Folge treffen sie sich seither an wechselnden
Orten, um Vorträge zu hören, Sammlungen zu besichtigen und sich über
bibliophile Themen auszutauschen (Marginalien, 2005, H. 178). Die
Einladung zum Jahrestreffen vom 26. bis 28. September erging in diesem
Jahr aus einer jungen Metropole, dem 150jährigen Ludwigshafen, wo Marita
Hoffmann eine Tour durch Geschichte und Kultur der Chemiemetropole
organisiert hat. Zu den Höhepunkten zählen der Besuch im
Ernst-Bloch-Zentrum mit dem Archiv des aus Ludwigshafen stammenden
Philosophen und die Rundfahrt durch die Werke und Anlagen der die Stadt
beherrschenden BASF, ebenso eine Besichtigung des imposanten
Landesmuseums für Technik und Arbeit im nahegelegenen Mannheim mit
vielen Objekten aus der Geschichte des Buchdrucks. Eine außergewöhnliche
aufwendige und kunstvolle Gabe überreicht jedem Teilnehmer persönlich
der aus Ludwigshafen stammende Buchkünstler Robert Schwarz, ein
collagiertes Buchobjekt in Leporelloform mit Reminiszenzen an Ernst
Bloch (Marginalien, 2003, H. 172). Im Februar zieht der Vorstand mit dem
Büro von der Friedrichstraße in die Bornholmerstraße – der dritten Umzug
seit der deutschen Einheit. Wenige Monate zuvor mußte ein Lager in der
Garage von Stascha Kaiser, der verstorbenen Frau von Bruno Kaiser,
aufgelöst werden. 2004 Zu den Mitgliedern der Gesellschaft zählen seit
den Anfängen auch einige Bibliotheken und Museen, darunter das
Lindenau-Museum Altenburg. Es zeigt den Teilnehmern des Jahrestreffens
vom 10. bis 12. September eine Sonderausstellung zum 150. Todestag
seines Gründers Bernhard August von Lindenau und bietet gute Führungen
durch die Abteilungen mit Malerei und Keramik sowie vor allem durch die
Graphische Sammlung. Neben anderen Besichtigungen erfreut die
Pirckheimer eine Fahrt durch das alte Pleißnerland und Osterland nach
dem Dörfchen Tautenhain, wo Conrad Felixmüller einst lebte. Gestärkt an
einer Tafel mit Kaffee und Kuchen im Pfarrgarten, erhalten sie durch
Pfarrer Helbig eine sehr persönliche Deutung der sechs in der Kirche
hängenden Tafelbilder mit freien Interpretationen von biblischen Motiven
aus Felixmüllers Hand. Den Festvortrag mit Betrachtungen zum Begriff und
Wesen der Graphik hält der Altenburger Kunsthistoriker Dieter Gleisberg.
Die besonders reich bestückte Auktion mit außergewöhnlich gutem
Gesamtergebnis wird zur Hälfte zugunsten der ausgebrannten Weimarer
Herzogin Anna Amalia Bibliothek gespendet. Die Wahl zum Vorstand, vor
der es wie immer in den letzten Jahren vieler Vorabsprachen mit
potentiellen Kandidaten bedurft hat, bestimmt wieder WK als
Vorsitzenden, Peter Arlt (Kunsthistoriker) als Stellvertretenden
Vorsitzenden, Gabriele Ballon (Antiquarin) als Schatzmeisterin, Konrad
Hawlitzki als Schriftführer und Ferdinand Puhe (Journalist) als
Mitglied. Für 2005 verabreden sich Teilnehmer nach Nordhausen
(Marginalien, 2004, H. 176). Am 2. Februar begeht der Leipziger
Bibliophilen-Abend sein hundertjähriges Gründungsjubiläum mit einer
Festveranstaltung und einer Jubiläumsschrift. Zahlreiche Mitglieder der
Pirckheimer-Gesellschaft, auch von außerhalb Leipzigs, sind beim
Leipziger Verein Mitglied und deshalb beim Fest zugegen. Ebenso gut ist
das Verhältnis zum Berliner Bibliophilen Abend, der am 15. Januar des
kommenden Jahres seine Hundertjahrfeier begeht. Aus beiden Anlässen
erscheinen in den Marginalien historische Rückblicke (2004, H. 174, und
2005, H. 177). Nachbemerkung Mit diesem Rückblick sollen nur einige
Höhepunkte des Pirckheimer-Lebens in Erinnerung gerufen werden. Quellen
waren neben dem Pirckheimer-Archiv und wenigen Presseveröffentlichungen
vor allem die Zeitschrift Marginalien, in der regelmäßig Nachrichten und
Berichte über das Vereinsleben erschienen. Was dort keinen Eingang
gefunden hat, konnte nicht berücksichtigt werden. Einige Lücken wurden
mit Hilfe von Zeitzeugen geschlossen. Ergänzend wurden zu Rate gezogen:
Veröffentlichungen und Gaben der Pirckheimer-Gesellschaft und mit ihrer
Unterstützung entstandene Publikationen 1956-1991. Einleitung Horst
Kunze. Bibliographie Hartmut Pätzke. Berlin 1993; Fünfunddreißig Jahre
Bibliophilie in Leipzig. Die Leipziger Gruppe der
Pirckheimer-Gesellschaft 1956 bis 1991. Herausgegeben von Herbert
Kästner. Texte von Albert Kapr und Herbert Kästner. Leipzig 1991. ©
Carsten Wurm - Jede Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der
Zustimmung des Autors
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