Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft 1996
in Berlin Die Tagungsunterlagen und Gaben zum Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft
konnten am Freitag, dem 6. September 1996, ab 10 Uhr im Sekretariat in der
Friedrichstraße entgegengenommen werden. Es herrschte bald reger Andrang. Im
Wieland-Herzfelde-Archiv der Akademie der Künste gab Frau Christina Möller ab 11
Uhr einen informativen Einblick in den Nachlaß des Malik-Verlegers, der schon
1985 der Akademie übereignet worden war. In der Stiftung »Neue Synagoge -
Centrum udaicum« wurden Pirckheimer in zwei Gruppen durch die Ausstellung »Tuet
auf die Pforten ...« geführt. Die Ausstellung »Sammlerfreuden« in beiden Häusern
der Staatsbibliothek zu Berlin - PK wurde für die Teilnehmer des Berliner
Jahrestreffens am Nachmittag noch einmal gewürdigt, nachdem sie bereits am 7.
August durch Herrn Generaldirektor Dr. Antonius Jammers offiziell eröffnet
worden war. Das hohe Interesse an der Plakatsammlung der Staatlichen Museen zu
Berlin - PK in der Kunstbibliothek am Matthäikirchplatz wurde durch Frau Dr.
Anita Kühnel in zwei Einführungen befriedigt. Die Teilnehmer waren begeistert
und drückten vielfach ihre Dankbarkeit dafür aus, diese sonst kaum zugängliche
Sammlung kennengelernt zu haben. Am Abend las Günter de Bruyn aus »Vierzig
Jahre«, dem zweiten Buch seiner Autobiographie, im Lessingsaal der
Staatsbibliothek Unter den Linden. In seinen Begrüßungsworten konnte Herr
Generaldirektor Dr. Antonius Jammers auf einen Beitrag im »Rheinischen Merkur«
vom selben Tag verweisen, der klare Worte Günter de Bruyns für den Erhalt des
traditionsreichen Hauses der Staatsbibliothek Unter den Linden enthält, dessen
Existenz aufgrund von Sparmaßnahmen des Bundesrechnungshofes höchst gefährdet
ist. Seine Lesung begann Günter de Bruyn mit Erinnerungen an den 17. Juni 1953,
den er als Mitarbeiter des Instituts für Bibliothekswesen in einem Flügel der
Staatsbibliothek erlebt hat. »Vierzig Jahre«, - der Titel des Buches
korrespondierte auch zufällig mit der Geschichte der Pirckheimer-Gesellschaft,
die am 29. Januar 1956 im Café Budapest in Berlin gegründet wurde. Nicht zuletzt
deshalb war Berlin für die Pirckheimer aus allen deutschen Landen und aus der
Schweiz aus Anlaß des 40jährigen Bestehens der jüngsten der dreigroßen
bibliophilen Gesellschaften in Deutschland zum Tagungsort bestimmt worden. Sonnenwetter am Samstag und Sonntag
begünstigte das Treffen. Ca. 140 Teilnehmer und Gäste konnte der Vorsitzende der
Pirckheimer-Gesellschaft, Michael Faber (Leipzig), zur Festveranstaltung im
Kinosaal des Deutschen Historischen Museums begrüßen. Musikalisch umrahmt wurde
das Festprogramm durch Schüler des Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Gymnasiums,
Berlin-Mitte. Die »Grußbotschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin,
Eberhard Diepgen, anläßlich des Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft«
konnte als gutes Omen für das fünfte Jahrzehnt unserer bibliophilen Gesellschaft
aufgenommen werden. Prof. Dr. Christoph Stölzl, Generaldirektor des gastgebenden
Hauses, ging in seinem Beitrag »Geschichte und Geschichten« von Heinrich F.
Bachmair (1889-1960) aus, dem ersten Redakteur der »Marginalien«, auf dessen
Wirken er vielfach anläßlich der Vorbereitung der Ausstellung »Die Zwanziger
Jahre in München« 1979 im Münchner Stadtmuseum gestoßen war. Pasing bei München
- dort ist Prof. Stölzl aufgewachsen - diente zur Erinnerung an viele Namen, die
auch den Pirckheimern vertraut sind. Mitreißend war der Vortrag Dieter
Beuermanns über den »Berliner Verlagsbuchhändler Friedrich Nicolai (1733-1811)«,
der im Heft 144 der »Marginalien« (Heft 4/1996) nachzulesen ist. Nach einem wohlschmeckenden Mittagessen im
Haus der Kulturen der Welt begann die Mitgliederversammlung im Lessingsaal der
Staatsbibliothek. Der Rechenschaftsbericht des Vorstandes und der Finanzbericht
wurden wohlwollend aufgenommen. Vorstand und Revisionskommission wurden von
ihren Tätigkeiten entlastet. Ein neuer Vorstand wurde gewählt. Prof. Dr. Wolfram
Körner wurde einhellig aufgrund seiner besonderen langjährigen Verdienste um die
Pirckheimer-Gesellschaft zum Ehrenmitglied ernannt. Das Festessen im Prinzessinnensaal des
Opernpalais Unter den Linden ließ den Sonnabend auf höchst angenehme Weise
ausklingen. Am Sonntag sorgten Besuche im Bodoni-Museum in
Berlin-Mitte, in dem zu einem Werkstattgespräch mit Pirckheimer-Freund Werner
G. Kießig (MDE) eingeladen wurde, ein Ausflug nach Berlin-Friedrichshagen ins
Bobrowski-Zimer, ein Besuch bei Christian Ewald in der Katzengraben-Presse und
ein Ausflug ins Brandenburgische, zum Gerhart-Hauptmann-Museum in Erkner, zu
unserer Pirckheimer-Freundin Ute Wermer, für ein reichhaltiges Programm. Ein
Renaissance-Essen im Hause Kaemmel in Berlin-Grünau begeisterte Auswärtige. Der Dank der Pirckheimer-Gesellschaft und der
Teilnehmer des Jahrestreffens darf all denen ausgesprochen werden, die das
Treffen aktiv vorbereiten halfen. Die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft
Prof. Dr. Roland Berger, Prof. Albrecht von Bodecker und Prof. Matthias Gubig
erfreuten durch ihre großherzigen künstlerischen Beiträge. Herrn Dieter
Beuermann, Mitglied in der Pirckheimer-Gesellschaft, sei besonders für seine
großzügige Buchspende gedankt, die den Verleger Friedrich Nicolai noch einmal in
vielfältiger Weise betrachten läßt. Helmstedt, Braunschweig und Wolfenbüttel,
Dresden oder Hamburg wurden als wünschenswerte Orte für das Jahrestreffen 1997
genannt. Hartmut Pätzke